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KR088 - Ich fing den Fänger

KR088 - Ich fing den Fänger

Titel: KR088 - Ich fing den Fänger
Autoren: Delfried Kaufmann
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komme eben aus dem Hause McLean. Sie behandeln mich dort, als habe ich das Kind geraubt. Sie wollen keinen Polizisten sehen. Sie wollen zahlen, nichts anderes als so schnell wie möglich zahlen, um den kleinen Fips zurückzubekommen. Sie haben Angst, es könne ihm etwas geschehen, wenn sie nur mit einem Beamten sprechen. Mit Mühe und Not konnte ich erfahren, dass der Hubschrauber morgen früh um neun Uhr startet. Das Geld haben sie sofort nach Erhalt des Briefes von der Bank geholt.«
    »Fliegen Sie mit?«
    Er lachte kurz auf. »Dumme Frage, Cotton. Der alte McLean würde mich eigenhändig erschießen, wenn ich mich in das Flugzeug drängen wollte.«
    Ich biss mir auf die Lippe und überlegte.
    »Der Hubschrauber hat doch zwei Piloten, Holder«, sagte ich dann. »Können Sie es nicht arrangieren, dass ich den Platz des zweiten Piloten einnehme? Ich nehme nicht an, dass McLean den Mann persönlich kennt, und wenn er ihn kennen sollte, kann man ihm immer noch erzählen, dass ein Austausch nötig war.«
    Ich merkte, wie mein Kollege am anderen Ende zögerte.
    »Haben Sie einen Auftrag, Cotton?«, fragte er vorsichtig. »Der Chef hat mir nichts davon gesagt.«
    Für alle Fälle beschloss ich, Mr. High auch gegenüber Holder zu decken.
    »Der Chef weiß nichts davon, aber Sie tun mir einen Gefallen, der sich vielleicht rentiert. Haben Sie keine Sorge. Ich werde nicht aus der Luft eine Attacke gegen den Fänger reiten. Ich möchte mich nur informieren, wie eine solche Geldübergabe verläuft. Reden Sie mit dem Piloten.«
    Er schien immer noch nicht begeistert zu sein, aber er stimmte zu.
    Ich widmete mich erneut dem Studium meiner Akten. Robert Holden rief erst zwei Stunden später wieder an.
    »Ich habe mit dem Piloten gesprochen«, erklärte er. »Gegen dreihundert Dollar Sonderspesen ist er bereit, Sie mitzunehmen, aber er droht, Sie aus dem Hubschrauber zu stoßen, wenn Sie irgendetwas unternehmen, das ihn verraten könnte. – Seien Sie morgen früh um acht Uhr dreißig in der Umkleidekabine vierzehn des Ostflugplatzes. Der Pilot heißt Michael Myer.«
    ***
    Ich ließ am anderen Morgen den Jaguar im Stall und fuhr in einem Taxi los. Phil übernahm die wenig dankbare Aufgabe, unser Büro einzurichten und gegebenenfalls auf Kunden zu warten. Er brummte und verlangte, ich solle ihm wenigstens erlauben, eine hübsche Sekretärin zu engagieren.
    Mr. Myer befand sich bereits in der Umkleidekabine, als ich dort eintraf. Er war ein schwerer wortkarger Mann, der mich prüfend musterte und dann knurrte: »Ich hoffe, Sie verstehen wenigstens so viel vom Fliegen, dass Sie nicht unangenehm auffallen. Und unterstehen Sie sich, plötzlich eine Kamera aus der Tasche zu zaubern und fotografieren zu wollen!« Offenbar hielt er mich also für einen Reporter.
    Ich schob ihm einen Umschlag zu, in dem sich dreihundert Dollar befanden. Er steckte ihn wortlos ein und warf mir als Gegenleistung eine Fliegerkombination herüber.
    Der Teil des Flugplatzes, der den Hubschraubern Vorbehalten war, lag etwas abseits, aber ich sah schon von weitem die Menschenmenge, die sich, mühsam von einem Kordon uniformierter Polizisten zurückgehalten, dort drängte. Ich fluchte innerlich. Zweihundert oder mehr Reporter würden im nächsten Augenblick ihre Kameras auf mich richten, und am Abend würde mein Bild in allen Zeitungen New Yorks erscheinen.
    Zum Glück rettete mich der mürrische Mr. Myer, der offenbar auch keinen Wert auf sein Bild in der Öffentlichkeit legte. Er produzierte eine Zeitung aus seiner Kombination, riss sie in zwei Hälften, reichte mir die eine. Wir hielten sie vor das Gesicht, stürmten im Laufschritt vorwärts und enterten den Hubschrauber, während uns die Journalisten die gröbsten Beschimpfungen zuriefen, weil wir unsere holden Antlitze verdeckten.
    Die Glaskanzlei der Maschine war mit Vorhängen versehen, die man zuziehen konnte. Ich beeilte mich, die Zugvorrichtung zu betätigen. Durch den Spalt konnte ich sehen, was draußen vor sich ging.
    Die Reporter waren außer Rand und Band. Da ihnen die eine Beute entgangen war, knipsten sie den Hubschrauber, als sei er das rarste Ding von der Welt.
    Minutenlang knatterten die Blitzlichter wie ein Maschinengewehr. Dann flaute das Feuer ab. Ich sah mich nach Luck Frew um.
    Ich weiß nicht, warum er mir plötzlich ins Gedächtnis kam, aber ich erwartete, ihn in der ersten Reihe zu sehen. Ich tastete jedes der Gesichter ab, aber ich konnte ihn nicht entdecken. Merkwürdigerweise
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