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Cinema Erotica

Cinema Erotica

Titel: Cinema Erotica
Autoren: Ella Broussard
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Sam gar nicht in den Sinn, dass Maddie nicht zur Verfügung stehen könnte. Maddie nahm an, dass Sam nicht an Absagen gewöhnt war. Sie war völlig aus dem Häuschen. Es war Anfang Juni, also blieb ihr nicht viel Zeit, die Drehorte zu finden, denn für einen Kinofilm würde es viele verschiedene locations geben. Aber sie würde alles daran setzen, für Sam Pascali Zeit zu haben.
    »Eh, ja sicher, Sam. Ich würde gern dabei sein.«
    »Großartig. Ich lasse Ihnen die Details zufaxen, und meine Sekretärin wird Ihnen in den nächsten Tagen Bescheid geben, ob Sie den Auftrag haben, okay?«
    »Das klingt phantastisch, Sam. Ich danke Ihnen.« Maddie hatte noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da war die Leitung schon tot. Sam Pascali war offenbar ein sehr beschäftigter Mann, der nicht gern viele Worte machte.
    Maddie schaute verdutzt auf. Polly war von ihrem Teil des Büros gekommen, stand jetzt neben Maddie und hüpfte aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. Sie erinnerte Maddie an ein Schulmädchen, das die Spannung kaum noch ertragen konnte.
    »Ich kann es nicht glauben. Ich habe mit Sam Pascali gesprochen! Oh, mein Gott! Sam Pascali. Warte nur, bis ich das meinen Freundinnen erzähle«, rief Polly atemlos. »Und? Komm schon, raus mit der Sprache! Weshalb hat er angerufen?«
    »Er will mich für seinen nächsten Film anheuern, jedenfalls wenn ihm meine früheren Arbeiten gefallen. Oh, ich muss ihm gleich die Bänder zuschicken.«
    »Oh, mein Gott, oh, mein Gott«, wimmerte Polly. »Heißt das, du gehst in die Staaten, um mit Sam Pascali zu arbeiten?«
    »Nein, Polly, denn dafür würde er einen amerikanischen Scout engagieren, nicht wahr? Was weiß ich schon von amerikanischen Drehorten?« Maddie schüttelte den Kopf. Manchmal stand Polly ein bisschen lange auf der Leitung. »Im Spätsommer dreht er hier einen Film. Sag mal, wo haben wir die Bänder der letzten drei Filme, an denen wir für Channel Four mitgearbeitet haben?«
    Polly ging zu einem der Regale hinter ihrem Schreibtisch und zog sie heraus.
    »Wunderbar. Kannst du sie sofort per Kurier an diese Adresse in den USA schicken? Mit Eilporto, bitte. Sie müssen so schnell wie möglich da sein.«
    »Ja, Boss«, sagte Polly, plötzlich so ungewohnt geschäftsmäßig.
    Genau in diesem Moment betrat Freya, offenbar angelockt von der aufgeregten Stimmung, das Büro. »Was soll das ganze Geschrei?«, fragte sie und schielte über die Halbmondgläser ihrer Brille hinweg. Sie sah wie eine altmodische Schullehrerin aus.
    »Maddie hat gerade einen Anruf von Sam Pascali erhalten«, plapperte Polly, bevor Maddie eine Chance hatte, irgendwas zu sagen.
    »Oh, tatsächlich?« Dann fügte Freya hinzu: »Komm in mein Büro, da kannst du mir alles erzählen.«
    Maddie folgte Freya zu deren Büro, einem kleinen Raum auf der anderen Flurseite. Trotz ihrer Verärgerung über Freyas Art, wie sie die Geschäfte führte, mochte Maddie ihre Chefin. Freya war vielleicht fünfzig, vielleicht noch ein bisschen älter. Sie war eine liebenswürdige Person, hatte aber manchmal eine scharfe Zunge. Sie war eine der wenigen wahren Exzentriker, die Maddie kannte. Ihre drei Leidenschaften im Leben waren Arbeit, Katzen und die Klassiker unter den alten Sportwagen, von denen sie vier besaß. Als wenn ihr das nicht genügte, befand sie sich ständig auf der Suche nach weiteren für ihre Sammlung.
    Freya hatte ihr Geschäft in den sechziger Jahren gegründet und sich darauf spezialisiert, für Film- und Fernsehproduktionen die richtigen Drehorte zu finden. Lange Zeit hatte sie allein gearbeitet, aber als die Aufträge sich häuften, hatte sie Maddie angestellt. Erst kürzlich hatte sie drei weitere Mitarbeiter angeheuert: Polly, Miles, auch ein location manager, und Greg, ein Assistent. Das Geschäft blühte, hauptsächlich wegen der Renaissance der britischen Filmindustrie in den letzten Jahren.
    Freya hatte die Arbeit so eingeteilt, dass sie fast ausschließlich im Büro saß und mit der Verwaltung beschäftigt war. Maddie fand, dass dies eine vernünftige Lösung war; lächerlich, sich Freya bei Wind und Wetter draußen vorzustellen. Ihre langen grauen Haare waren fast immer in einem unordentlichen Dutt auf ihrem Kopf zusammengefasst. Selbst morgens schon waren etliche Strähnen den Klammern und Nadeln entflohen, die das Gebilde halten sollten, und im Laufe des Tages geriet der Dutt zum Spektakel, bis er sich schließlich ganz aufgelöst hatte.
    Nicht, dass Freya sich davon bei der Arbeit stören
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