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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)
Autoren: Laura Amy Schlitz
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großes Fest! In dieser äußerst schwierigen Situation kann nur eine helfen: Miss Penelope Lumley, die zauberhafte Gouvernante der Swanburne Academy. Beherzt macht sie sich an die Arbeit und merkt bald, dass nicht jeder ihre Bemühungen unterstützt. Allen voran Lord Ashton ... Wie kann sie die Kinder vor ihm schützen?



 
    ES WAR NICHT MISS PENELOPE LUMLEYS erste Fahrt mit der Eisenbahn, aber zum ersten Mal reiste sie ohne Begleitung.
    Wie ihr vielleicht wisst, sind es zwei recht verschiedene Paar Stiefel, ob man allein oder in Begleitung reist. Menschen werden leicht ängstlich, wenn sie allein unterwegs sind. Insbesondere wenn sie auf dem Weg zu einem unbekannten Ort oder zu einem Vorstellungsgespräch sind oder (wie im Falle von Penelope Lumley) zu einem Vorstellungsgespräch an einem unbekannten Ort, der möglicherweise ein neues Zuhause werden könnte.
    Penelope hatte in der Tat allen Grund, ängstlich zu sein. Hier einige der sorgenvollen Gedanken, die ihr während der Reise durch den Kopf gingen:
    Würde sie rechtzeitig zu ihrem Vorstellungsgespräch in Ashton Place eintreffen oder würden vielleicht maskierte Räuber den Zug stürmen und die Fahrgäste als Geiseln nehmen? Nicht dass sie jemals persönlich einem Räuber begegnet wäre, aber sie hatte von derartigen Geschehnissen in Büchern gelesen und allein der Gedanke an einen Überfall verursachte ihr Gänsehaut.
    Würde sie die richtigen Antworten wissen, wenn ihre zukünftigen Arbeitgeber sie beispielsweise zu den Namen der Hauptstädte mittelgroßer europäischer Staaten befragten? »Die Hauptstadt von Ungarn ist Budapest«, hatte sie prompt in Gedanken zum Klickediklack der Eisenbahnräder aufgesagt. »Die Hauptstadt von Polen ist Warschau!«
    Würde man ihr nach der Ankunft Tee und Toast servieren? Und falls ja, würde sie sich ihr Kleid über und über mit Marmelade bekleckern und daraufhin weinend aus dem Zimmer laufen?
    Ihr seht, ängstliche Befürchtungen sind eine Vollzeitbeschäftigung, und noch dazu eine sehr ermüdende. Das erklärt vielleicht, warum Miss Lumley, obwohl ihr die Hauptstadt von Norwegen nicht einfiel und obwohl sie sich nicht im Sitz zurücklehnen wollte, damit ihr Haar nicht durcheinandergeriet, schließlich dem einschläfernden Schaukeln und Rumpeln des Zuges erlag. Zumindest vorläufig machte sie sich überhaupt keine Sorgen mehr, denn sie war tief und fest eingeschlafen.
    Genauer gesagt, war sie in einen Traum versunken, der sie in längst vergangene Zeiten trug, einen Traum, angefüllt mit Lachen und Schwarzwälder Kirschtorte und sonnengesprenkelten Wiesen, untermalt vom Zwitschern bezaubernder Vögel …
    »Miss? Miss?« Der Schaffner war neben ihr auf dem Gang stehen geblieben und sprach etwas lauter als gewöhnlich, um das durchdringende Kreischen der Zugbremsen zu übertönen.
    »Sind das die Räuber?«, rief Miss Lumley im Halbschlaf aus. »Dann werde ich kämpfen, auch wenn ich unbewaffnet bin!«
    »Miss, da sind keine Räuber.« Der Schaffner wirkte ziemlich verlegen. »Verzeihen Sie die Störung, aber wir erreichen den Bahnhof von Ashton. Darf ich Ihnen beim Ausladen des Gepäcks behilflich sein?«
    Wie eine sehr weise Frau (von der wir bald mehr hören sollen) einmal sagte: »Es gibt keinen besseren Wecker als eine peinliche Situation.« Und so war Miss Lumley, bereits als der Schaffner das Wort »Gepäck« aussprach, sehr viel wacher, als ihr lieb war. Hatte sie da gerade wirklich von Räubern gesprochen? Sie hatte öfter beobachtet, wie Katzen ungeschickt von Fenstersimsen geplumpst waren und dann einfach davonmarschierten, als sei ihnen das würdelose Missgeschick nie widerfahren. Miss Lumley erkannte, dass es das Klügste war, sich genau wie die Katzen zu verhalten: Am besten erwähnte sie die Räuber nie mehr.
    »Es sei Ihnen verziehen«, antwortete Miss Lumley, während sie aufstand. »Und ja, Sie dürfen.« Sie folgte dem Schaffner schwankend den Gang entlang, während der Zug schlingernd zum Stehen kam. Das frisch geschrubbte Gesicht des jungen Mannes lief puterrot an, als er ihren Schrankkoffer und die Reisetasche auf den Bahnsteig hievte.
    »Entschuldigen Sie nochmals, Miss!« Er streckte die Hand aus, um ihr beim Herabsteigen der steilen Metallstufen zu helfen. »Ich wollte nur nicht, dass Sie Ihre Haltestelle verpassen …«
    »Und wie Sie sehen, habe ich sie nicht verpasst.« Sie nickte ihm zum Dank zu und schüttelte dann den Kopf, als wollte sie sagen: »Wie lächerlich, miau! Zu denken, ich
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