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Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse

Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse

Titel: Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
Autoren: Chloe Neill
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meistern. (Er war übrigens, und das war kein Zufall, Malorys Freund und Angestellter meines Großvaters.) Catcher verlangte, dass ich die Bewegungsabläufe immer wieder wiederholte, weil er davon ausging, dass sie sich in mein motorisches Gedächtnis einprägen würden – und das hatten sie auch. Als Vampirin war ich schneller, stärker und beweglicher und konnte dank meiner verbesserten Fähigkeiten die Bewegungsabläufe einer so schnellen Tanzbewegung zusammensetzen, dass sie vor den Augen zu verschwimmen schien.
    Nachdem ich Ethan zum zweiten Mal herausgefordert hatte, war er davon überzeugt, Catcher ersetzen zu müssen. Aber er wusste nicht, wie viel Catcher mir bereits beigebracht hatte… Ich schloss die siebte Kata ab und kam mit einer letzten Drehung zum Stehen.
    Das Schwert war zwischen meinen Händen, senkrecht vor meinem Körper. Die Lichter über uns spiegelten sich in der sanften Krümmung der Klinge, und plötzlich trat Stille ein.
    Ethan starrte mich an.
    »Noch einmal«, sagte er so leise, dass es kaum zu hören war. Seine Augen funkelten, aber ich verwechselte seinen Blick nicht mit Begierde. Zwischen uns funkte es gewaltig, aber Ethan war bei jeder Gelegenheit, und das ohne jeden Zweifel, ein politisch denkendes und handelndes Wesen – ohne Ausnahme.
    Ich war eine Waffe. Ich war seine Waffe.
    Dieses Funkeln? Habsucht, nicht mehr und nicht weniger.
    »Lehnsherr«, sagte ich und nickte kurz zustimmend. Dann kehrte ich in die Bereitschaftsstellung zurück.
    Ich wiederholte die Bewegungen, ließ das Schwert waagerecht über den Boden gleiten, schlug senkrecht nach unten, vollzog eine Kombination aus diagonal und senkrecht nach oben geführtem Angriff, dann eine Kombination aus einer Bogenbewegung und einer Drehung, einen Stoß nach hinten, einen Über-Kopf-Angriff, und beendete meine Übung.
    »Noch mal«, befahl er, und ich gehorchte ihm.
    Nachdem ich die Katas der Reihe nach erneut wiederholt und eine oder zwei seiner bevorzugten Katas acht-oder neunmal vorgeführt hatte, begann ich die Anstrengung zu spüren. Ich keuchte schwer, und meine Hände, die den rochen-hautüberzogenen Griff meines Schwerts umklammerten, waren schweißnass. Als ich aufblickte, bemerkte ich, dass die Vampire auf der hölzernen Galerie, die den Sparringsraum einfasste, sich mit den Armen auf dem Geländer nach vorne beugten und mich neugierig betrachteten. Dieser Blick war mir zur Gewohnheit geworden – entweder zeigten sie an meinen Stärken Interesse, quasi aus Neugier, oder sie hielten mich für eine Irre, weil ich die bedauernswerte Angewohnheit hatte, Ethan herauszufordern.
    Ich hatte, nebenbei bemerkt, wirklich vor, diese Angewohnheit abzulegen.
    »Sehr gut«, sagte Ethan leise und wandte sich dann an die Zuschauer auf der Galerie. »Ich denke, das beantwortet einige der Fragen über unsere Hüterin. Und wo du schon mal hier bist« – er nickte in meine Richtung –, »gibt es etwas, was unsere neue Vorsitzende des Party-Ausschusses hinzufügen möchte, etwas, was die nächsten Veranstaltungen Cadogans betrifft? Picknicks? Cocktailpartys?«
    Ich lief hochrot an. Ethan hatte mich zur Strafe für meine Herausforderung zur Vorsitzenden des Party-Ausschusses ernannt. Verglichen mit anderen Bestrafungen hatte ich noch Glück gehabt. Aber es war dennoch demütigend, und ich brauchte einen Augenblick, um mich wieder in den Griff zu kriegen.
    »Ich hatte an die Sommersonnenwende gedacht. Vieleicht ein Barbecue. Ich dachte, wir laden Vampire aus den anderen Häusern ein.« Es herrschte tiefes Schweigen, während Ethan sich den Vorschlag durch den Kopf gehen ließ – und das Publikum auf sein Urteil wartete.
    »Gut«, sagte er schließlich mit einem gebieterischen Nicken und wandte sich dann wieder den Zuschauern zu. Sein Gesichtsausdruck wurde erkennbar ernster.
    »Früher haben wir gedacht«, fing er an, »dass unsere Anführer die Anpassung an den Menschen für das einzig Richtige hielten. Dass der beste Weg, um unser Überleben zu sichern, der wäre, von der Bildfläche zu verschwinden und in Frieden mit den anderen Übernatürlichen zu leben. In gewisser Hinsicht hat Celina das unmöglich gemacht. Bei allem Respekt gegenüber unseren Freunden im Haus Navarre muss ich betonen, dass sie bei jeder Gelegenheit versucht hat, unser Profil zu stärken, uns den Menschen zu entfremden und uns einander zu entfremden.« Es war eine seltene Zurschaustellung seiner Menschlichkeit, als sich eine Sorgenfalte auf seinem Gesicht zeigte
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