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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)
Autoren: Thomas Bogenberger
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schlechten Eltern, Frau Kollegin“, brummte er anerkennend.
    Hattinger staunte. Er erlebte selten, dass ein Kaffee auf einer fremden Polizeistation dem schon kurz vor der Pensionierung stehenden Spurensicherer Bamberger Respekt abnötigte. Meist maulte er nur so was wie .Spülwasser‘ oder ähnlich Despektierliches in seinen buschigen Schnauzbart. Wenn er bei einer Tasse Kaffee zu früh den Grund erblickte, konnte er sogar richtig grob werden. Sonst war er eher der Typ gemütlicher Urbayer mit Augustiner-Spoiler. So nannte er selbst – nicht ohne einen gewissen Stolz – seinen stattlichen Bierbauch.
    Andrea Erhard schmunzelte ob des Kompliments, während sie weiter Fundortfotos an der Pinnwand befestigte. „Ihnen eilt ja auch a furchteinflößender Ruf voraus, Herr Bamberger, da hab i ma scho a Mühe gebn ...“
    Frau Erhard war von der Priener Polizei bis auf Weiteres der Soko Hand zugeteilt worden, nicht nur weil sie in Prien jeden kannte oder weil sie gerade im Moment keinen unaufschiebbaren Fall zu bearbeiten hatte, sondern vor allem, weil sie es verstand, einen Haufen Männer ohne viel Aufhebens bei Laune zu halten.
    Hattinger sichtete noch einmal die Unterlagen, als sein Handy eine SMS ankündigte: „Hab gedacht, du meldest dich. Vergiss es! Mia.“ las er.
    Sofort fühlte er sich schuldig. Wieso eigentlich? Natürlich war er gestern gleich umgekehrt, um mit dem Polizeiboot von Prien auf die Herreninsel zu fahren. Was hätte er denn sonst machen sollen? Dann hatte er gar keine Gelegenheit mehr gehabt, und schließlich war es viel zu spät geworden, um anzurufen. Und heut Morgen wär’s noch zu früh gewesen. Und überhaupt schien es praktisch unmöglich, einer Frau plausibel zu machen, dass der Beruf eben vorging. Im Zweifelsfall rief er dann lieber gar nicht an, als wieder in die Lage zu kommen, Mia etwas erklären zu wollen, was sie sowieso nicht zu verstehen gedachte.
    Hattinger löschte die SMS. Er würde zurückrufen. Später.
    Er versammelte die Runde um den Konferenztisch. „Oiso, schau’ma moi was ma ham ...“
    Die zweite aufgefundene Hand war offenbar das passende rechte Gegenstück zur ersten. Es lag zwar noch kein detaillierter Bericht aus der Pathologie vor, aber schon die Fotos der Hände sahen fast aus wie seitenverkehrte Ausdrucke ein und desselben Objekts. Bis auf die dezenten Zahnabdrücke an der rechten Hand.
    Die Hand hatte in dem großen Springbrunnen in der Mitte der Parkanlagen vor dem Schloss König Ludwigs II. auf Herrenchiemsee gelegen, dem Latonabrunnen, auf dem Rücken einer großen steinernen Schildkröte.
    Der Winter war dieses Jahr so elend lang gewesen – in höheren Lagen lag immer noch überall Schnee -und Ostern war so früh, dass man erst letzte Woche die Winterabdeckung der Brunnen entfernt hatte.
    Die Becken waren zwar schon gereinigt, aber das Wasser war noch nicht aufgedreht worden, sie waren also leer.
    Hans Reiter, ein 58-jähriger Priener mit Lodenmantel und Gamsbart am Hut, hatte mit seinem Schäferhund einen Spaziergang entlang des Kanals, der vom Westufer der Insel Richtung Schloss führt, und durch den angrenzenden Park unternommen. Der Hund war vorschriftswidrig nicht angeleint gewesen, und obwohl sein Herr noch versucht hatte, ihn zurückzupfeifen, war er plötzlich losgerannt und mit einem Satz in das leere Becken gesprungen. Dort hatte er begierig nach einem Gegenstand auf dem Rücken der Schildkröte geschnappt. Ergebnis: Artus apportierte die Hand, Reiter rief die Polizei.
    Wie kam man nur darauf, seinen Schäferhund Artus zu nennen, fragte sich Hattinger.
    Die Suche nach weiteren Körperteilen oder anderen aussagekräftigen Spuren war an beiden Fundorten ergebnislos verlaufen. Die Polizeihunde konnten keine Fährte aufnehmen.
    Wildmann brachte es auf den Punkt: „Die Hände sind vermutlich nicht selbst dorthin gelaufen, wo man sie gefunden hat. Da können die Hunde natürlich am Boden keine Geruchsspuren verfolgen.“
    Hattinger drehte seinen Bleistift zwischen den Fingern. „Und der Regn und de deppertn Touristen und der blöde Hund, de ham uns ah no alle andern Spuren verdorbn. Schaut schlecht aus.“ Er schaute Wildmann an: „Gibt’s irgendwas Neues in Sachen Vermisste?“
    „Fehlanzeige, Chef. Weder beim BKA noch in Österreich. Nichts.“
    „Habts ihr no irgendwas?“ Hattinger wandte sich Bamberger zu, der seine nächste Tasse Kaffee zuckerte.
    „Koane Fingerabdrück, koane Fußspurn, nix dergleichen. Auf der Insel hamma ah wieder a
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