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Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache
Autoren: A. J. Lake
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zog Pfeil und Bogen, die Waffen, die Cluaran ihm gegeben hatte, aus dem Heu und eilte aus der Scheune.
    Cluaran war längst verschwunden. Unschlüssig sah sich Adrian nach allen Seiten um. Er musste zu dem Platz in der Mitte der Stadt zurückkehren, denn dort begann bestimmt die nach Nordosten führende Straße. Am nördlichen Stadttor konnte er dann nach der Klause des Einsiedlers suchen.
    Verzweifelt rannte er los. Er gab sich keine Mühe mehr, sich zu verstecken. Alles war seine Schuld! Elsa war die ganze Zeit in Begleitung einer Person gereist, die unwissentlich ihren Aufenthaltsort an ihren Feind verriet. Denn sein Onkel würde ihn immer finden, er war mit ihm nicht nur durch ihre Fähigkeiten der Dunkelaugen verbunden. Vielleicht hatte Aelfred von vornherein gewusst, dass Adrian und die Kiste auf der Spearwa sein würden – obwohl er nicht wissen konnte, dass Adrian zu den beiden einzigen Überlebenden gehören würde. Wie musste er frohlockt haben, als sein Neffe zusammen mit der Kiste an Land gespült wurde, denn von jetzt an konnte er dem Schwert überallhin folgen.
    Adrian ging langsamer. Die Stadtmauer sah er noch nicht, aber er musste unbedingt etwas unternehmen! Bis er die Klause des Einsiedlers fand, konnte Orgrim mit Elsa alles Mögliche anstellen. Und selbst wenn er rechtzeitig eintraf, was sollte er tun? Er war nur mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Sein Onkel dagegen hatte sich bestimmt durch alle möglichen bösen Zauber geschützt.
    Da traf ihn der rettende Einfall wie ein Aufblitzen des Kristallschwerts.
    Ich brauche Pfeil und Bogen gar nicht – ich kann ihn in seinem eigenen Kopf bekämpfen!
    Er wurde noch langsamer und schickte auf der Suche nach seinem Opfer erneut sein Bewusstsein aus. Schon bald spürte er wieder Orgrims Gegenwart und den vertrauten bitteren Geschmack böser Gedanken. Diesmal spürte er allerdings noch etwas anderes – eine metallisch schmeckende Unschärfe, als hätte Orgrim um seine Gedanken eine Barriere errichtet.
    Ich komme trotzdem rein, gelobte sich Adrian. Cluaran hat recht. Ich lasse nicht zu, dass er Elsa umbringt, nicht solange die leiseste Chance besteht, sie zu retten! Wo immer Orgrim seine Gedanken versteckt, ich werde sie finden.
     
    Das Schwert sauste auf ihre rechte Hand nieder. Elsa stockte der Atem, doch die Klinge prallte von dem silbernen Handschuh ab.
    »Es schützt dich«, sagte Orgrim. Ein Anflug von Scheu schwang in seiner Stimme mit. Er schleppte das eiserne Kohlenbecken aus der Ecke her und klemmte Elsas Beine unter den Füßen des Beckens ein. Heiße Kohlen fielen neben ihr auf den Boden und Funken versengten ihr die Knie. Dann stellte Orgrim sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihren Schwertarm. »Versuchen wir es damit …«
    Plötzlich erstarrte er. Er verzerrte das Gesicht und stieß seltsame Wörter aus.
    In Elsa erwachte ein Hoffnungsfunke. »Adrian«, murmelte sie. Sie versuchte ein letztes Mal, den Arm vom Boden aufzuheben. Die Kraft des Schwertes strömte durch ihren Arm.
    Jetzt, Elsa! Schlag noch einmal zu und wir sind ihn los!
    Doch bevor die Klinge sich hob, besann Orgrim sich wieder und stellte auch noch den anderen Fuß auf ihren Arm. Elsa musste sich auf die Zunge beißen, um nicht laut herauszuschreien. Sie konnte die Hand nicht mehr bewegen und spürte nicht einmal mehr das Schwert, das, wie sie wusste, immer noch in ihren Fingern leuchtete.
    »Wie schafft er das?«, schimpfte Orgrim. »Ein halbwüchsiger Junge!« Er pfiff leise, und augenblicklich flog ein großer schwarzer Vogel, den Elsa für eine steinerne Skulptur gehalten hatte, von seinem Platz unter der Decke herunter und landete auf seiner Schulter.
    »Suche ihn«, sagte der Mann leise. Er drückte die schwere Tür mit der Hand auf und sah dem Vogel nach.
    »Jetzt bist du wahrscheinlich bereit, mir das Schwert zu geben«, sagte er.
    Elsa durchlief es kalt. Was würde der Vogel Adrian antun? War sie jetzt ganz allein?
    Du bist nicht allein, sagte die Stimme in ihrem Kopf, doch klang sie schwach, wie ein entferntes Wehen.
    Bleib bei mir! ,rief Elsa verzweifelt, doch sie bekam keine Antwort.
    »Dein Freund will dich retten«, sagte Orgrim. »Sagte ich schon, dass ich ihn als Kind kannte?«
    Elsa starrte ihn ungläubig an. »Wie das denn?«, krächzte sie.
    Orgrim lächelte spöttisch. »Adrian ist mein Neffe. Er war immer so anhänglich, der kleine Dummkopf. Der lässt dich nicht allein sterben. Was mir gut passt, weil er mir noch einen letzten Dienst erweisen kann, bevor er
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