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Chicagoland Vampires

Chicagoland Vampires

Titel: Chicagoland Vampires
Autoren: C Neill
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beide. Schiffe mit großen weißen Segeln tanzten auf dem Wasser und um unsere Insel herum, während wir uns zu einer Melodie drehten, die ich nicht hören konnte.
    Ich wachte mit einem Lächeln auf, als jemand leise an die Tür klopfte. Ethan schlief noch. Die automatisch betriebenen Fensterläden waren noch herabgelassen.
    Ich öffnete die Tür und sah auf den Flur hinaus. Es war niemand zu sehen, und es war sehr still. Doch auf dem Boden, direkt vor der Tür, stand ein silbernes Tablett.
    »Was ist das denn?«, fragte ich leise und hielt die Tür mit einem Fuß auf, während ich das Tablett hochhob und es hereintrug. Ich stellte es auf einen Tisch neben der Tür und sah es mir an. Zwei Stücke Gebäck. Eine Tasse Kaffee und eine Tasse heiße Schokolade; beide dampften noch. Orangensaft, Besteck und eine ordentlich gefaltete Zeitung.
    »Daran könnte ich mich gewöhnen«, murmelte ich und nahm die Zeitung mit.
    »Selbstgespräche, Hüterin?«
    »Ich denke nur darüber nach, wie sehr dich Margot verwöhnt. Gebäck und Kaffee, jeden Abend?«
    »Ein Mann kann ja nicht nur von Fleisch und Kartoffeln leben. Was gibt’s Neues?«
    Ich warf einen kurzen Blick auf die Zeitung. Sex. Gewalt. Und Rock ’n’ Roll.«
    Ethan war schon aus dem Bett gesprungen und kam zu mir. Dass er halb nackt war – und seine Boxershorts hauteng –, war ablenkender als gedacht.
    Er nahm sich eins der süßen Gebäckstücke und biss hinein.
    »Ich springe kurz unter die Dusche«, sagte er, drehte sich um und ging ins Badezimmer. Der Anblick gefiel mir, und ich bekam auch einen ziemlich guten Eindruck von der dunklen Tätowierung, die seine Wade zierte.
    »He, was bedeutet die Tätowierung?«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, sagte er, betrat das Badezimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Den Versuch war es wert.
    Erst nachdem ich mich angezogen und mir mein Schwert wieder umgegürtet hatte, entdeckte ich die kleine burgunderfarbene Schachtel auf dem Bett. Um sie war ein weißes Seidenband mit einer perfekten Schleife gebunden.
    »Ethan Sullivan«, murmelte ich. »Was hast du getan?« Mein Puls hatte sich erheblich beschleunigt.
    Ich nahm die Schachtel hoch und schüttelte sie leicht. Etwas bewegte sich drinnen, und ich konnte kein verräterisches Ticken hören. Ich zog das Seidenband ab, ließ es auf das Bett fallen und nahm den Deckel ab.
    Eine kleine weiße Karte, auf der nur der Buchstabe E stand.
    Ich hob die Karte hoch.
    Darunter lag auf einem kleinen weißen Satinkissen ein silberner Schlüssel.
    Ich musste mich nicht fragen, welche Tür er wohl öffnete. An ihm war ein kleiner weißer Zettel befestigt: MEISTERSUITE .
    Ethan hatte mir einen Schlüssel zu seinen Räumlichkeiten gegeben.
    Einen Augenblick lang starrte ich auf das mir unvertraute Gewicht in meiner Hand und bedachte, welchen Zugang ich damit erhielt. Das war nicht der Schlüssel zur Gefährtensuite, wo mich Ethan als Geliebte hätte verstecken können. Es war ein Schlüssel zu seinem Zimmer – seinem Zuhause  –, und er erlaubte mir den Zugang zu ihm, wann immer ich es wollte, wann immer ich mich dazu entschied.
    Wir mochten nicht gerade einen guten Start hingelegt haben, und bis wir hierherkamen hatten sich uns viele Hindernisse in den Weg gestellt, aber das hier konnte wohl niemand mehr leugnen: Ethan Sullivan und ich waren in einer Beziehung.
    Wie die Dinge sich geändert hatten.
    Er stand in der Eingangshalle des Hauses und trug wieder seine Soutane. Die Kleidung mochte zwar dieselbe sein, aber an ihm war irgendetwas anders. Etwas, was ich seit langer Zeit nicht mehr gesehen hatte. Er wirkte friedlich. Vielleicht sogar hoffnungsvoll.
    »Du machst dich auf den Weg?«, fragte Ethan.
    »Ich denke, das ist das Beste. Sie glauben, dass ich hier Morde begangen habe, und jetzt, wo es Dominik nicht mehr gibt, gibt es auch keinen Beweis mehr dafür, dass ich es nicht war. Außerdem liegt viel Arbeit vor mir. Ich muss mich bei vielen entschuldigen.«
    »Gute Taten vollbringen?«, fragte Ethan nachdenklich, aber Seth blieb weiter ernst.
    »Dafür sorgen, dass der Gerechtigkeit zum Sieg verholfen wird. Denjenigen mit Wohltaten begegnen, die es verdient haben. Wir hatten beide großes Glück. Wir haben mehrere Leben zur Verfügung gehabt, um Entscheidungen zu treffen, uns Konsequenzen zu stellen, unsere Fehler wiedergutzumachen. Das wird mein Leitmotiv sein, und ich werde versuchen, das Leben derer wieder ins Gleichgewicht zu bringen, wo ich nur Chaos verursacht
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