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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)
Autoren: Thomas Bogenberger
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hängen blieb. Er wusste im Moment auch nicht so genau, was für ihn hier noch zu tun wäre.
    „Hm ... guad ...“, sagte er zu Wildmann, der ihn schon erwartungsvoll ansah, „dann haken S’ halt in a Stund no amoi nach. I schätz, für uns kommen vor allem Frauen zwischen zwanzig und maximal fuchzig in Frage.“
    Er ging noch einmal zu Fred Bamberger hinüber, dem Chef der Spurensicherung, dessen Leute immer noch mit dem Pavillon beschäftigt waren. Doch der winkte schon ab, als er ankam.
    „Konnst vergessn, Hattinger. Außenrum gibt’s sowieso nur Baatz, in da Wiesn is ois aufgweicht vom Regn, auf’m Kiesweg gibt’s eh koane Spuren, und da herin ham de zwoa Ruhrpottler ois gründlich zertrampelt, oiso wenn überhaupt irgendwas dagwesn sei sollt, dann is des jetz unbrauchbar.“
    Bamberger warf einen Blick auf die durchsichtigen Pastiktüten, in denen er seine Fundstücke gesammelt hatte.
    „A paar Zigarettenkippn, a paar Plastikteile und die Hälftn von am Ü-Ei, und dann no des Anzeigenblattl da, von dem die Hälfte fehlt, des war’s, duat ma leid. Fingerabdrück schau ma natürlich no, was ma kriegn kennan, aber i glaub, es schaut schlecht aus. Auf dem groben Holz siegst eh nix.“
    „Konn ma nix macha. Gibst ma halt an Bericht, sobald’s geht. Bringt wahrscheinlich eh net vui, was ma da machan ...“
    Es kam Hattinger inzwischen ganz so vor, als würden sie am Karfreitag schon Ostereier suchen. Er beschloss, dass seine Anwesenheit im Moment nicht mehr erforderlich war. Alle notwendigen Maßnahmen waren eingeleitet und er hatte für den nächsten Morgen eine Lagebesprechung angesetzt. Über die Wiese hinweg winkte er Wildmann zu und bedeutete ihm mit Gesten, dass er ihn anrufen solle, wenn was wäre. Wildmann nickte.
    Hattinger setzte sich ins Auto und fuhr los. Es ging schon gegen Abend. Er dachte an Mia, an den verpatzten Geburtstag. Vielleicht hatte sie ja inzwischen den Abend schon anders verplant, aber einen Versuch war es allemal wert. Er könnte sie überraschen. Außerdem war es von Prien nach Breitbrunn sowieso nicht weit. Er dachte an den schwarzen BH, den er ihr nebst ein paar anderen durchsichtigen Dessous-Teilen in einem spontanen Anfall von Großzügigkeit zum Geburtstag geschenkt hatte. Das Zeug war aberwitzig teuer gewesen. Aber die Anprobe hatte ihn schon ein bisschen entschädigt, Mia sah wirklich scharf aus darin ...
    Hattinger hielt an der Tankstelle in Prien und kaufte noch eine Flasche Mumm. Was Besseres hatten sie nicht, aber die war sowieso schon teuer genug.
    Er fuhr gerade an Wolfsberg vorbei, als das Handy klingelte. Seit Kurzem hatte er tatsächlich eine Freisprechanlage im Auto, nachdem sie ihn quasi dienstlich genötigt hatten. Er drückte auf Empfang.
    Ja?“
    Wildmann war dran.
    „Chef? Es ist schon wieder eine Hand gefunden worden ...“

3
    Ostersamstag
    Am nächsten Morgen saßen sie erstmal im kleinen Kreis in einem extra eingerichteten Nebenraum in der Polizeistation Prien zusammen und sichteten die bisherigen Ergebnisse. Es war noch nicht klar, ob die Soko Hand– so hatte sie Hattinger erstmal genannt, um der Sache einen griffigen Namen zu geben – auch weiter von hier aus ermitteln würde oder ob sie vielleicht doch nach Rosenheim gingen. Das hing vor allem davon ab, was da in der nächsten Zeit noch alles an Körperteilen auftauchen würde, und wo ...
    Nachdem die zweite Hand gestern Nachmittag relativ kurz nach der ersten auf der Herreninsel im Chiemsee entdeckt worden war, stellte Prien sozusagen das Epizentrum des Geschehens dar, und Hattinger bevorzugte es, vor Ort zu sein. Nicht nur, um Rosenheim zu meiden, sondern auch, um so viel lokale Atmosphäre einzufangen wie möglich. Diese ersten Eindrücke von Tat- oder Fundorten waren später nicht mehr aufzuholen, ebenso wenig die ersten Begegnungen mit Zeugen, auch wenn sie vielleicht nur ahnungslose Finder von abgelegten Händen sein mochten.
    Manche Ermittler hatten eine besondere Begabung im Aktenstudium, sie lösten ihre Fälle hauptsächlich vom Schreibtisch aus oder am Telefon. Hattingers Ding war das nicht.
    Dafür war Karl Wildmann ein Papierfresser, der liebte das. Mehr und mehr verließ sich Hattinger in dem Punkt auf ihn. Wenn aus der Aktenlage etwas Erhellendes rauszuholen war, dann konnte man davon ausgehen, dass Wildmann es nicht übersehen würde.
    Fred Bamberger rührte drei gehäufte Teelöffel Zucker in seinen rabenschwarzen Kaffee und nahm vorsichtig einen Schluck.
    „Der is ned von
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