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KR088 - Ich fing den Fänger

KR088 - Ich fing den Fänger

Titel: KR088 - Ich fing den Fänger
Autoren: Delfried Kaufmann
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wünschen.«
    Er drückte uns beiden die Hand.
    Draußen auf der Straße stand mein Jaguar, den ich mir kurz vor der Forester-Sache in einem Anfall von Wahnsinn gekauft hatte.
    Während wir hineinkletterten, meinte Phil: »Es passt eigentlich nicht zu unserem Chef, eine Verantwortung von sich abzuschieben.«
    »Du Idiot«, sagte ich und fuhr an, »sage mir freundlichst, welche Verantwortung Mr. High von sich abgeschoben hat! Die offizielle vielleicht, aber die moralische Verantwortung vor dem Gewissen trägt er mehr als wir, denn diese Form des Sondereinsatzes ist seine Idee. Und du glaubst doch wohl nicht, dass Mr. John D. High sich vor einer moralischen Verantwortung drückt! Wenn wir patzen, Phil, dann haben wir nicht nur das Kind auf dem Gewissen, das vielleicht unseren Fehler mit seinem Leben bezahlen muss, sondern auch noch unseren eigenen Chef.«
    Phil antwortete nicht. Er rieb sich nur nachdenklich das Kinn.
    ***
    Noch im Laufe des gleichen Tages führte ich einige Telefongespräche mit Häusermaklern, die mir ein für unsere Zwecke geeignetes Büro vermitteln sollten. Einer bot mir drei Räume in der Nähe der 5. Avenue an, und das schien mir die richtige Gegend, wenn man bedenkt, dass jeder Millionär, der ein bisschen auf sich hält, ein Haus in der Straße besitzt.
    Ich fuhr am späten Nachmittag hin und sah mir den Laden an. Es handelte sich um ein Haus respektabler Größe, aber was mich in erster Linie bewog, die drei Räume zu mieten, war die Tatsache, dass man vom dritten Zimmer aus mittels einer Feuerleiter durch den engen Hof gelangen konnte.
    Nach Abschluss des Vertrages fuhr ich zu meiner Wohnung zurück, wo ich mich mit Phil verabredet hatte. Er sollte inzwischen einige Anzeigen in den Zeitungen aufgeben und dafür sorgen, dass unser Unternehmen einen Telefonanschluss erhielt.
    Ich steuerte sachte durch das Broadway-Gewühl und überlegte mir, dass ich mir wohl besser ein schlichteres Auto anschaffen sollte, denn der Jaguar erregte zuviel Aufsehen.
    An der St.-Pauls-Kirche fiel mir ein Zeitungsjunge auf, der wie am Spieß brüllte. Die Leute quirlten um ihn herum und rissen ihm die Blätter aus der Hand. Es war eine Extraausgabe des »Evening Standard«. Diese Zeitung machte augenblicklich das Rennen unter den Blättern Amerikas in allen Dingen, die mit Kriminalfällen zu tun hatten. Ich kannte den Polizeireporter des Blattes flüchtig von einer kurzen Begegnung. Er hieß Luck Frew und war ein fixer Junge.
    Ich stoppte den Wagen kurz am Rand und ließ mir eines der Blätter geben. Schon ein Blick auf die balkendicke Überschrift verriet mir, worum es sich handelte:
    Lösegeldbrief für Fips McLean eingetroffen.
    Ich beeilte mich, nach Hause zu kommen, stellte den Wagen in der Garage ab und ging die wenigen Schritte zu meiner Wohnung. Auf der Treppe schon las ich das Extrablatt. Der Brief mit der Aufforderung zur Zahlung des Lösegeldes war im Wortlaut abgedruckt, und wenn der Journalist sich den Text nicht aus den Fingern gesogen hatte, musste er über gute Beziehungen verfügen. Das Schreiben lautete:
     
    Mr. John McLean, Ihr Sohn befindet sich in meiner Hand, und es geht ihm gut bis auf ein wenig Heimweh nach seinen Eltern. Ich verlange die Auszahlung von fünfzigtausend Dollar. Beauftragen Sie einen Hubschrauber, die Gegend um Losborne in der Höhe von zweihundert Yard zu überfliegen. Er wird dort an einer bestimmten Stelle ein weißes Tuch als Markierungspunkt ausgebreitet erblicken. Über diesem Platz sind die fünfzigtausend Dollar in Zehndollarscheinen, in einen Seesack gepackt, abzuwerfen. Zwei Tage, nachdem sich das Geld in unserer Hand befindet, werde ich Ihren Sohn freilassen. Ich warne Sie davor, die Nummern der Scheine zu notieren. Ich werde beide Tage zu einer Überprüfung benutzen. Sollten Sie irgendwelche Maßnahmen ergriffen haben, die meine Festnahme zum Zweck haben, so werden Sie Ihren Sohn trotz der Zahlung des Lösegeldes nicht mehr Wiedersehen.
    Der Fänger
     
    Der Rest des Extrablattes bestand aus Bildern des verschwundenen Jungen, der untröstlichen Eltern sowie aus Schilderungen der Einzelheiten und einem bösartigen Angriff auf die Behörden.
    Phil wartete bereits. Er besaß einen Schlüssel zu meiner Bude wie ich einen zu der seinen. Ich warf ihm die Zeitung zu.
    »Er hat sich gemeldet«, sagte ich. »Er verlangt die üblichen Fünfzigtausend. Ich wundere mich, dass er bei dem guten Gang seines Geschäftes die Preise noch nicht erhöht hat.«
    Phil überflog die
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