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Charlie und der Diamantenraeuber

Charlie und der Diamantenraeuber

Titel: Charlie und der Diamantenraeuber
Autoren: Nina Petrick
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Käse-Koffer-Story erzählt, führt Nelli uns durch das Loft und zeigt uns auch ihr Zimmer. Dort werden wir schlafen.
    Raffiniert. In der großen L-förmigen Etage sind Wände eingezogen worden. Nelli und Paul haben so ihre eigenen Zimmer. Auch Ruths Schlafbereich ist ein abgetrennter Raum   – in dem sie Hannas Eltern untergebracht hat. Sie selber wird in ihrem Atelierbereich, direkt hinter einer spanischen Wand, schlafen. Genauer, hinter so einer dreiteiligen Stellwand, die mit hellblauer Seide bespannt ist.
    Nellis Zimmer ist komplett verrückt. Sie schläft nämlich in einem Baumhaus! Ein echter Baumstamm, in den man Eisenhaken als Tritte geschlagen hat, dient als Leiter. Mehrere waagerechte Bretter auf dem Stamm bilden die Plattform, auf der eine große Matratze liegt und viele Bücher Platz haben. Mehrere Äste und Zweige sind geschickt am Baumstamm, an der Wand und der Decke montiert. An ihnen hängen auf Pappe und Papier gemalte und fotografierte Blätter   – und Tannenzapfen.
    Es ist wunderschön. Wer hat schon ein Baumhaus im Zimmer!
    Hanna hat es sich in der gemütlichen Hängematte,die mitten im Raum hängt, bequem gemacht. Sie seufzt. »
It’s so great to be here. I’ve
missed you
7 , Nelli!
«
    Mist? Ich verstehe mal wieder nur Bahnhof. Aber als Nelli sagt
»Me, too«
, kapiere ich, dass Hanna Nelli vermisst hat. Da werde ich glatt ein bisschen eifersüchtig   – Hanna hat doch mich. Aber wenn ich mich hier so umschaue, kann ich Hanna schon verstehen.
    »Charlie, it’s great you’ve come with Hanna«
, sagt Nelli vom Baumhaus aus.
»I’ve always wanted to get to know you
.
Hanna has told me tons about you and the
kleine Fische
. You must be so smart.«
    »Danke. Äh,
thank you
«, stottere ich. Nelli scheint ja echt supernett zu sein. Aber müssen die jetzt die ganze Zeit Englisch reden? Verstohlen gähne ich und fühle mich auf einmal schrecklich müde.
    Nelli lächelt und erklärt mir, zum Glück auf Deutsch mit starkem Akzent, dass in ihrem Loft früher in den geräumigen Fensterschränken die Schablonen für die unterschiedlichen Schokofiguren aufbewahrt wurden, aber auch die Schokolade verarbeitet wurde.
    Nachdem wir unsere Klamotten in einem über und über mit Blüten bemalten Schrank verstaut haben, gehen wir in die offene Wohnküche. Dort lerne ich schließlich noch Lin kennen, das chinesische Kindermädchen.
    »Hi«
, sagt sie.
»Welcome to New York! My name is Lin.«
Lin lächelt und schüttelt herzlich meine Hand. Wie klein und zart sie ist. Sie ist kaum größer als Hanna. Na ja, das ist jetzt wohl doch untertrieben. Aber sie ist sehr zierlich, mit dem dunkelblauen Kleid und dem weißen Kragen sieht sie fast wie ein junges Mädchen aus. Sie hat ein freundliches Gesicht und schaut uns offen an. Wenn sie lächelt, leuchten ihre Augen. Langsam wiederholt sie meinen Namen und lächelt wieder.
»Nice to meet you!«
    Lin hat extra für uns glasierte Ente mit leckerem chinesischem Gemüse gekocht. Stolz zeigt sie uns ihren Braten.
»Do you like duck?«
    Duck,
das heißt doch Ente?, überlege ich.
    »
Yes, we do!
«, antwortet Hanna aber, ehe ich dazu komme, etwas zu sagen. Lin erklärt das Rezept, ich verstehe kein Wort, was daran liegen könnte, dass mein Englisch nicht gut genug ist.
    »I made it especially for you«
, sagt sie.
»It’sa special kind of Peking duck
.
And it is fingerlicking good   – you will see!«
    »Wir werden uns die Finger danach lecken«, verspricht Hanna.
    Na ja, mal sehen! Enten sind mir eigentlich am liebsten, wenn ich sie lebendig im Park sehe.
    Ich höre Timmi und Paul lachen. Sie spielen am anderen Ende der Etage Fangen. Platz gibt es ja genug in dieser Wohnung.
    Es ist jetzt hier erst sieben Uhr abends, während es in Berlin schon ein Uhr nachts ist. Deshalb rufe ich Mama und Papa nicht an, sondern schicke ihnen mit Steffis Handy eine SMS, dass wir gut angekommen sind.
    Obwohl ich die Zeitumstellung spüre, ist alles viel zu neu und aufregend, um ans Schlafen zu denken. Langsam beginnt es zu dämmern, der Himmel leuchtet türkisfarben und die Sonne spiegelt sich in den Fensterscheiben der Hochhäuser gegenüber. Lin hat draußen auf der großen Terrasse neben der Feuertreppe gedeckt. Noch ist es warm genug, um dort zu sitzen. Wir haben einen guten Blick nach
Chinatown
, auf Wolkenkratzer mit bunten, blinkenden chinesischen Schriftzeichen.
    Als Ulli endlich mit seinem Koffer   – allerdings ohne den ersehnten würzigen Bergkäse   –
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