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Chili Con Knarre

Titel: Chili Con Knarre
Autoren: J. B. Stanley
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Augenblick tauchte der Kellner völlig unbemerkt auf und legte die Rechnung auf eine Tischecke,
bevor er sich geräuschlos wieder entfernte, ohne das Geschirr abzuräumen. Offensichtlich hatte er mitbekommen, wie sich die Stimmung der Speisenden verändert hatte.
    Lindy begann in ihrer Tasche zu kramen.
    »Das geht auf mich, vergiss das nicht«, schalt Lucy sie. »Denn es gehört sich schließlich, dass wir das Ereignis feiern«, ergänzte sie ein wenig zögernd.
    Lindy zog einen Zeitungsfetzen aus ihrer Tasche. »Das wissen wir doch, Lucy, und wir sind so stolz auf dich. Du bist die Einzige, die sich auf eine größere Veränderung freuen kann, auf ein neues Kapitel in deinem Leben. Wir übrigen fühlen uns, als würden wir immer noch im selben Sumpf stochern.« Sie strahlte ihre Freunde mit ihrem Hundert-Watt-Lächeln an. »Ich kann zwar nicht viel ändern, aber ich kann in unsere Essensverabredungen wenigstens wieder etwas Schwung bringen.«
    »Oh, wie wunderbar!«, kreischte Gillian. »Wie willst du das denn machen, meine Liebe, wie denn?«
    »Einmal die Woche, am Samstagabend werden wir uns einen Pausentag in unserer Schlankheitskur genehmigen«, verkündete Lindy. »Während der restlichen Woche werden wir bei der gesunden, leichten Kost bleiben, doch an den Samstagen lassen wir es krachen!« Ihre braunen Augen zwinkerten verheißungsvoll. »Packt eure Koffer, meine Freunde, denn wir werden uns auf eine kulinarische Weltreise begeben!« Ihre Augen überflogen den Zeitungsabschnitt. »Nun, jedenfalls in die spanisch sprechende Welt, also seht zu, dass ihr frisch gewaschen seid und eure Autos aufgetankt sind. Am nächsten Samstag brechen wir zu einem neuen Abenteuer auf!«

    Obwohl er nicht die leiseste Ahnung hatte, was Lindy damit sagen wollte, ertappte James sich dabei, dass er spontan zu klatschen anfing. Das war die Veränderung, auf die er gehofft hatte. Er hatte zwar keine Vorstellung davon, worin diese bestand, aber er war dazu bereit. Jedenfalls würde sie ihm erlauben, das aufzuschieben, was er am meisten fürchtete: Lucy ein Ultimatum zu stellen.

3
    Virginiaschinken
    1275 mg Natrium
bei 90 g

    James öffnete im Dunkeln seine Augen. Er rollte sich auf die Seite und versuchte die Uhrzeit zu entziffern, aber die neongrünen Zahlen verschwammen mit dem schwarzen Hintergrund. Während er nach seiner Brille tastete, bemächtigte sich ein vertrautes Klopfen seiner Schläfen. Wieder waren Kopfschmerzen im Anmarsch. James guckte durch die wasserfleckigen Gläser seiner Brille auf die Uhr. 2:14. Er ließ seinen Körper platt zurück aufs Bett fallen und schloss die Augen. Müdigkeit verspürte er keine.
    Seufzend warf er die Decke zurück und schlüpfte mit seinen kalten Füßen in ein paar abgerissene Pantoffeln. Dann streifte er seinen Bademantel über und ging auf Zehenspitzen durch sein Zimmer auf den Flur hinaus, obwohl er auf einer Bongo trommelnd hätte durchs Haus marschieren können, ohne den Schlaf seines Vaters auch nur im Geringsten zu stören. Der alte Herr kann bei der Kakophonie seines eigenen Schnarchens rein gar nichts hören ,
sagte sich James, während er die Badezimmerbeleuchtung einschaltete. Er versorgte sich mit vier Ibuprofen -Flüssiggelkapseln und studierte die Verpackung im trüben Licht.
    »Es sollte mal jemand einen Ibuprofen -Drink erfinden«, wandte er sich brummelnd an die Gummiente, die auf dem Badewannenrand saß. »Den könnte man dann in allen Kaffeebars, Bierkneipen, Billardsälen und Bibliotheken vertreiben.« Er füllte sich ein Glas aus dem Wasserhahn und spülte die Kapseln hinunter.
    Zurück in seinem Zimmer sah er erneut auf die Uhr. 2:21. Es würde wohl wieder eine lange Nacht werden. James hatte in der vergangenen Woche schon drei dieser Art durchgemacht. Er wurde nach ein paar Stunden Schlaf abrupt wach, unruhig und gleichzeitig dösig. Dann umkreiste er in Gedanken die Ereignisse des Tages, erstellte Listen von Aufgaben, die in der Bibliothek auf Erledigung warteten, überlegte, was er zum Frühstück essen wollte, und gab sich Fantasien hin, bei denen Lucy ihm ihre Wohnungstür in einem hauchdünnen weißen Seidenkleid öffnete und mit verführerisch geschürzten Lippen lächelnd einlud einzutreten. Auf diese Vision folgte unmittelbar der Kopfschmerz. Heute allerdings war der Kopfschmerz noch vor der Lucy-Fantasie aufgetreten.
    Um 3:35 gab James es auf, schaltete seine ans Kopfteil des Bettes geklemmte Leselampe ein und vertiefte sich in Der Alchemist von Paulo
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