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Chili Con Knarre

Titel: Chili Con Knarre
Autoren: J. B. Stanley
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Coelho. Die schlichte Reinheit des Schreibstils hatte eine beruhigende Wirkung auf James und lenkte ihn davon ab, im Geiste Pläne zu erstellen, die er am Morgen schon wieder vergessen hatte. Kurz vor Morgengrauen schlief James mit dem Bild eines großen Caravans ein, der mitten in der unendlichen Sahara
stand. Er ließ den weiten, von Sternen übersäten Himmel, der sich über die stille Wüste spannte, auf sich wirken. Da sein Zimmer ihm so kalt vorkam wie eine Wüstennacht, glaubte James fast, er läge neben dem Schäferjungen der Coelho-Geschichte.
    Er hatte gerade mal zwei Stunden geschlafen, als ihn das Klappern von Töpfen und Pfannen unten in der Küche weckte.
    Völlig durcheinander drehte James den Wecker in seine Richtung und musste entsetzt feststellen, dass es schon fast acht Uhr war. Wenn er sich jetzt nicht beeilte, kam er zu spät zur Arbeit.
    »Paps!«, rief er beim Betreten der Küche.
    Sein Vater, Jackson Henry, hatte sämtliche Bratpfannen, Bräter und großen Töpfe aus dem Schrank geholt und auf dem Fußboden verteilt. Ein Karton mit Eiern und ein Becher Milch standen offen auf der Küchentheke, ein in weißes Papier gewickeltes Päckchen aus der Delikatessenabteilung von Food Lion hatte er auf den Tisch geworfen. Milchpfützen, mehrere kaputte Eier, ein Stück Butter und geraspelter Cheddarkäse sorgten auf dem Fußboden für ein Minenfeld aus Milchprodukten.
    Ihre schöne Küche, die Jackson dank der Einnahmen aus dem Verkauf seiner Ölgemälde komplett hatte renovieren lassen, war ein einziges Schlachtfeld. Angesichts dieses Durcheinanders fiel es James schwer nachzuvollziehen, wie ein derart griesgrämiger Mensch Vögel und ihre natürliche Umgebung so anrührend und realistisch malen konnte. Wie schaffte es ein so schroffer und launischer Mensch, eine solche Heiterkeit und Anmut hervorzubringen?

    »Wo ist denn diese gottverdammte gute Bratpfanne?«, wollte Jackson wissen, als er die Anwesenheit seines einzigen Kindes bemerkte. »Wie soll ich denn ohne eine Pfanne Frühstück machen? Und du schläfst in den Tag hinein, als wärst du in einem schicken Hotel und müsstest nicht zur Arbeit, sondern könntest den ganzen Tag am Pool sitzen und köstliche, mit hübschen kleinen Schirmchen verzierte Drinks vor dich hin süffeln.«
    Trotz seiner Müdigkeit versuchte James, sich ein Lächeln zu verkneifen. Manchmal hatten die kindischen Anfälle seines Vaters durchaus etwas Amüsantes. »Hast du Hunger, Paps?«
    Jacksons buschige Augenbrauen zogen sich zu einer einzigen buschigen Linie zusammen. »Ich bin schon seit zwei Stunden auf und arbeite im Schuppen.« James fiel auf, dass sein Vater niemals das Wort »Malen« benutzte. Wenn er sich draußen im Schuppen einschloss, »arbeitete« er bloß, genauso als würde er sich noch immer seine grüne Schürze umbinden und sich auf den Weg zum familieneigenen Betrieb, dem Haushalts- und Eisenwarenladen machen, der vor ein paar Jahren von einer der riesigen Ketten von Heimwerkermärkten aufgekauft worden war.
    »Natürlich habe ich Hunger«, erwiderte Jackson säuerlich.
    James betrachtete den übersäten Fußboden. »Lass mich sauber machen, dann koche ich dir was, aber es muss schnell gehen.« Er sah seinen Vater an. »Wenn du mithelfen würdest, könnte ich nämlich schneller mit dem Kochen anfangen, weißt du.«
    »Ha! Du wirst es nicht schaffen, ohne diese Pfanne
irgendwas zu brutzeln, was des Runterschluckens wert wäre.« Jackson schmollte und zeigte keinerlei Absicht, sich am Saubermachen beteiligen zu wollen.
    Die Pfanne, von der sein Vater sprach, war eine der wenigen, die noch vom ursprünglichen Set, das seine Eltern zu ihrer Hochzeit bekommen hatten, übrig geblieben war. Jackson glaubte fest daran, dass alles Essen besser schmeckte, wenn es in einer dieser alten Pfannen zubereitet wurde. James teilte diese Meinung, obwohl er nicht verstehen konnte, warum das so war. Die Kochfläche jeder dieser Pfannen sah aus, als hätte eine Bärenklaue sie zerkratzt, und die orangefarbene Beschichtung außen war an so vielen Stellen abgeplatzt, dass die Pfannen aussahen, als wären sie in Tigerfelle gewickelt. Doch alles, was James’ geliebter Mutter, die vor über einem Jahr plötzlich an Herzversagen gestorben war, etwas bedeutet hatte, war ihrem Ehemann und ihrem Sohn gleichermaßen kostbar.
    »Ist ja gut, Paps. Diese Pfanne ist im Geschirrspüler. Siehst du?« Er klappte die Spülmaschinentür auf und deutete auf das saubere Geschirr darin.
    Jackson
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