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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis
Autoren: Christopher Ross
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Frank Whittler …«
    »Woher willst du denn wissen, dass er unterwegs ist?«
    »Ich weiß es einfach, Ted!« Den Wolf erwähnte sie nicht.
    Clarissa umarmte Ted und Rose zum Abschied und verabschiedete sich auch von den anderen Hochzeitsgästen, mit denen sie näher bekannt war. Sie erntete verständnislose Blicke und neugierige Fragen, die sie weder beantworten konnte noch wollte und entdeckte Tränen in den Augen des Ladenbesitzers, als sie ihn freundschaftlich umarmte. Williams Lake und seine Einwohner hatten ihr eine neue Heimat gegeben, und niemand verstand, warum sie die vertraute Umgebung und die Unterstützung, die sie dort hatte, gegen das gefährliche und unstete Leben in der Wildnis aufgab. George vermutete, dass mit Rose eine neue Herrin auf die Yellow Rose zog und sie ihr nicht im Weg stehen wollte, und sie ließ ihn in dem Glauben. Zum Teil stimmte es ja auch. Nur Ted und Rocky gehörten wirklich auf die Ranch, und wenn eine Frau dort das Regiment führte, dann die Ehefrau eines der Cowboys.
    »Ich bringe dich zur Ranch«, bot sich Rocky an. Sie waren mit dem Pritschenwagen gekommen und hatten die Pferde auf der Ranch gelassen. »Polka tanzen kann ich in zwei oder drei Stunden auch noch.« Er blickte zu Becky hinüber, die lachte und ihm zu verstehen gab, dass sie auf ihn warten würde.
    Clarissa verabschiedete sich noch einmal von Ted und Rose. »Bei euch ist die Yellow Rose in den besten Händen. Ich wette, Jimmy freut sich darüber.«
    »Pass auf dich auf, Clarissa! Soll ich nicht doch …«
    »Feiert schön, Ted! Ich wünsche euch alles Glück dieser Welt!«
    Sie erreichten die Ranch am frühen Nachmittag. Wie jedes Mal, wenn sie vor das Haupthaus fuhr oder ritt, sprang ihr Rusty aufgeregt entgegen, nur dass er diesmal noch lauter bellte und sich gar nicht mehr von ihr trennen wollte, als sie vom Kutschbock stieg und ihm den Nacken kraulte. Anscheinend ahnte er, dass sie die Ranch für immer verlassen würde. »Es geht nicht anders, Rusty«, sagte sie, »ich muss euch leider verlassen. Aber du bekommst ein neues Frauchen, und die ist bestimmt genauso freundlich zu dir wie ich.«
    Während Rocky ihren Schecken sattelte, lief sie in ihr Blockhaus und vertauschte ihr Kleid und den Mantel mit dem Reitrock und der gefütterten Felljacke. Ihr Besitz war kaum angewachsen, er passte in die beiden Satteltaschen, die sie vor dem Treck von Flagler bekommen hatte. Im Ranchhaus deckte sie sich mit Vorräten für einen längeren Ritt ein. Ihr blieb nicht viel Zeit. Bones war nervös gewesen und hatte zur Eile gemahnt, so kam es ihr jedenfalls vor, und sie wollte so schnell wie möglich aufbrechen. Selbst wenn sie sich das Erscheinen des Wolfes nur eingebildet hatte … Manchmal war sie nicht mal sicher, ob es ihn überhaupt gab … selbst dann hätte sie so gehandelt. Jede Faser ihres Körpers verriet ihr, dass Gefahr nahte. Ihr blieb keine Zeit.
    Sie packte das Buffalo-Bill-Magazin in die Satteltaschen, verschloss sie und verließ das Haus. Rocky wartete bereits mit dem Schecken, der freudig schnaubte, als er sie witterte. Sie schnallte die Satteltaschen auf den Rücken des Pferdes und stieg in den Sattel. »Leb wohl, Rocky«, verabschiedete sie sich von dem Cowboy, und sag auch Ted und Rose, dass ich sie vermissen werde.«
    Ohne ein weiteres Wort trieb sie den Schecken an und ritt zum nahen Waldrand. Rusty rannte eine Weile neben ihr her, spürte deutlicher denn je, dass sie nicht mehr zurückkehren würde, und gab erst auf, nachdem sie den vereisten Bach überquert hatte. Sie drehte sich nicht mehr um, hielt den Blick stur geradeaus gerichtet und hielt ihr Gesicht in den böigen Flockenwirbel. Es fiel ihr schwerer, die Yellow Rose zu verlassen, als sie gedacht hatte. Sie hatte sich heimisch auf der Ranch gefühlt, hatte gern den Haushalt geführt und besonders die Arbeit mit den Rindern genossen. Schon auf dem Fischkutter ihres Vaters hatte sie gespürt, welche Herausforderung es für sie bedeutete, sich mit den Launen der Natur anzulegen, und es spielte für sie dabei keine Rolle, mit welchen Elementen sie es zu tun bekam: dem endlosen Ozean oder der zerklüfteten Bergwildnis im westlichen Kanada. Sie war kein City Girl wie die vornehmen Ladys im West End, sie brauchte die unverfälschte Natur.
    Sie hatte beschlossen, denselben Trail wie vor einem halben Jahr mit den Rindern zu nehmen, auch wenn der Schnee dort höher lag und Pinto sich besonders in den Tälern schwertun würde. Die Chancen, dort Frank
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