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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman
Autoren: Michaela Möller
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wirklich wert.
    »Na, dann viel Spaß!«
    Am Ende des Briefings genehmige ich mir noch ein Gläschen Sekt und begebe mich mit Lucy in den Fundus. Man kann sich diese Bikinis ja mal ansehen, obwohl ich kaschierungsneutralen Kleidungsstücken im Grunde keine große Bedeutung schenke.
    Nachdem ich sechzehn Bikinimodelle anprobiert habe, betrachte ich zufrieden mein Spiegelbild. Ich sehe aus wie das Fotonegativ von Halle Berry als Jinx in Stirb an einem anderen Tag . Nur nicht so schlank. Und mit weniger glatter Haut. Und gekürzten Beinen. Aber ich liebe mein Spiegelbild. So schlimm ist es gar nicht, obwohl ich zugeben muss, dass meine Wahrnehmung nach dem dritten Glas Sekt schon ein wenig getrübt ist. Hmmm. Sollte mich vielleicht öfter inbacchantische Zustände versetzen, wenn ich wieder einmal von depressiven Figurproblemen überrollt werde.
    Ich stolziere wie ein Unterwäschemodel in die Maske. Doch als ich dort ankomme, verschlägt es mir den Atem. Hier liegen tausende Lipliner und Eyeshadows und Glosspuder und Creme-Make-ups, dass mein Herz einen Sprung macht. Ich muss im Himmel sein! Wer hätte gedacht, dass es zweiundsiebzig verschieden changierende Lidschattierungen gibt und dass man flüssige Grundierung, mattierende Creme, loses Puder, deckendes Make-up und zart zerstäubtes Rouge gleichzeitig benutzen kann!
    »Setz dich hierhin, Sweetheart«, sagt Cal, ein Typ mit geschminkten Augen und nassen, pechschwarzen Haaren, zu mir.
    »Die sind nicht nass, das ist der Wetlook«, erklärt Cal mir später sichtlich beleidigt, während er meine Haare toupiert und beim Anblick meiner Spitzen regelmäßig in ein tiefes depressives Stöhnen verfällt.
    Nachdem sich meine Haare in einer Höhe von gut zehn Zentimetern auf meinem Kopf aufbäumen, macht sich Cal ans Make-up.
    »Ich möchte so natürlich wie möglich wirken«, versuche ich, den Maestro zu beeinflussen. Jedoch mit wenig Erfolg.
    »Honey, das Make-up muss kameragerecht sein!«
    »Verstehe, kameragerecht.«
    »Und bitte halte die Lippen still, Sweetheart. Sonst kann ich nicht arbeiten. Gegen Nervosität hilft am besten ein Schlückchen Prosecco!« Cal zaubert eine Flasche Asti und zwei Gläser aus einer Schublade.
    »Komm, wir haben noch Zeit, bis die Show aufgezeichnet wird. Lass uns anstoßen, Cookie!«
    Sichtlich angeschickert, sonderbar geschminkt und mit einer Turmfrisur, die sich langsam, aber sicher zur Seite neigt, falle ich Stevie, dem Tontechniker, in die Arme.
    »Halloli, ich bin Jilli«, grüße ich kichernd, während Stevie eine kleine Box an meiner Bikinihose anbringt und ein Kabel über den Rücken zu meinem Busen verlegt. Er nestelt an meinem Ausschnitt, um das Mikrofon zu befestigen.
    »Kein schlechter Job, was?«, frage ich und beobachte vergnügt, dass Stevies Finger immer nervöser zappeln.
    »Sie sind wohl gar nicht aufgeregt?«, bemerkt Stevie, und da stelle ich selber fest, dass meine Nervosität verflogen ist.
    Schwankend laufe ich auf ein gelbes Kreuzchen auf dem Boden hinter der Bühne zu.
    »Hier warten Sie, bis Sie ein Zeichen von mir kriegen«, sagt ein Mann in Anzug und Krawatte zu mir.
    »Oh là, là, sind Sie einer der Singlekandidaten, die ich heute Abend gewinnen kann?«, frage ich fröhlich. Ich fingere so lange an dem Kärtchen um seinen Hals, bis ich die Buchstaben darauf lesen kann: »Regie« steht darauf.
    »Oh, wie schade.« Der Regisseur lächelt und dreht sich um mit den Worten: »Und denken Sie daran, egal was Sie sagen oder tun, Hauptsache, es ist kameragerecht!«
    »Kameragerecht! Alles klal-lal-lal-lar.«
    Als ich am Set stehe, beginnt auch sogleich die Show. Spotlights wuseln über die Bühne und streifen dabei gelegentlich den sexy Showmaster Larry Lasch. Nachdem der Titelsong zu LONELY HEARTS nach zehn langen Sekunden endlich zu Ende geht, beginnt Larry von überdimensionalen Karten, die die Aufnahmeleiterin hochhält, seine Witze abzulesen.
    »So, Jil, jetzt sind Sie dran«, flüstert mir der Regisseurins Ohr, »und falls Sie nicht den geeigneten Partner in der Show finden, nehme ich Sie heute Abend einfach mit nach Hause.« Er zwinkert mir zu und schubst mich mit einem zaghaften Stoß in Richtung Bühne.
    Langsam schwanke ich auf die Bühne, direkt in die Arme von Larry Lasch. Mein Verstand hört auf zu arbeiten. Mein Körper macht sich selbstständig, und mein Mund redet ohne vorherige Absprache mit dem Kopf oder dem Verstand. Als Nächstes wird es dunkel.
    Was ist passiert? Die Show ist im Kasten? Hab ich
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