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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis
Autoren: Christopher Ross
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war Bones? Hatte ihr Schutzgeist sie verlassen?
    »Setzen Sie sich doch«, forderte der Mountie sie freundlich auf. Er begab sich hinter seinen Schreibtisch und bot ihr den Besucherstuhl an. »Kaffee?«
    »Was gibt es?«, fragte Clarissa verwundert.
    Er wartete, bis sie saß, und nahm ebenfalls Platz. »Ich weiß natürlich schon länger, dass Sie die steckbrieflich gesuchte Clarissa Howe sind«, begann er nach einer kurzen Pause. »Und glauben Sie mir, ich hätte nicht gezögert, Sie festzunehmen, wenn Sie sich tatsächlich eines Verbrechens schuldig gemacht hätten.« Er gestattete sich ein schwaches Lächeln. »Aber die Kollegen in der Zentrale hatten schon länger ihre Zweifel an Mister Whittlers Darstellung der Ereignisse und ermittelten heimlich gegen ihn – ein großes Wagnis, wie Sie sich vorstellen können. Immerhin ist sein Vater einer der führenden Männer der Canadian Pacific und einer der reichsten Männer des Landes. Aber inzwischen hat sich die Sache von selbst aufgeklärt. Heute Morgen ging ein längeres Telegramm an alle Dienststellen der Northwest Mounted Police. Die Haftbefehle gegen Sie und Alex Carmack, falls er noch leben sollte, sind mit sofortiger Wirkung aufgehoben. Frank Whittler hat gestanden. Nicht freiwillig, wie Sie sich bestimmt denken können, sondern unter Zwang. In dem Telegramm standen keine Einzelheiten, aber ich weiß, dass seine Hochzeit mit dieser jungen Frau aus Ontario geplatzt ist, weil er das neue Dienstmädchen der Familie belästigt hat. Ausgerechnet seine Verlobte erwischte ihn auf frischer Tat. Sie ließ die Hochzeit sofort absagen und zwang ihren Verlobten, in aller Öffentlichkeit zuzugeben, auch Sie belästigt und den Diebstahl nur erfunden zu haben. Um es sich mit der Canadian Pacific und ihren Kunden nicht zu verderben, distanzierte sich Thomas Whittler von seinem Sohn und setzte ihn vor die Tür. Wenn die Gerüchte stimmen, bekommt er ein bescheidenes monatliches Gehalt für sein Nichtstun, sonst nichts. Wie ich die Whittlers kenne, wird er wohl auch sein Erbe abschreiben können.«
    Clarissa hörte fassungslos und mit wachsendem Erstaunen zu und hatte Tränen in den Augen, als der Mountie mit seinem Vortrag fertig war. »Soll das … Soll das heißen, dass ich frei bin? Dass ich nicht mehr gesucht werde?«
    »Genau das soll es heißen, Miss.« Der Mountie gefiel sich anscheinend in seiner Rolle als Überbringer guter Nachrichten. »Ich möchte Sie aber dennoch bitten, sich vorzusehen. Frank Whittler könnte auf die Idee kommen, sich an Ihnen rächen zu wollen. Ich halte natürlich die Augen offen, aber wie Sie wissen, kann ich nicht überall sein. Haben Sie etwas von Alex Carmack gehört?«
    »Sie mögen ihn nicht, Constable, nicht wahr?« Von den guten Nachrichten beschwingt, konnte sie sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen. »Ich hatte mich tatsächlich auf dem Schlitten versteckt, als Sie ihn im Winter auf der Wagenstraße anhielten, erinnern Sie sich? Er ist ganz anders, als Sie denken.«
    »Das hoffe ich für Sie, Miss. Haben Sie Kontakt zu ihm?«
    »Noch nicht«, räumte sie ein. »Ich hoffe, er erfährt von Whittlers Geständnis und lässt sich bald hier blicken. Und Sie lassen gefälligst Ihre spöttischen Bemerkungen, wenn Sie ihm begegnen. Und wenn er zehn Mal eine nackte Frau durch den Saloon getragen hat. Das würde er heute nicht mehr machen.«
    »Sie sind eine resolute Frau, Miss Howe.«
    »Bleibt mir was anderes übrig in diesem Land?«
    Clarissa verabschiedete sich von dem Mountie und verließ sein Büro. Als freie Frau, die keine Angst mehr vor einer Verfolgung durch die Polizei zu haben brauchte, fühlte sich die frische Luft noch besser an. Ich bin Clarissa Howe und habe mir nichts zuschulden kommen lassen, hätte sie am liebsten gerufen. Endlich war sie frei, am Ende hatte die Gerechtigkeit doch gesiegt.
    Sie überquerte die Straße und sah den Pritschenwagen der Yellow Rose vor dem Gemischtwarenladen stehen. Ted und Rocky waren bereits dabei, Vorräte aufzuladen. »Alles in Ordnung«, signalisierte sie ihnen, als sie ihre besorgten Mienen sah. Sie verriet ihnen, was der Mountie berichtet hatte.
    »Gute Nachrichten«, kommentierte Ted wie immer knapp.
    »Es sei denn, Whittler will sich an dir rächen«, überlegte Rocky.
    Ted winkte ab. »Mit dem werden wir leicht fertig. Wenn es sein muss, schleife ich ihn an den Haaren in die Stadt und werfe ihn zu den Schweinen hinter dem Saloon. Mit den fetten Biestern versteht er sich sicher
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