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Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache
Autoren: A. J. Lake
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Schilde führte, aber beweisen konnte es bisher keiner. Der König vertraut Orgrim bedingungslos.«
    »Ich weiß noch nicht genau, was er angerichtet hat. Aber wenn Ihr nach Beweisen sucht, dass er Schlimmes im Schilde führte, seht Euch hier einmal um, Hauptmann Cathbar.«
    Der Hauptmann ließ den Blick durch die Klause wandern – zu dem eisernen Gestell, an das Orgrim Elsa geschnallt hatte, zu dem Schwert des Zauberers, das auf dem Boden lag und dessen Klinge abgekühlt war und sich zu einem stumpfen Grau verfärbt hatte, zu den in Elsas Arm eingeritzten Zeichen und schließlich zu dem zusammengekrümmt auf dem Boden liegenden Mann.
    Cathbar nickte. »Ja, damit können wir ihn sicher überführen.«
    Der Sänger bückte sich zu seinem Ranzen und steckte einen kleinen, in Sackleinen eingewickelten Gegenstand hinein, den er an die Brust gedrückt hatte. Über den Ranzen gebeugt, verharrte er einen Moment. Zu Adrians Erstaunen war sein Gesicht kreideweiß. Dann begann er ganz leise zu sprechen. Seine Worte waren an jemand gerichtet, der nicht anwesend war.
    »Ich habe es gefunden! Aber das Mädchen hätte ich beinahe nicht mehr retten können. Es tut mir leid.«
    Cathbar hustete und Cluaran hob erschrocken den Kopf, als habe er die anderen vergessen. Er machte den Ranzen zu, stand auf und trat zu einem steinernen Sims, auf dem eine Reihe von Büchern stand. Elsa und Cathbar folgten ihm, nur Adrian konnte sich nicht von der gefesselten Gestalt auf dem Boden lösen. Ihr Gesicht hob sich als helles Oval vom Dunkel ab. Es zeigte keinerlei Ausdruck mehr, weder Hochmut noch eine sonstige Regung.
    Vorsichtig berührte Adrian die Augenlider des Zauberers. Hinter ihnen herrschte nur noch Nacht. Jedes Bewusstsein schien verschwunden.
    »Aelfred«, flüsterte er. Der Mann drehte das Gesicht weg. Adrian wandte sich von der Hülle ab, die einst sein Onkel und der bewunderte Bruder seiner Mutter gewesen war und den er in Gallien hatte besuchen sollen, und ging zu den anderen. Seine Augen brannten vor unterdrückten Tränen.
    »Damit hat alles angefangen«, sagte Cluaran gerade und zeigte auf ein dickes, in schwarzes Leder gebundenes Buch. Das Leder war vom Alter grünlich geworden und schimmelte an den Rändern. »Mit dem Buch der Nekromantie, das Orgrim den Ratsmitgliedern gestohlen hatte.«
    Elsa nickte. »Aagard hat davon erzählt. Er sagte, das Buch enthalte Zaubersprüche, mit denen man Drachen beschwören könne.«
    Cluaran kniff die Augen zusammen. »Drachen – und anderes.« Er fuhr mit dem Finger den Buchrücken hinunter und zuckte zurück, als hätte er sich die Hand verbrannt. Er wickelte seine Hand in den Saum seines Mantels und zog das Buch aus dem Regal.
    Dabei fiel ein zweites, dünneres Buch heraus. Es sah neuer aus als das Buch mit den Zaubersprüchen, aber weniger sorgfältig gemacht. Es bestand im Grunde nur aus einem Stoß dicker Seiten, die man mit einem Faden zusammengebunden hatte.
    Cluaran schlug seinen Mantel über die beiden Bücher. »Ich zeige euch gleich noch mehr, aber nicht hier drinnen.«
    Er ging an ihnen vorbei zur Tür. Adrian warf einen letzten Blick auf Orgrim. Sein Onkel hatte Drachen beschworen.
    Orgrim machte ein leises Geräusch, als bekomme er keine Luft. Adrian kehrte zu ihm zurück, kniete neben ihn und überlegte, was er sagen sollte. Er beugte sich über ihn und fuhr entsetzt zurück.
    Orgrim lachte.
     
    »Dieses Buch enthält Zaubersprüche des Beschwörens und Bindens. Solche Sprüche haben eine ganz eigene Macht, sogar auf einem Blatt Papier. Komm dem Buch nicht zu nahe, Adrian.«
    Adrian war aus der Klause gestürzt und zu ihnen getreten. Er wirkte erregt, doch Elsas Blick wurde wie magisch von dem alten Buch angezogen. Cluaran hatte es auf einen flachen Stein in einiger Entfernung von der Klause gelegt. Er öffnete es und eine Staubwolke stieg auf. Mit einer Mischung aus Faszination und Widerwillen betrachtete Elsa die Seiten. Sie konnte nicht lesen, doch unter der kleinen, krakeligen Handschrift sah sie spiralige Muster, die sie an die Zeichen erinnerten, die Orgrim in ihren Arm geritzt hatte. Die Muster auf den Seiten schienen sich zu bewegen. Elsa bekam eine Gänsehaut und sah rasch weg.
    »Ich habe von Büchern noch nie besonders viel gehalten«, brummte Cathbar neben ihr missmutig. »Lieber knöpfe ich mir Orgrim noch mal vor. Vielleicht redet er.« Er stapfte zur Klause zurück.
    Adrian blickte Cluaran über die Schulter. »Um Taragor … zu wecken …«, las er stockend.
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