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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)
Autoren: Thomas Bogenberger
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allein ziemlich verloren aussah. Sie schenkte sich den kläglichen Rest aus der Schampusflasche ein.
    „I bin gspannt, ob si für mi ah no amoi a Hand find’t, die Zeit hat ...“
    „A geh, jetz übertreibs aber ned ... oiso, dann, i meld mi.“
    Hattinger wandte sich zum Gehen. Er hatte ein ungutes Gefühl. Mia und er, das war ewig her, dass sie miteinander ... und jetzt das.
    Er verließ das Haus in Breitbrunn, setzte sich in seinen Wagen und fuhr los, Richtung Prien am Chiemsee.

2
    Die Hand lag auf einer Bank in dem kleinen hölzernen Aussichtspavillon oben auf dem Herrnberg in Prien, und sie deutete mit ausgestreckten Fingern Richtung See, auf das Schloss Herrenchiemsee, um genau zu sein.
    Es handelte sich augenscheinlich um eine Frauenhand, sehr gepflegt, mit langen, feingliedrigen Fingern, sauber manikürten und dezent in transparent cremeweißem Farbton lackierten Fingernägeln, die weder zu lang noch zu kurz oder gar zu auffällig waren, keineswegs also diese Art von knallbonbonfarbenen Riesennägeln, die Hattinger gern als Nuttenschaufeln bezeichnete. Nein, das hier war eine richtig schöne, elegante Hand, die Haut blass, fein gemasert mit sehr dezenten Falten um die Knöchel und zwei helleren Abdrücken, offenbar von zwei Ringen an Mittel- und Ringfinger, die wohl entfernt worden waren. Die Hand einer Dame, dachte Hattinger. Eine linke übrigens. Nun fehlte nur noch der Rest vom Körper ...
    Hattinger inspizierte die Hand genau, nachdem der Fotograf mit dem Ablichten fertig war, natürlich ohne sie anzufassen. Sie schien sehr sauber unterhalb des Handgelenks vom Arm getrennt worden zu sein, da hing nichts raus, und es war auch kaum Blut dran. Auch auf der Holzbank waren keine Blutflecken zu erkennen.
    Er winkte seinem Assistenten Karl Wildmann, der schon vor ihm hier eingetroffen war und jetzt mit einem Mann in mittleren Jahren und einem vielleicht 10-jährigen Buben redete, die etwas abseits an der polizeilichen Absperrung standen und ziemlich bedröppelt dreinsahen. Wildmann, der seinem Namen aussehensmäßig so gar nicht entsprach – er wirkte eher schmächtig, blass, unscheinbar –, kam auf ihn zu.
    „Warn des die zwoa, die die Hand gfundn ham?“, wollte Hattinger wissen.
    „Ja. Vater und Sohn, machen hier Urlaub. Sie kommen aus dem Ruhrgebiet, aus Bottrop.“ Wildmann nahm seine randlose Brille ab und begann die Gläser zu polieren.
    Hattinger ging zu den beiden hinüber und stellte sich vor. „Dann erzähln S’ doch amal ...!“
    „Ja also, wir kommen schon seit Jahren hierher nach ’em Schiemsee, aber so was haben wir ...“
    „Wer von Ihnen hat die Hand denn gfundn?“, unterbrach Hattinger den Vater. Allein bei der Verunstaltung des Chiemsees mit S-C-H drehte es ihm schon die Zehennägel auf...
    „Also, wir sind nach dem Regen dann doch noch mal rausgegangen und hierhin gekommen, wir waren hier schon öfters, wir wohnen nämlich immer in ‘ner Ferienwohnung da unten bei Verwandten, und dann sacht mein Sohn noch, kuck ma Papa, da liegt ’ne Hand, er denkt natürlich, es is ’ne Plastikhand und hebt se hoch, und dann schreit er plötzlich wie am Spieß, wie er merkt, dass die echt is, weil se so schwer und schlapp is, und lässt se fallen und rennt wech und ich hinterher, und dann sind wer vorsichtich wieder hergekommen und ich hab gesacht, wir müssen jetz die Hand schön wieder so hinlegen, wie se vorher dagelegen hat, und dann hab ich se wieder so hingelegt, wie mein Sohn gesacht hat, dass se vorher dagelegen hat und dann hab ich 110 gerufen, hier von dem Handy, und ...“
    „Danke.“
    „... und dann ...“
    „Des ham S’ guad gmacht, danke!“ Hattinger drehte auf dem Absatz um und flüchtete zu Wildmann. „Die ham uns ja dann alle Spuren versaut, oder?“
    „Sieht ganz so aus, ja.“
    „Habts sonst no irgendwas gfundn von der Leich?“
    „Wir wissen ja noch gar nicht, ob es überhaupt eine Leiche gibt. Der Rest könnte ja noch am Leben sein, meine ich ... die Frau, oder der Transvestit, wenn’s ein sehr gepflegter war. Oder es könnte sich um eine Amputation ...“
    Hattinger schaute seinen Assistenten leicht angewidert an. Aber Wildmann durchdachte die Dinge zumindest gründlich, das musste man ihm lassen.
    „Ja ja, des wär natürlich theoretisch scho möglich, aber wer sollt denn a so an Schmarrn machn, und vor allem warum?“
    „Vielleicht ein Dummer-Jungen-Streich? Jemand, der aus der Pathologie eine Hand klaut, oder aus dem OP? Hat es alles schon
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