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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)
Autoren: Thomas Bogenberger
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paar Kippn gfundn, aber ned welche, die in letzter Zeit graucht worn san. Dann no a Lidl-Plastiktütn, und zwoa Tempotaschentücher. Bei a bissl am Wind kennan de von überall sei. Oans vielleicht ...“
    Er griff in seinen Asservatenkoffer und holte zwei Plastikumschläge heraus und legte sie auf den runden Tisch, um den sie saßen. „Scho wieder des selbe Anzeigenblatt, is im Brunnen glegn, und ah diesmoi wieder ned vollständig.“
    Hattinger nahm die Plastikumschläge und legte sie nebeneinander. „Konn Zufall sei. De wern ja zigtausendfach verteilt, im ganzn Landkreis, oder? Konn i die scho rausnehma?“
    „Naa, die miassn no ins Labor, die ham ma no ned untersucht.“
    „Irgendwie kommt mir die Ausgab bekannt vor.“ Andrea Erhard hatte sich zu ihnen gesellt und schaute sich die obenliegenden Seiten des Blattes genau an.
    „Des Foto da hab i scho amoi gsehn.“ Sie zeigte auf ein Inserat mit der Abbildung einer üppigen barocken Kommode. „Kann natürlich sei, dass die öfters dieselbe ... nein, da is sie ja!“
    Ihr Zeigefinger blieb bei einer Anzeige etwas weiter unten stehen. „Da: Ölradiator zu verschenken, gegen Abholung.“
    „Ja und?“ Hattinger verstand nicht. Die anderen wussten ebenso wenig, worauf sie hinauswollte.
    „Die Anzeige is von Anfang Januar. Des weiß ich genau, die is nämlich von mir.“
    Sie sahen sich die auf der Vorder- und Rückseite in den Plastikumschlägen sichtbaren Blätter an. Es war kein Datum zu sehen, nur #-02 und die Jahreszahl. Diese Zahlen waren in beiden Tüten gleich.
    „Und die Zeitungen sind beide aus derselben Woche.“ Wildmann wurde plötzlich lebendig. „Vielleicht sind es sogar zwei Teile desselben Exemplars.“
    „Mhm. Da schau her. Des wär natürlich scho a bissl viel Zufall“, sinnierte Hattinger, „wenn bei jeweils einer, an verschiedenen Orten gefundenen Händen jeweils ein Teil desselben, inzwischen über zwei Monate alten Anzeigenblatts gefunden wird, ohne dass des was miteinander zu tun hätt.“
    Wenn er komplizierte Sachverhalte beschrieb, versuchte Hattinger manchmal Hochdeutsch zu sprechen, was sich meist etwas umständlich und unbeholfen anhörte.
    Bamberger legte die Plastikumschläge übereinander und verschob sie leicht gegeneinander. „Mhm. Des könnt scho desselbe sei. Die Zacken kanntn zammpassn. Wenn i ins Labor geh, konn i’s genau sagn.“
    „Wann?“, fragte Hattinger.
    „Heit Nachmittag.“
    „Sagn ma Mittag.“
    Bamberger seufzte. Schon wieder keine Mittagspause.
    Andrea Erhard mischte sich noch mal ein. „Aber wenn des a einzelnes Exemplar is, dann fehlen auf jeden Fall einige Seiten. I schau mir des Blatt fast jede Woch durch, weil da manchmal ganz interessante Annoncen drin san ... Und des is normalerweis immer mindestens doppelt so dick wie die zwoa Teile zusammen.“
    Was sie den Kollegen nicht sagte, war, dass sie in letzter Zeit vor allem die Bekanntschaftsanzeigen studierte, weil ihr Freund sich von ihr getrennt hatte. ,Du hast ja eh nia Zeit, da kemma ah glei Schluss macha‘ ȁ mit diesen lapidaren Worten hatte er sie in die Wüste geschickt. Schien ein typisches Polizistenschicksal zu sein ...
    Fred Bamberger packte seine Sachen zusammen. „Guad, dann geh i ans Werk, wenn ‘s mi nimmer brauchts.“
    „Meld di’, sobaldst was woaßt, und nimm Proben für a DNA-Analyse aus dem Blattl, wennst was Verwertbares findst.“
    Hattinger wendete sich Wildmann zu. „Geh, rufen S’ doch amal in der Redaktion oder bei der Druckerei von diesem, wia hoaßts ... Chiemgauhlick an, ob die no a komplette Ausgab für uns ham. Wer woaß, ob ma de ned no brauchan.“
    Ein Bereitschaftspolizist betrat den Raum und reichte Hattinger ein mehrseitiges Fax: „Von der Rechtsmedizin.“
    Hattinger begann den Bericht zu überfliegen und blätterte bald vor zur Zusammenfassung. Wildmann, Andrea Erhard und der noch in der Tür stehende Bamberger schauten ihn erwartungsvoll an.
    „Also, die Hände stammen von einer Frau, Alter 35 bis 40. Die Hände sind wahrscheinlich nach dem Tod abgetrennt worden ... fast vollständig ausgeblutet ... die Histologie steht no aus, aber sie sagn, dass beide Hände zumindest vorübergehend tiefgefroren waren ... da schau her! Die Hände sind gründlich gesäubert worden, keine Hautreste oder Ähnliches unter den Fingernägeln – des hab i scho befürchtet.
    Was no ... an den Fingern der linken Hand, nicht aber am Daumen, findet sich verstärkte Hornhaut an den Fingerkuppen, die charakteristisch ist
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