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Charlie und der Diamantenraeuber

Charlie und der Diamantenraeuber

Titel: Charlie und der Diamantenraeuber
Autoren: Nina Petrick
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mir ins Ohr: »Das sagt sie jedes Mal, wenn wir wieder hier sind! Wir fahren jetzt übrigens über die
Williamsburg Bridge
. . .«
    Das ist, glaube ich, die größte, riesigste, gigantischste Brücke, die ich je gesehen habe. Wie so eine Art Metalldinosaurier liegt sie da. Eine irre Metallkonstruktion. Rechts und links von der Fahrbahn sind Wege für Fußgänger und Radfahrer. Und direkt neben uns fährt auch noch die
subway
, die U-Bahn von New York.
    »Wir befinden uns gerade direkt über dem East River«, erklärt Steffi. »Gleich sind wir in Manhattan. Dann fahren wir durch
Lower East Side
und
Little Italy
nach
Soho
. Es ist nicht mehr weit.«
    Ich weiß gar nicht, wohin ich zuerst schauen soll. Es ist alles komplett anders als in Berlin:Menschen in allen nur denkbaren Hautfarben hasten über den Gehweg. Kleine Häuser stehen verloren wie Puppenhäuschen direkt neben riesigen Hochhäusern mit meterhohen Eingangstoren. Superlange schwarze Limousinen fahren neben klapprigen bunten Rostlauben. Man nennt sie Stretchlimos, hat Hanna gesagt, weil sie wie in die Länge gezogen sind. Blinkende, metergroße Flächen werben für Parfum, Filme und Kleider. Wir fahren durch enge Straßen, wo die Häuser plötzlich wieder schwindelerregend hoch sind, viele Fassaden aus Glas oder Backstein bestehen und die Gehwege schmal wirken. Für drei Ampellängen stehen wir plötzlich im Stau. Vor uns steht ein kleiner Pkw, in dem eine Frau offensichtlich verzweifelt versucht, ihren Wagen wieder zu starten.
    »Jesus Christ«
, schimpft der Taxifahrer und haut aufs Lenkrad.
»Move it, you bitch!«
    »Was heißt denn das?« Steffi reagiert nicht.
    »Miststück, Zicke«, sagt Hanna und grinst mich an. »Sagen die hier öfter.«
    »Aha. Ich hätte eher an Hexe gedacht.« Aber die heißt
witch
, erfahre ich. Du liebe Zeit, ich glaube, dass ich in den nächsten Wochen wohl ziemlich viel Englisch hören und sprechen muss, ob ich will oder nicht. Ich schaue wieder nachdraußen und suche weiter nach Unterschieden zu Berlin. Die Ampeln sind hier zum Beispiel gelb. Und es ist viel, viel lauter als bei uns. Ohrenbetäubendes Getöse von Presslufthämmern, auf diversen Baustellen an der Straße und den Häusern und ein unentwegtes Hupen, Klingeln und Rufen. Wir können uns kaum unterhalten, so ein Lärm herrscht hier. Teure Wagen stehen vor uns und hinter uns in der Schlange. Auf den Gehwegen sehe ich auch einige verwahrloste Gestalten, die Einkaufswagen vor sich herschieben oder über den Lüftungsschächten in großen Pappkartons hocken. Gleichzeitig fährt ein schicker Mann im eleganten Anzug mit Aktentasche unterm Arm auf seinen Inlineskates vorbei. Ein kleines Mädchen im weißen Rüschenkleid   – ein Glück, dass ich so was nicht anziehen muss   – klettert aus einem silbernen Luxusschlitten und hat dabei einen wuscheligen Schoßhund mit Schleife auf dem Kopf auf dem Arm.
    »Tja, Charlie: Jetzt bist du in New York, und das alles ist New York! Diese ganze Vielfalt«, sagt Steffi in dem Moment stolz. Sie klingt, als hätte sie all die Personen extra für uns hierher auf die Straße geholt. Wir biegen nach rechts und nach links ab und halten schließlich in der
Greene Street
vor einem großen Backsteingebäudemit schätzungsweise sieben oder acht Stockwerken.
    »Wir sind da!«, ruft Timmi. Der wilde Fahrer lädt unser Gepäck aus.
»Take care«
, sagt er und grinst, sodass man seine Zahnlücken sehen kann. Achtgeben auf uns sollen wir, finde ich nett von ihm.
    Steffi zahlt mit den schönen, grünen Dollarnoten   – den
greenbacks
–, die alle gleich groß sind, egal welchen Wert sie haben.
»Thanks, have a nice time!«
Mama hat mir ihren Rollenkoffer geliehen, den ich nun hinter mir herziehe und Hanna, Steffi und Timmi durch eine große gläserne Drehtür folge.
    »Wow! Das ist ja hier wie im Luxushotel!« Ich bin platt. So toll habe ich mir das nicht vorgestellt. Wir stehen in der gigantischen Eingangshalle, die man Lobby nennt, auf einem Boden, der märchenhaft silbern glitzert. Keine Ahnung, was das für überirdisches Material ist. Ist hier eigentlich alles größer als bei uns?
    An der Decke, die mindestens (!) acht Meter über uns ist, hängt der größte Kristallleuchter, den ich jemals gesehen habe. Auch er funkelt und glänzt wie irre. Zusätzlich hängen an ihm unzählige Hasen aus silberner Folie. Ostern scheint hier groß gefeiert zu werden. Das Lustigste aberist ein zwei Meter großer Hase, der neben einem gläsernen Fahrstuhl
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