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KR088 - Ich fing den Fänger

KR088 - Ich fing den Fänger

Titel: KR088 - Ich fing den Fänger
Autoren: Delfried Kaufmann
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Ich hatte mit Millionären nicht besonders viel im Sinn. Schließlich ist es einem Mann, der seine Haut für hundert Dollar die Woche zuzüglich Spesen zu Markte trägt, nicht übelzunehmen, wenn ihm die Burschen mit den geschwollenen Brieftaschen unsympathisch sind, die kalt lächelnd eine seinem Wocheneinkommen entsprechende Summe als Trinkgeld auf die Bartheke eines Luxusnachtklubs flattern lassen.
    Ich war in meiner bisherigen Laufbahn mit solchen Geldhexern Gott sei Dank noch nicht zusammengestoßen, vielleicht ausgenommen die Gebrüder Means, aber bei denen stammten die Millionen Dollar, die sie besaßen, aus der eigenen Druckerei.
    Im Übrigen aber teilte ich durchaus die Meinung der Allgemeinheit. Ein Millionär war für mich ein wandelnder Geldschrank, hart und kalt, wie solche Panzertresore sind, mit einem Gemüt aus Stahl und einem Herzen, das sich durch Abwesenheit auszeichnet.
    Schlagartig änderte sich das. Auf einmal wimmelte es um mich herum von Millionären, und ich machte im Laufe der Geschichte die Feststellung, dass unter einer zolldicken Panzerung von Hundertdollarnoten die Seele eines Mannes in die gleiche jämmerliche Verfassung geraten kann wie bei jedem armen Schlucker aus der 98. Straße. In gewisser Weise war natürlich mein Chef, Mr. High, oberster Boss des New Yorker Sektors der Bundespolizei, daran schuld. Oder richtiger gesagt, mein verflixter Beruf als G-man.
    Wir hatten gerade John Forester zur Strecke gebracht, als Mr. High meinem Freund Phil und mir in seinem Büro einen kleinen Vortrag hielt. Er wollte uns auf eine Sache ansetzen, die uns einfach aus dem einen Grund nicht besonders behagte, weil ganz Amerika mit Eulenaugen auf den Fall des Fängers starrte. Jeder Polizist durfte sich als moralisch toten Mann betrachten, der die Sache aufgriff und zu keinem guten Ende zu bringen fähig war. Es handelte sich um Kindesentführungen, Kidnapping, wie wir sagen, aber nicht um einen einzelnen Fall, sondern gleich um eine ganze Serie. Und es gab zwei Morde dabei.
    »Die Sache liegt so, Jerry und Phil«, sagte Mr. High und wanderte in seinem Zimmer auf und ab. »Anfang des Jahres wurde der Sohn des alten Blasford aus dem Greenwood Park entführt. Bobby hieß der Junge. Sie schnappten ihn auf eine raffinierte Weise. Er ging mit seinem Hauslehrer im Park spazieren. Es gibt dort einen Pferdeverleih zu einem Rundritt. Bobby Blasford durfte zweimal in der Woche einen solchen Ritt machen. Es fiel natürlich nicht auf, dass der Gäuleverleiher diesmal ein anderer Mann war als sonst. Der Hauslehrer, der nicht reiten konnte, blieb zurück, und der kleine Bobby wurde nicht mehr gesehen. Dann entwickelte sich die Geschichte folgerichtig. Der alte Blasford bekam den üblichen Brief.
    Fünfzigtausend verlangte der Entführer, und das Schreiben war unterzeichnet mit den Worten ›Der Fänger‹. Daher hatte der ganze Fall seinen Namen. Wir konnten natürlich nicht eingreifen, solange sich der Junge noch in den Händen seines Entführers befand. Blasford bezahlte die Summe genau nach Vorschrift, das heißt, er ließ den Sack mit den Zehndollarnoten über einer Waldlichtung südlich von Hickberry abwerfen. Die Polizei war informiert, aber wir konnten nichts unternehmen, denn die Drohung in dem Brief besagte eindeutig, dass Bobby bei der kleinsten polizeilichen Maßnahme getötet werden würde. Zwei Tage nach Abwurf des Geldsackes wurde der Junge schmutzig und verwahrlost auf der Autobahn zwischen New York und Chikago gefunden. Er konnte nichts aussagen, als dass der Mann, mit dem er zusammen fort geritten war, ihn an den Rand des Parkes geführt hätte. Dort wären plötzlich Männer mit Gummimasken über den Gesichtern aus einem Auto gestürzt, hätten ihn hineingezerrt und ihm sofort die Augen verbunden. Die Binde hat er die ganze Zeit seiner Gefangenschaft über getragen und sich erst selbst abgenommen, als man ihn aus dem langsam fahrenden Wagen auf die Autobahn stieß.«
    »Scheußliche Schweinerei, mit einem Kind so umzugehen«, knurrte Phil.
    »Zwei Wochen nach der Rückkehr Bobby Blasfords verschwand der achtjährige Reginald Farm, Sohn des Besitzers der Farm-Kaufhäuser. Der Junge befand sich im Wagen seines Vaters mit einem Chauffeur auf dem Wege zum Landsitz der Familie. An einer einsamen Stelle stand ein schwarzer Lincoln-Wagen, dessen Fahrer um Hilfe winkte. Der Chauffeur hielt, stieg aus und bekam einen Hieb über den Schädel. Als er aufwachte, war Reginald Farm verschwunden. Es wiederholte
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