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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)
Autoren: Thomas Bogenberger
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eingeholt, jetzt brauche er nur noch Musik, ein örtlicher Veranstalter habe ihn empfohlen, er sei bereit, sehr gut zu bezahlen, aber er müsse sich die Sache gleich morgen vor Ort ansehen, ob es transporttechnisch machbar wäre, und zwar leider in aller Herrgottsfrühe, weil er selbst mittags in München noch seinen Flieger erwischen müsse.
    Nach dieser Geschichte war der Mann zu allem bereit gewesen. Man konnte den Leuten den hanebüchensten Unsinn verkaufen, wenn man es nur geschickt anstellte. Er hatte ihm dringend empfohlen, gleich das erste Schiff um 6:15 Uhr von Gstadt zu nehmen und ihm den Fußweg vom Dampfersteg Richtung Südosten hinter dem Schloss vorbei beschrieben. Das waren Luftlinie knappe zwei Kilometer.
    Er schaute auf die Uhr. Wenn er nicht zu blöd war, sich an seine Anweisungen zu halten, musste er gleich da sein.

47
    Bertram Meier stolperte die letzte Strecke mehr durchs Gebüsch, als dass er ging, von Weg konnte hier kaum noch die Rede sein. Er kam jetzt doch langsam ins Grübeln. Die Sache kam ihm immer seltsamer vor, je länger er ging. Er konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, dass irgendwelche Münchner Filmoder Fernsehfuzzis hier durchs Unterholz krochen, vielleicht noch mit einer Caipirinha in der Hand.
    Vielleicht wollte der Typ die ja doch auf dem Wasser ankarren oder mit dem Hubschrauber einfliegen. Aber gut, jetzt war er schon mal hier, jetzt musste er ja nur noch diese scheiß Bucht finden. Wenn das Schmerzensgeld hoch genug war, konnte man sich ja auch mal für eine Stunde zum Affen machen, und das war in dem Fall mehr als üppig. 5-000 Euro! Bertram überlegte, dass sie das in dem Fall locker zu dritt machen konnten – Akustikgitarre, Akkordeon, Kontrabass, dazu ein bisschen singen, das wäre doch easy – 2.000 für ihn, 1.500 für die andern. Oder vielleicht doch eher 3-000 für ihn, er hatte das Ding schließlich aufgerissen.
    Plötzlich war er an einem Abhang angelangt, und jetzt sah er wenigstens den See da unten wieder. Man hätte zwischendrin glatt vergessen können, dass man auf einer Insel war. Er begann, sich vorsichtig den steilen Pfad hinunterzuhangeln, was gar nicht so ohne war. Den Kontrabass würden sie wahrscheinlich abseilen müssen. Aber der Hansi könnte zur Not ja auch auf seiner Bassgeige rüberpaddeln.
    Jetzt hatte er es gleich geschafft, er war schon fast unten am Wasser. Die Bucht war wirklich ziemlich nett! Warum war er eigentlich noch nie hier gewesen? Ein bisschen abgelegen, aber das konnte ja manchmal auch seine Vorteile haben ...
    Hinter Bertram Meier knackte es.
    Er drehte sich um und blickte in die Mündung eines Revolvers. Den hielt ein Mann in der Hand, der zwei Meter entfernt von ihm zwischen den Büschen stand. Der Gesichtsausdruck des Mannes sagte ihm, dass das kein Scherz war.
    Bertram Meiers Unterkiefer klappte herunter, er wollte etwas sagen, brachte aber keinen Ton heraus.
    Albrecht Ostermeier stand ganz ruhig da und zielte mit der Waffe auf ihn.
    „Herr Meier ... oder wollen Sie lieber Klampfenberti genannt werden?“
    „Was ... was ... was wollen Sie denn ... ?“
    „Setzen Sie sich da hin!“, befahl Ostermeier und deutete mit seinem Revolver auf einen alten Baumstumpf.
    Bertram Meier setzte sich ganz vorsichtig. Er kannte den Mann nicht, der da mit einem Monstrum von Revolver auf ihn zielte. Er hatte nicht die geringste Vorstellung, was hier abging. Der Stimme nach war das der Mann, der ihn hierher bestellt hatte.
    Das konnte doch nur ein Irrer sein ...
    „Ich ... wenn Sie ... Geld oder irgendwas ... ich hab nix! I hab a paar Münzen in der Taschn, des is alles ...“
    Albrecht Ostermeier musterte sein Gegenüber scheinbar völlig ungerührt. Bertram Meier traten schon Schweißperlen auf die Stirn. Nach einer Weile griff Ostermeier in die Innentasche seiner Jacke.
    „Können Sie sich an den Sommer 1991 erinnern?“
    Er zog ein Foto aus der Tasche und schaute es an.
    „Sommer 1991 ...?“ Bertrams Gehirn arbeitete fieberhaft. Was konnte der Typ nur von ihm wollen?
    „Sommer 1991 ... ich weiß ned, ich hab keine Ahnung ... Sommer 1991 ... was soll denn da gwesn sein?“
    „Wie alt waren Sie denn da?“
    „20 ... oder 19, im Sommer noch ...“
    „Also waren Sie dem Gesetz nach erwachsen.“
    „Ich ... ja ... ich, was ... ich weiß ned, auf was Sie hinauswollen ...“, stammelte der Klampfenberti vor sich hin.
    Jetzt reichte ihm Ostermeier vorsichtig das Foto.
    „Kennen Sie das Mädchen?“
    Bertram Meier sah sich das Foto an,
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