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Chimaeren

Chimaeren

Titel: Chimaeren
Autoren: Vampira VA
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    Wie ein Stein stürzte sie bodenwärts. Ihre rudernden Arme fanden keinen Halt mehr in den Lüften.
    Der Aufprall löschte ihr Denken aus. Das letzte, was sie vor der Ohnmacht wahrnahm, war das Splittern ihrer Knochen .
    ... und das erste, was sie beim Erwachen aus der Bewußtlosigkeit spürte, war ein Kitzeln in der Nase.
    Sie öffnete die Augen - und wollte nicht glauben, daß es heller Tag war.
    Aus allen Richtungen kamen Stimmen, sogar Kinderlachen .
    Nach und nach kehrte die Erinnerung zurück. Sie hatte das Haus und Darren verlassen, um die Ursache der magischen Erscheinung über dem Taronga-Zoo zu ergründen. Dann war sie von einem unsichtbaren Hammer getroffen und in die Tiefe geschmettert worden.
    Offenbar hatten ihre Selbstheilungskräfte mehrere Stunden gebraucht, um die erlittenen Verletzungen zu »reparieren«. Ein dumpfer Schmerz pochte noch unter ihrer Schädeldecke, und ein leichtes Ziehen in Armen und Beinen verriet, daß hier gerade erst wieder zusammengewachsen war, was bei einem normalen Menschen das Hundertfache an Zeit gebraucht hätte .
    Vorsichtig richtete sie sich auf.
    Und blickte ins Gesicht eines frech grinsenden Jungen, der neben ihr saß und einen Grashalm in der Hand hielt.
    »Hallo«, sagte er.
    »Hallo«, erwiderte Lilith. »Hast du mich geweckt?«
    »Du hast wirklich geschlafen?« »Was dachtest du denn?«
    »Ausgeruht.«
    »Ausgeruht . Ja, so könnte man es auch nennen. Woher kommst du? Wo sind deine Eltern?«
    »Drüben bei den Alligatoren.«
    Lilith versteifte sich. Auch diese Erinnerung kehrte zurück.
    »Kannst du mir sagen, wie spät es genau ist?«
    »Kurz vor Mittag. Wir gehen gleich Fish and Chips essen . mmmh.« Der Junge rieb sich den Bauch.
    Lilith sortierte ihre Gedanken und Erinnerungen. Alles war so grotesk normal. Der Zoo hatte offenbar wie jeden Tag geöffnet, ungeachtet dessen, was vergangene Nacht geschehen war.
    Was ist denn geschehen?
    Wenn das Phänomen am Himmel das einzige Vorkommnis geblieben war, gab es auch gar keinen Grund, den Park nicht wie sonst üblich zu öffnen.
    Und sehr viel mehr als den seltsamen Wolkenwirbel hatte Lilith nicht gesehen.
    Plötzlich war sie sich nicht einmal mehr sicher, ob das, was sie in den Fängen des Alligators erkannt zu haben glaubte, auch wirklich Leichenteile eines Menschen gewesen waren.
    Sie hatte keine Gelegenheit mehr, ihre Erinnerung zu hinterfragen. Aus der Nähe erklang ein schriller Schrei.
    »Meine Mom ...!« Erschrocken sprang der Junge hoch und lief los. Lilith rappelte sich auf und folgte ihm.
    Kurz darauf wußte sie, daß sie sich nicht getäuscht hatte.
    Und die Tierpfleger, die sich an diesem Morgen über den geringen Appetit der Alligatoren gewundert hatten, bekamen den Grund dafür nachgereicht.
    Fast unscheinbar lag die beringte Hand im Uferschlamm. Neben einer träge ins Licht blinzelnden Echse .
    *
    In Sekundenschnelle hatte sich ein Pulk von entsetzten Menschen vor der Mauerumfassung gebildet. Lilith sah Bedienstete des Zoos heraneilen.
    Dann hörte sie Schreie aus einer anderen Richtung, ein gutes Stück entfernt - noch entsetzter. Nein, nicht nur entsetzt, sondern voller Todesangst!
    Das Idyll zeigt sein wahres Gesicht , dachte sie, während sie zu rennen begann. In dieselbe Richtung, die sie auch vergangene Nacht eingeschlagen hatte, bevor sie jäh abgestützt war.
    Im Taronga-Zoo waren viele gegensätzliche Landschaften zu finden: sanft ansteigende, grasbewachsene Hügel, auf denen Bänke zum Verweilen und Picknicken einluden, ebenso wie steil aufragende Felsstrukturen. Auf einem dieser künstlich erschaffenen »Berge« hatte letzte Nacht das Fanal geprangt.
    Und von dort ertönten jetzt die immer lauter, immer panischer werdenden Schreie, gemischt mit einem Gebrüll, das Lilith Schlimmstes vermuten ließ.
    Es hörte sich an, als wäre ein Raubtier aus seinem Käfig ausgebrochen und fiele nun bis dahin arglose Besucher an!
    Der tatsächliche Grund, mit dem sie wenig später konfrontiert wurde, verschlug selbst ihr den Atem.
    *
    Was . war das? Ein Tier?
    So ein Tier gab es nicht!
    So ein Tier hat es früher nicht gegeben, korrigierte Lilith sich selbst. Aber an der Realität des Monstrums hegte zumindest der Mann, auf dem es kauerte, keine Zweifel. Es mußte überraschend aufgetaucht sein und sich wahllos ein Opfer aus der Schar der Besucher herausgeklaubt haben ...
    Der Mann war noch am Leben. Wer immer bei ihm gewesen war -falls ihn jemand begleitet hatte - war geflohen. Hatte angesichts
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