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Chimaeren

Chimaeren

Titel: Chimaeren
Autoren: Vampira VA
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dem, was sie getan hatte - und vielleicht noch tun würde. Offenbar stimulierte der Nervenkitzel genau die Saite in ihm, die er im Alltag stets unterdrückt hielt.
    Sie kennt mich besser, als ich mich selber kenne.
    Es war vollkommen verrückt.
    Ihm schien es, als wäre sie vorhin fest entschlossen gewesen, ihn ebenfalls ohne Wimpernzucken zu erschießen .
    . bis sie ihre Seelenverwandtschaft gespürt hatte.
    Das redest du Narr dir verdammt noch mal ein!
    Wahrscheinlich tat er das. Aber spielte es jetzt noch eine Rolle?
    Stumm und ergeben folgte er der brutalen Fremden, die keine moralischen Schranken zu kennen, zumindest aber nicht zu akzeptieren schien.
    Durch eine sperrangelweit offenstehende Tür, hinter der vage Helligkeit lockte, gelangten sie ins Innere des Berges, der künstlich angelegt worden war. Als Attraktion für Besucher und Touristen.
    Der Zweck, dem er momentan diente, war ein anderer - einer, der Craigs Herz noch höher schlagen ließ als ohnehin schon.
    Hätte er Prognosen für den weiteren Verlauf dieser Nacht abgeben sollen, wäre ihm wohl einiges Bizarre eingefallen. Aber kaum, daß er Doktor Frankenstein begegnen würde, dem wahnsinnigen Genie, das nur in einer Gruselerzählung existierte - und das dennoch soeben, vor den Augen von Craig und einer Schar anderer Zuschauer, wie besessen Gott spielte.
    Indem es die Schöpfung nach seinen Vorstellungen veränderte .
    *
    Lilith landete zwischen Tiergehegen und üppiger Vegetation.
    Der Taronga-Zoo, erkannte sie intuitiv. Auch in dieser Hinsicht waren die beiden Jahre, die sie im Schoß des Hauses nachgeholt hatte, hilfreich gewesen. Das gewaltige Sydney war ihr vertraut geworden. In den 98 Jahren, die sie zuvor träumend in der magischen Obhut von 333, Paddington Street zugebracht hatte, waren andere Ta-lente in ihr geweckt und gefördert worden. Bei ihrem ersten Erwachen hatte sie sämtliche irdischen Sprachen und Schriften beherrscht, ob noch gebräuchlich oder nicht. Aber sie hatte jedes Talent, jede Fähigkeit erst entdecken und für sich erschließen müssen.
    Diesmal war es anders.
    Diesmal war sie sich bewußt, was ihre persönlichen Anlagen in den vergangenen zwei Jahren vervollkommnet hatte.
    Nur an Gelegenheiten, jede neue Gabe zu erproben, mangelte es noch.
    Lilith bedauerte es nicht. Sie wußte, daß Gelegenheit auch Gefahr bedeuten würde.
    Als läge ein blutroter Schimmer darüber, nahm sie ihre Umgebung wahr. Das Dunkel der Nacht hatte für sie eine andere Qualität als für normale Menschen. In jeder Finsternis gab es noch genügend Restlicht, das ihre Augen aufspüren und verwerten konnten.
    Über einer kleinen Gruppe von Eukalypthen schien jenes Phänomen zu »stehen«, das sie aus der Paddington Street hierher gelockt hatte.
    Eine Art Wirbel, ein rotierender Schlauch aus brodelnder Schwärze, die selbst Liliths Augen nicht zu durchdringen vermochten. Einer Windhose ähnlich, aber nicht so beweglich, sondern auf einen Punkt fixiert und von keiner der üblichen Erscheinungen begleitet.
    Es herrschte Windstille .
    Die Ruhe vor dem Sturm?
    Was ging hier vor? Lilith versuchte sich einen Reim auf die Ereignisse seit ihrem zweiten Erwachen hier in Sydney zu machen.
    Es ist, als wäre ich erwartet worden, dachte sie, und für ein paar Sekunden wurde ihr das Herz eng, holten die Ereignisse vor dem Zweijahresschlaf sie noch einmal mit Macht und aller damit verbundenen Emotion ein.
    Sie versuchte eine Antwort auf die drängendste aller Fragen zu finden: Woher, aus welchem geheimen, nicht einmal von Gott ein-sehbaren Schlupfloch, waren diese neuen Vampire gekrochen?
    Sie schüttelte den Kopf. Es wurde ihr selbst kaum bewußt. Starr blickte sie in die Lanze aus Finsternis, die sich von einem erhöhten Punkt des Zoogeländes aus in den mitternächtlichen Himmel bohrte.
    Lilith spürte untrüglich, daß Magie im Spiel war. Um ein natürliches Phänomen handelte es sich definitiv nicht.
    Aber wer hätte ein solches Schauspiel inszenieren können - und warum?
    Sie wollte der Sache auf den Grund gehen. Bevor es andere taten, die Magie nur aus Märchen und Legenden kannten. Denn lange würde das Phänomen, das wie ein drohend ausgestreckter Finger in die Nacht hineinragte, nicht unbemerkt bleiben. Auch wenn es in der Dunkelheit für menschliche Augen schwieriger zu erkennen war als für Lilith.
    Nachdenklich registrierte sie die seltsame Lähmung, die alles Getier des Zoologischen Gartens befallen zu haben schien. Nur aus einiger Entfernung hörte
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