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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Irgendwo, wo noch nie ein Mensch gewesen ist. Und das Angebot riecht förmlich danach.«
    Humboldt dachte eine Weile nach, dann seufzte er. »Na schön. Ich kann ja mal hören, was er zu sagen hat. Vielleicht habt ihr recht und es ist wirklich ein größerer Forschungsauftrag. Das würde mich schon reizen. Aber eines sage ich euch: Ich werde diesen Auftrag nicht für einen Appel und ’n Ei erledigen. Sprengler muss schon etwas springen lassen, sonst kann er sich seinen Expeditionsleiter woanders suchen.«

 
5
     
     
    Die Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin wirkte bereits von außen ziemlich beeindruckend. Eine dreiflügelige Anlage, die sich um den Ehrenhof Zu den Linden hin gruppierte, dazu die siebenachsigen Stirnbauten längs der Allee, die den Komplex noch beeindruckender aussehen ließen. Irgendwie einschüchternd, wie Oskar fand.
    Als die Kutsche vorm Hauptgebäude eintraf, läutete es vom nah gelegenen Berliner Dom zehn Uhr.
    Bert lenkte den Landauer durch das schmiedeeiserne Tor, vorbei an den Eingangspfeilern, die von steinernen Engeln mit Schriftrollen gesäumt waren und hinein in den Hof mit dem Droschkenplatz. Er stellte das Fahrzeug ab und half Charlotte und Eliza beim Aussteigen. Oskar schnappte nach dem Körbchen, in dem Wilma saß, und folgte den anderen. Ihre Ankunft wurde von einem Dutzend Studenten beäugt, die auf der Treppe saßen, Pfeife und Zigarren rauchten und den Sonnenschein genossen.
    »He Leute, kiekt mal den komischen Verein da. Was is ’n det für ’ne Truppe?«
    Drei Studenten, gekleidet in feine Anzüge und mit der typischen Mütze auf dem Kopf, kamen zu ihnen herüber. Angeführt wurden sie von einem groß gewachsenen Kerl mit einem Monokel im Auge. Breitbeinig versperrte er ihnen den Weg. Er hakte seine Daumen in die Hosenträger und schob seine Brust vor. Seine Schuhe blitzten im Sonnenschein.
    »Wo wollt ihr denn hin?«
    »Da rein«, erwiderte Humboldt kurz angebunden und wollte an dem Studenten vorbeigehen. Doch dieser hielt ihn zurück.
    »Ich fürchte, das könnte ein Problem geben.«
    »Zugang für Weibsvolk verboten«, ergänzte sein Genosse, ein kleiner Rothaariger mit schnarrender Stimme.
    »Und für Tiere sowieso«, sagte der andere und deutete dabei auf Wilma. »Ist schließlich kein Zoo hier.«
    »Wir haben einen Termin bei Direktor Sprengler«, sagte Humboldt. »Wenn Sie also so freundlich wären …« Noch einmal schickte er sich an, den Angeber zu umrunden, doch dieser streckte die Hand aus und tippte Humboldt vor die Brust. »Halt. Ohne meine Erlaubnis macht hier niemand einen …«
    Schritt hatte er vermutlich noch sagen wollen, doch dazu kam er nicht mehr. Mit einer Bewegung, zu schnell fürs Auge, packte der Forscher die Hand seines Widersachers und bog sie in einem schmerzhaften Winkel nach oben.
    Mit einem quiekenden Laut sackte der Mann auf die Knie. Seine Freunde wollten sich auf Humboldt stürzen, doch der hob nur seinen Spazierstock und ließ ihn in Kniehöhe durch die Luft sausen. Es gab zwei trockene Schläge, dann lagen die beiden wimmernd am Boden. Es ging alles so schnell, dass Oskar nicht genau sehen konnte, was passiert war.
    »Wollt ihr uns nun durchlassen?« Humboldts Stimme war ganz ruhig.
    »Ja, mein Herr«, wimmerte der Große, immer noch in gebeugter Haltung. »Was immer Sie wünschen. Wenn Sie bloß meinen Arm loslassen. Ich glaube, er bricht gleich.«
    Humboldt entsprach seinem Wunsch. Der Kerl sackte in sich zusammen und umklammerte seine geschundene Hand.
    »Sei unbesorgt«, sagte Humboldt. »So schnell bricht kein Arm, zuerst reißen immer die Sehnen.«
    Die restlichen Studenten waren mittlerweile auf sie aufmerksam geworden. Neugierig, aber in respektvollem Abstand, kamen sie näher. Keiner sagte ein Wort. In manchen Gesichtern entdeckte Oskar Schadenfreude, andere zeigten eine unverhohlene Abneigung. Eines war jedoch sicher: Für diesen Tag waren sie das Gesprächsthema Nummer eins.
    Humboldt wandte sich zu seinen Freunden um. »Wollen wir?«
    Als sie durch die Reihen der stumm glotzenden Studenten die Treppen zum Hauptgebäude emporschritten, sagte er: »Versteht ihr jetzt, warum ich gezögert habe, der Universität einen Besuch abzustatten?«
     

     
    »Herr von Humboldt?« Der junge Mann ergriff die Hand des Forschers und schüttelte sie heftig. »Mein Name ist Emil Körner, ich soll Sie zum Direktor begleiten. Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen. Ich gehöre zu Ihren glühendsten Bewunderern.«
    Humboldt erwiderte
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