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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)
Autoren: Thomas Bogenberger
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hatten, stießen sie auf die eigentliche Abdeckplatte der Kellertreppe. In dem Moment als sie die Platte entriegelten, ging unten das Licht an und beleuchtete die betagte Holztreppe.
    „Sauber sag i. Da hat si’ ja jemand richtig Mühe gebn ...“
    Hattinger ging voran über die leicht schwankende Holztreppe, die übrigen folgten einer nach dem anderen.
    „Machts ma koane Spuren kaputt!“, rief ihnen Bamberger nach, der als Letzter ging.
    Unten angekommen, sahen sie sich erst einmal ungläubig um.
    „Koa Wunder, dass mir oben nix gfundn ham, wenn der im Keller lebt“, stellte Hattinger fest. Er ließ den Blick über die Wandregale wandern, den riesigen Schreibtisch, den Ohrensessel, die Stehlampe, die Schränke und Kisten und Kästchen und das ganze Zeug, was hier herumlag.
    Schließlich entdeckte er die Kühltruhe in der Ecke. Fast zögerlich ging er hin, zog sich Plastikhandschuhe über und öffnete den schreienden Deckel.
    Was er im Halbdunkel auf den ersten Blick erkannte, konnte er kaum glauben: Es waren Fischstäbchen, Nürnberger Rostbratwürste, Brathähnchen, Kartoffelpuffer, gefrorenes Mischgemüse und Blattspinat – was man eben so zum Essen Zuhause hatte als durchschnittlicher Hausmann. Jedenfalls schienen keine neuen Leichenteile drin zu sein. Mit einer gewissen Erleichterung schloss Hattinger die Truhe wieder, die ihn auch dafür wieder zu verfluchen schien.
    Jeder seiner Leute war in irgendeiner Ecke beschäftigt und hob hie und da etwas hoch, blickte da und dort hinein, wendete dieses oder jenes in den plastikbehandschuhten Händen, und alle schienen etwas ratlos, wo sie anfangen sollten oder wonach sie suchten.
    Andrea Erhard inspizierte die große Chiemgaukarte über Ostermeiers Schreibtisch. „Schaun S’ amal, Herr Hattinger ...“ Sie wies auf die vielen bunten Stecknadeln, die auf der Karte irgendwelche Orte markierten. Einige lagen auch darunter auf der Tischplatte. Sie waren offensichtlich rausgefallen. „Des schaut doch aus wie a generalstabsmäßige Planung, oder?“
    Hattinger konnte ihr nur beipflichten.
    „Schaun S’, da zum Beispiel, die blaue Nadel, des is doch die Stelle, wo der Dr. Schanderl gstorbn is? Und da, des is des Haus von der Frau Kauffmann.“
    „Genau, und da hat er seine Steckbriefe ...“
    Zu beiden Seiten der Karte hingen Fotos, angepinnt mit Reißzwecken, Schanderl und Kauffmann waren darunter und ein Mädchen, das vermutlich die wirklich 15-jährige Eva Maria Ostermeier darstellte. Sie sah seiner Lena sogar ein bisschen ähnlich.
    Es hingen aber auch ein paar Köpfe an der Wand, die ihm im Moment gar nichts sagten, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Eine Doppelseite mit kleinen Bildern von Aufsichtsrats-Mitgliedern einer großen Versicherung war auch dabei.
    Er hob ein Foto auf, das umgekehrt auf der Tischplatte lag. Der Reißnagel steckte noch drin.
    Neugierig drehte er es um ...
    Ihn traf fast der Schlag!
    „Des gibt’s doch ned ... I glaub, i spinn!“
    Hattinger riss sein Handy aus der Jackentasche – kein Netz!
    Mit dem Handy in der einen und dem Foto in der anderen Hand stürzte der Kommissar die Treppe hoch aus dem Keller hinaus.
    Die anderen schauten ihm verwundert hinterher.
    Sie hörten ihn oben aufsein Handy einreden:
    „Mia! Mia ...!! Wenn du da bist, dann geh ans Telefon!“

44
    Es war hell geworden. Die Sonne stand schon einen Fingerbreit über dem Horizont. Er schaute über den See, es war immer noch sehr ruhig, nur der Verkehr auf der Autobahn war merklich angeschwollen. Er hätte das Treffen gerne eher angesetzt, aber das war in der kurzen Zeit, die ihm dieses Mal blieb für die Organisation, nicht möglich gewesen. Er hatte auf die Schnelle einen seiner vorerkundeten Orte bestimmen müssen, und dieser schien ihm am geeignetsten zu sein, wenn er auch für seinen Gegner gar nicht so leicht erreichbar wäre. Aber hier würde er ihn unter Kontrolle haben, wenn er erst einmal da war.
    Lange genug hatte es gedauert, bis er ihn identifiziert hatte. Er erinnerte sich daran, wie er nach und nach alle Mitschülerinnen aus Marias ehemaliger Schulklasse auszufragen versucht hatte, doch schienen sie alle nicht wirklich etwas zu wissen.
    Erst jetzt, vor kurzer Zeit, hatte ein Mädchen aus Marias Klasse ganz unverhofft Kontakt aufgenommen zu ihm, sie hieß Lucia Weiss und war natürlich inzwischen längst eine erwachsene Frau. Sie hatte wohl viele Jahre im Ausland verbracht und war erst vor Kurzem wieder nach Deutschland zurückgekehrt.
    Lucia
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