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Chili Con Knarre

Titel: Chili Con Knarre
Autoren: J. B. Stanley
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Frage stimmt angekreuzt?«, fragte James.
    Lucy rutschte auf ihrem Stuhl herum. »Na klar.« Und ergänzte dann: »Aber es fiel mir schwer. Ich konnte ja nicht sagen, dass ich noch ein Kind war oder dass es sich um etwas handelte, was weniger als einen Dollar wert war. Sie konnten daraus ja nur ablesen, dass ich etwas gestohlen hatte.«
    »Diese zweite Frage ist völlig unfair«, meinte Lindy, während sie die Lo Mein -Nudeln mit ihrer Gabel aufwickelte. »Es gibt überhaupt keinen Menschen auf der Welt, der ständig die Wahrheit sagt.«
    »Da sagst du was Wahres«, stimmte Bennett ihr zu. »Man muss manchmal zu Notlügen greifen, um des lieben Friedens willen. Erst vor kurzem hat mir mein Chef ein Foto seines neuen Enkels gezeigt und mich gefragt, ob ich nicht finde, dass dies das hübscheste Baby sei, das je geboren wurde. Nun, alles was ich sah, war ein rotes Gesicht mit schrumpeliger Haut und einem Schopf schwarzer Haare, das in tausend Decken eingewickelt war. Erschießt mich, aber es erinnerte eher an diese kleinen mexikanischen Hunde als an ein Kind, aber natürlich sagte ich, es sei das süßeste Baby, das ich je gesehen habe.«
    James lachte. »Du hast recht. Es gibt einige Fragen, die kann man gar nicht wahrheitsgemäß beantworten, und als Mann schon gleich gar nicht. Wie etwa, Sehe ich darin dick aus? Oder Hättest du es nicht auch gern, wenn meine Mutter mehr in unserer Nähe wohnen würde? «

    Lindy stupste James mit ihren Essstäbchen an. »Oder wenn ihr Männer uns Frauen nach unseren ehemaligen Liebhabern fragt. Da müssen wir lügen und euch erzählen, dass sie alle unansehnliche Waschlappen mit Aknepocken waren, denn ansonsten würdet ihr keine Ruhe geben.«
    Gillian trank einen Schluck grünen Tee. »Diese Testfrage scheint mir eher eine Fangfrage zu sein. Wer außer Buddha kann denn schon immer wahrhaftig sein? Lucy, du armes Ding, was hast du denn am Ende hingeschrieben?«
    »Ich habe die Frage angestarrt, bis die Zeit langsam knapp wurde«, antwortete Lucy gelassen. »Leider wurde dieselbe Frage in unterschiedlicher Formulierung während des Tests etwa zehn Mal gestellt. Am Ende kreuzte ich einfach eine Antwort an, ohne wirklich hinzusehen und gab den Test ab.« Sie zuckte gleichgültig die Achseln, aber James sah die Anspannung in ihren Schultern. »Und wie auch immer diese Antwort ausfiel, für das Bestehen der Prüfung hatte es keine Auswirkung.«
    Alle am Tisch schwiegen. Keiner kaufte Lucy diese Geschichte ab, aber alle wussten, dass keiner von ihnen eine solche Frage wirklich locker hätte beantworten können.
    »Ich denke, die schlimmsten Lügen sind die, die man sich selbst nicht eingesteht«, brach James das Schweigen. »Diese Art von Lügen habe ich erst entdeckt, als ich euch kennenlernte und darüber nachzudenken begann, was ich alles unter meinen Speckschichten verbarg.«
    Alle nickten in einfühlsamer Zustimmung.
    Er fuhr fort: »Als ich mit Bennett im Fitnessstudio war,
entdeckte ich eine Wahrheit über mich: Ich bin völlig von meiner Diät beherrscht und möchte davon loskommen. Ich habe heute Abend zum Beispiel so viel Spaß daran, das zu essen, was ich will und möchte mich lieber auf die Menschen um mich herum konzentrieren, anstatt ständig Kalorien zählen zu müssen.«
    Gillian seufzte theatralisch. »O James! Ich bin so froh, dass du uns das eben gesagt hast! Auch ich habe das Gefühl, dass mich dieses vorhersehbare, dieses ewig gleiche Essen, das wir jetzt zu uns nehmen, nicht weiterbringt. So sehr ich meine sportlichen Spaziergänge und meinen mit neuen Kleidern gefüllten Schrank liebe«, dabei deutete sie auf ihre Bluse in leuchtendem Gelbgrün mit einem Muster aus gelben und braunen Spiralen, »so sehne ich mich doch auch nach mehr Würze in meinem Leben! Ich wünsche mir Exotik . Ich möchte eine Wiederbelebung der Geschmacksknospen meiner Zunge, eine Stimulation meiner Nase, möchte meine Sinne an andere Orte schweifen lassen!« Gillians zahlreiche silberne Armreifen klimperten geräuschvoll, während sie ihre Rede mit wilden Gesten unterstrich. »Ich möchte die Erfahrung, etwas zu essen, genießen!… Meine Freunde«, fuhr sie ruhiger fort, nachdem ihre Energie abgeebbt war, »ich verbringe meine Tage mit Tieren. Ich liebe sie wirklich, versteht mich da bitte nicht falsch, aber ich brauche mehr . Wie der dahinscheidende Herbst«, sie starrte aus dem Fenster und seufzte, »komme ich mir vor, als hätten meine Tage immer mehr an Farbe verloren.«
    In diesem
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