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Charles Dickens

Charles Dickens

Titel: Charles Dickens
Autoren: Hans-Dieter Gelfert
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weiter aufklären lassen; alles andere hat Slater so gründlich erforscht, dass sich der Autor getrost auf ihn verlassen und ihm hier vorab seinen Dank abstattenkann. Weitere Informationsquellen, die das gleiche Lob und den gleichen Dank verdienen, sind das von Paul Schlicke herausgegebene Handbuch
Oxford Reader’s Companion to Dickens
(1998) und das von Paul Davis zusammengestellte Nachschlagewerk
A Charles Dickens A to Z. The Essential Reference to his Life and Work
, das ebenfalls 1998 zum ersten Mal erschien und 2009 in einer erweiterten Fassung herauskam. Hilfreich ist auch noch immer Norman Pages
A Dickens Companion
(1984). Die Hauptquelle für biographische Information war selbstverständlich die zwölfbändige Ausgabe von Dickens’ Briefen, deren Herausgebern deshalb der größte Dank gebührt.
    Deutsche Leser mag es irritieren, wenn in dieser Biographie immer wieder Dickens’ Einkünfte erwähnt werden. Das war bereits in Forsters Biographie ein auffälliges Merkmal. Berechtigt sind diese Angaben insofern, als Dickens wie kein anderer Autor seiner Zeit seinen Wert zum Höchstpreis auf den Markt brachte. Deutsche Dichterbiographien behandeln das Geld meist als eine anrüchige Sache und lassen sich selten dazu herab, Honorare zu beziffern. Bei einem Autor wie Dickens, der mehr Zeit und Arbeit in philanthropische Unternehmungen investierte als die Mehrzahl seiner Kollegen, tut es seiner Ehre keinen Abbruch, wenn man ihn auch als einen hart verhandelnden Geschäftsmann vorstellt.
    Ein anderes Ressentiment, das ebenso weit verbreitet ist wie das gegenüber dem Geld, ist der Verdacht, dass ein populärer Autor keiner von den ganz Großen sein kann. Dieses Vorurteil, gegen das wohl nur Amerikaner immun sind, war schon bei Dickens’ Zeitgenossen im eigenen Land zu spüren und hat bis heute dazu geführt, dass selbst mancher Kritiker, der Dickens als Künstler anerkannte, dies mit intellektuellem Naserümpfen tat.
    Noch ein drittes Vorurteil stand einer gerechten Beurteilung seiner Erzählkunst von Anfang an im Wege: es betrifft seinen Gebrauch von unwahrscheinlichen Koinzidenzen. Nun ist aber in Forsters Biographie zu lesen: «Auf Koinzidenzen, Ähnlichkeiten und Überraschungen im Leben kam Dickens besonders gern zu sprechen, und wenige Dinge beschäftigten seine Fantasie so angenehm. Die Welt, pflegte er zu sagen, ist so viel kleiner als wir glauben; wir alle sind ohne unser Wissen schicksalhaft miteinander verknüpft.» Wenn dieser Gedanke von Forster an anderer Stelle als Dickens’ «Lieblingstheorie» bezeichnetwird, darf man auch die Koinzidenzen in seinen Romanen nicht einfach als bloße Spannungsmittel abtun, sondern muss sie als Teil seiner Weltsicht ernstnehmen.
    Das Ziel des vorliegenden Buches ist es, neues Interesse für einen der größten Prosadichter der englischen Sprache – wenn nicht den größten überhaupt – zu wecken. Wer die Beschwörungskraft von Dickens’ Sprache, ihre geniale Sprachkomik und ihre von heiterer Skurrilität bis zu makabrem Grausen reichende Ausdrucksskala im Original kennt, wird jeden Übersetzer bedauern, der sich daran versucht. Der volle Genuss dieser Sprache ist nur im Original zu haben, während sich der tiefere Gehalt der Werke auch aus Übersetzungen entnehmen lässt – vorausgesetzt, man ist bereit und willens, über die Ausbrüche von Pathos und Sentimentalität hinwegzusehen, die den heutigen Leser erst einmal abschrecken. Lässt man sich dann aber in die Romane hineinziehen, wird man in ihnen eine in Bilder übersetzte Weltsicht finden, die eher an Kafka als an die bürgerliche Welt des 19. Jahrhunderts erinnert. Diese vom viktorianischen Gewand verdeckte Modernität des Dichters harrt in Deutschland noch immer der Entdeckung.
    Da Dickens’ Hauptwerke deutschen Lesern unter deutschen Titeln vertraut sind, werden sie hier unter diesen Titeln besprochen. Daneben werden aber auch die Originaltitel verwendet, um das Nachschlagen in englischsprachigen Informationsquellen zu erleichtern. Bei Nebenwerken wird auf die deutsche Übersetzung der Originaltitel verzichtet, wenn anzunehmen ist, dass heutige Leser sie ohne weiteres verstehen werden. Zur Erleichterung lexikalischer Informationsentnahme wird ein Teil des Faktenmaterials im Anhang nachgetragen oder zusammenfassend wiederholt.

Dickens’ England
    Dickens lebte in einer Zeit, die als die viktorianische bezeichnet wird. Zwar war er schon 25 Jahre alt, als Viktoria den Thron bestieg, doch da die Epoche
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