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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis
Autoren: Christopher Ross
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erhalten.«
    Sie selbst würde die Yellow Rose verlassen, sobald Ted und Rose heirateten und die Tochter des Roadhouse-Besitzers auf die Ranch zog. Ted hatte sich ein Herz gefasst und seinem Mädchen ordentlich ins Gewissen geredet, und sie hatte anscheinend nur auf sein entschlossenes Vorgehen gewartet. Auch ihr Vater war einer Hochzeit anscheinend nicht mehr abgeneigt, was aber wohl eher daran lag, dass Ted kein Cowboy mehr, sondern ein respektabler Rancher war. »Wenn der wüsste, dass ich als Rancher genauso wenig wie als Cowboy verdiene, würde er sicher anders reden«, sagte Ted grinsend.
    Noch verriet Clarissa den Cowboys ihre Pläne nicht. Was hätte sie ihnen auch sagen können? Dass sie jeden Abend vor dem Schlafengehen in ihrer Hütte am Fenster stand und sehnsuchtsvoll zum Waldrand blickte, in der Hoffnung, Alex dort auftauchen zu sehen? Wenn er noch am Leben war und erfahren hatte, dass nicht mehr nach ihnen gesucht wurde, konnte es nicht mehr lange dauern, bis er auftauchte. Sie hatte inzwischen eine deutliche Spur hinterlassen, und es würde ihm bestimmt nicht schwer fallen, sie zu finden. Doch als er sich nach einigen Wochen noch immer nicht blicken ließ, befiel sie jedes Mal ein ängstliches Zittern, wenn sie aus dem Fenster blickte, und ihre Gedanken wanderten zu Frank Whittler. Hatte er noch immer nicht aufgegeben? War er nach seiner Niederlage zu einem verbitterten Rächer geworden, der auch nicht davor zurückschreckte, Alex und sie umzubringen? Noch nie hatte es eine solche Ungewissheit in ihrem Leben gegeben.
    Was sie jedoch nicht sah, waren die geschmeidigen Bewegungen eines mageren Wolfs, der unablässig durch die Wälder strich und stets in ihrer Nähe blieb.

39
    Wenn der Bankdirektor jemals darauf spekuliert hatte, die Yellow Rose Ranch könnte ohne ihren ehemaligen Besitzer bankrott gehen und ihm preiswert in die Hände fallen, sah er sich bald getäuscht. Ted und Rocky, beide hervorragende Cowboys, die auch vom Rindergeschäft einiges verstanden, machten sein Fehlen durch ihren noch größeren Einsatz wett, unterstützt von Clarissa, die inzwischen zu einem passablen Cowgirl geworden war und sogar einigermaßen mit dem Lasso umgehen konnte. Ihre Hoffnung, ohne einen Kredit in den gefürchteten Winter gehen zu könne, war nicht unberechtigt.
    Das Wetter konnte nicht besser sein. Im Frühjahr schien meist die Sonne, aber einige kräftige Regenfälle ließen das Gras noch höher als sonst wachsen, und die Rinder, vor allem aber die Kälber, gediehen prächtig und würden beim nächsten Viehtrieb einen noch höheren Preis erzielen. Auf den Weiden wuchs so viel Gras, dass sie im Spätsommer zwei junge Männer einstellten, die ihnen halfen, genug Heu für den Winter zu schneiden, und sie einen Teil an einen Rancher jenseits des Fraser verkaufen konnten. Bei der Einzahlung in der Bank handelte Clarissa einen noch besseren Kredit für die Ranch heraus, dank ihres Charmes und weil es inzwischen noch eine zweite Bank in Williams Lake gab, die ebenfalls an den Einlagen der Ranch interessiert war.
    In der Stadt war Clarissa eine angesehene Frau. Sogar der Pfarrer hielt inzwischen große Stücke auf sie, nachdem er anfangs etwas besorgt gewesen war, weil sie mit drei und später zwei Männern auf einer einsamen Ranch lebte. Erst als er auf der Yellow Rose zum Abendessen eingeladen war und gesehen hatte, dass sie in einer eigenen Hütte schlief, war er zufrieden gewesen. Mister Higgins und der Bankdirektor respektierten sie wegen ihres Verhandlungsgeschicks, im Fraser Café mochte man sie, weil sie die besten Eier verkaufte, und George vom General Store hatte sie schon vom ersten Tag an gemocht.
    Constable Leland D. Ryker grüßte sie bei jeder Begegnung höflich und schüttelte bedauernd den Kopf, wenn sie nach Alex fragte. Er hatte sich nirgendwo gemeldet, und niemand hatte ihn gesehen. Falls er wirklich tot war, würde sein Leichnam wohl für immer verschollen bleiben. Die gleiche Reaktion zeigte er, wenn sie nach Frank Whittler fragte. Nach einem ausführlichen Gespräch mit seinem Vater hatten die Northwest Mounted Police und die Stadtpolizei von Vancouver darauf verzichtet, ihn wegen Irreführung der Behörden anzuzeigen, und interessierten sich nicht mehr für ihn. Wo er sich im Augenblick aufhielt, vermochte niemand zu sagen. Von seinen Kollegen in Vancouver hatte der Mountie lediglich erfahren, dass er die Villa seiner Eltern verlassen hatte und dass sein Vater ihn nicht mehr
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