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Chili Con Knarre

Titel: Chili Con Knarre
Autoren: J. B. Stanley
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das weiche Polster ihrer Schenkel vorzustellen. Wie Lindys Körper war auch der von Lucy um ein oder zwei Kleidergrößen schmaler geworden, aber sie war nicht dünn. In James’ Augen hatte sie den perfekten weiblichen Körper, und es verlangte ihn danach, seinen Anspruch darauf wie ein primitiver Höhlenmensch geltend zu machen. Aber er hatte nicht den Mumm dazu.
    »Erzähl uns doch mal, wie die Fragen für den psychologischen Test ausgesehen haben, Lucy«, erkundigte sich Gillian, während sie sich den gebratenen Gemüsereis auf ihren mit Kirschblüten verzierten Teller häufte. James fiel auf, dass der Orangeton von Gillians Haaren fast dem des Fisches entsprach, der außen auf der Reisschüssel herumschwamm.
    »Ja genau, haben sie dich gefragt, ob du deine Mama umbringen und mit deinem Papa schlafen möchtest?«, neckte Bennett sie.
    »Nein.« Lucys Miene verfinsterte sich. »Aber es waren keine einfachen Fragen. Man musste fast fünfhundert Fragen mit wahr oder falsch ankreuzen, und einige davon … nun ja, sagen wir, es waren nicht immer Fragen, die sich einfach mit ja oder nein beantworten ließen.«

    Ihre Freunde waren neugierig geworden. »Nenn uns ein Beispiel«, bat Gillian.
    Lucy zögerte. »Ich weiß nicht, ob ich das darf.«
    »Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand von uns in nächster Zeit diesen Test machen wird, ist nicht sehr groß«, wandte James ein und versuchte einen spielerischen Ton zu wahren, obwohl er eigentlich streitlustig war.
    Endlich richtete Lucy ihren Blick auf ihn, und James hatte das Gefühl, als würde sie ihn, seit er sie von zu Hause abgeholt hatte, zum ersten Mal richtig anschauen. Ihre blauen Augen schickten in Bruchteilen von Sekunden gemischte Botschaften von Zärtlichkeit und Verärgerung, ehe sie seufzend nachgab: »Also gut. Eine der leichten Fragen lautete Haben Sie häufig Albträume? Ich habe keine, also war die Antwort negativ .«
    Gillian nahm sich eine Frühlingsrolle und meinte, nachdem sie in den knusprigen Teig gebissen und ein Stück hinuntergeschluckt hatte: »Ich bin mir sicher , dass es da auch Fragen gab, bei denen du die tiefsten Winkel deiner Seele erforschen musstest. Diese schwierigen ethischen und moralischen Fragen, denen wir uns alle stellen müssen. Schließlich müssen dir deine eigenen inneren Kämpfe bewusst sein, um eine Haltung finden zu können, bei der du deine Mitmenschen unter Wahrung des Gesetzes beurteilen sollst.« Bennett sah Gillian mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ich weiß nie, wovon du sprichst, aber es dürften in diesem Test doch noch ein paar schwierigere Fragen drin gewesen sein als die, ob du Albträume hast oder nicht. Jetzt komm schon, erzähl uns mal was richtig Heftiges.«
    Lucy trank einen Schluck Wein. »Also gut. Ich muss zugeben, dass mir die Beantwortung von zwei Fragen
richtig Kopfzerbrechen machte. Die erste lautete Haben Sie in Ihrer Jugend jemals was gestohlen? Und die zweite Sagen Sie immer die Wahrheit? «
    »Hast du denn mal was gestohlen, als du klein warst?« Lindy hob forschend ihre schwarzen Augenbrauen.
    Lucy errötete. »Ja. Als ich in der achten Klasse war, ließ eine Gruppe cooler Mädchen kleine Sachen aus dem Drugstore mitgehen. Das war damals, als diese Glitzerstifte, die mit der Leuchttinte, erstmals auf den Markt kamen. Wir wollten alle damit schreiben.«
    »Eure armen Lehrer«, bemerkte Lindy und schnalzte mit der Zunge. »Die Tinte ist so blass, dass man sie kaum lesen kann.«
    »Genau! Das gehörte ja zum Spaß dazu.« Lucy trank wieder einen Schluck Wein. »Jedenfalls kam damals dieses neue Mädchen in unsere Klasse. Sie hieß Claudia und kam aus England. Sie brauchte gerade mal fünf Minuten, um das Alphamädchen zu werden. Ich wollte so sehr zu denen gehören, mit denen sie herumhing, dass ich, als sie mich aufforderte, etwas nur für sie zu klauen, dies tatsächlich auch tat.«
    Gillians Augen wurden groß. »Und was war das?«
    Lucy murmelte. »Ein Unicorn -Duftbaum.«
    »Deine erste Begegnung mit dem Verbrechen war also das Stibitzen eines Duftbaums?«, amüsierte sich Bennett nachsichtig.
    »Ja.« Lucy grinste verlegen. »Er war mit einem Regenbogen verziert, und Claudia liebte Regenbogen. Ich wurde natürlich erwischt. Der Geschäftsführer ertappte mich dabei, wie ich ihn mir in die Hose schob. Als ich heimkam, habe ich eine gewaltige Tracht Prügel bekommen.
Mein Gott, ich glaube, ich konnte zwei Tage lang überhaupt nicht mehr sitzen.«
    »Dann hast du also in Beantwortung dieser
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