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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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Stämme in unbarmherzigen Vernichtungsfeldzügen einen nach dem anderen vorknöpfen müssen. Dadurch würde die Eroberung nur noch im Schneckentempo vorankommen. Wahrscheinlich waren Cato und er selbst längst an Altersschwäche gestorben, bevor die vielen Stämme dieser rückständigen Insel endlich unterworfen waren.
    Cato machte sich ganz ähnliche Gedanken wie sein Kamerad, ging aber bald zu einer strategischeren Ebene über. Die hier angestrebte Erweiterung des Reiches mochte durchaus unklug sein. Natürlich ergaben sich kurzfristige Vorteile für den Kaiser, der damit beim Volk Punkte sammelte. Doch obgleich die feindliche Hauptstadt Camulodunum in römische Hand gefallen war, hatte der Feind wenig Verhandlungsbereitschaft gezeigt, von einer Unterwerfung ganz zu schweigen. Seine Entschlossenheit schien sogar noch gewachsen: Unter der zielstrebigen Führung Caratacus’ unternahmen die Briten jede nur denkbare Anstrengung, den Vormarsch der Legionen zu behindern. Das ganze Unternehmen erwies sich mit Gewissheit als wesentlich teurer, als der kaiserliche Generalstab jemals vorausahnen konnte. Cato vermochte daraus nur eine einzige logische Schlussfolgerung zu ziehen, nämlich dass es an der Zeit war, den britischen Stämmen eine Tributzahlung und ein Bündnisversprechen abzuverlangen und die Insel zu verlassen.
    Doch dazu würde es nicht kommen, solange die Glaubwürdigkeit des Kaisers auf dem Spiel stand. Man würde den Legionen und ihren Hilfskohorten niemals gestatten, sich von der Insel zurückzuziehen. Aber gleichzeitig würde man immer nur für die geringstmögliche Verstärkung sorgen, gerade genug, um gegenüber den Eingeborenen minimal im Vorteil zu bleiben. Wie immer schob die Politik alle anderen Notwendigkeiten beiseite. Cato seufzte.
    »Haltung!«, zischte Macro und nickte zum Tor des Nachschublagers hinüber.
    Im flackernden Schein der Kohlebecken zu beiden Seiten des Tors marschierte ein kleiner Trupp auf die Straße Callevas hinaus. Zuerst kamen vier Legionäre, dann Vespasian und dann nochmals vier Legionäre. Die kleine Einheit schlug die Richtung zu Vericas Umfriedung ein und stapfte unter den Blicken der beiden Zenturionen in die Dunkelheit davon.
    »Was da wohl los ist?«, brummelte Cato.
    »Ein Höflichkeitsbesuch?«
    »Ich glaube kaum, dass der Legat mit einem herzlichen Empfang rechnen kann.«
    Macro zuckte mit den Schultern, offensichtlich wenig darum besorgt, ob die Beziehungen zu einem der wenigen Stämme, die zu einem Bündnis mit Claudius bereit waren, sich nun herzlich gestalteten oder nicht. Ihm ging eine weit dringlichere Frage durch den Kopf.
    »Noch ein Becher? Ich lade dich ein.«
    Cato schüttelte den Kopf. »Besser nicht. Ich bin müde. Am besten kehren wir ins Lazarett zurück, bevor irgend so ein verdammter Sanitäter unsere Betten anderweitig vergibt. «

4

    Trotz seiner Freude, den verzweifelten Kampf vor den Toren Callevas überlebt zu haben, war Vespasian finster gestimmt, als er den stinkenden Weg zu Vericas Umfriedung einschlug. Und nicht nur, weil er dem König übel nahm, wie unverschämt knapp er ihn herbeizitiert hatte. Sobald er hinter Callevas schützenden Toren wieder zu Atem gekommen war, hatte Vespasian die Überlebenden ins römische Lager geführt. Jeder verfügbare Mann war als Wachposten auf die Wälle geschickt worden, um für den Fall bereit zu sein, dass die Durotriges einen ernsthafteren Angriff auf den Feind wagten. Im Lager musste der Legat sich mit einem Strom von rangniedrigen Offizieren befassen, die sich um seine Aufmerksamkeit drängten. Vespasian begab sich in die kleine Schreibstube des gefallenen Zenturios Veranius und ließ einen nach dem anderen vor. Das Lazarett war überfüllt, und der oberste Wundarzt der Legion forderte zusätzliche Männer an, um eine neue Abteilung einzurichten. Der Zenturio, der den Wagenzug kommandierte, verlangte, dass man ihm für die Rückfahrt zum Basislager an der Tamesis eine Kohorte der Zweiten Legion unterstellte.
    »Ohne angemessenen Schutz kann ich die Verantwortung für den Nachschub nicht übernehmen, Herr«, verteidigte er sich.
    Vespasian betrachtete den Offizier mit kalter Verachtung. »Die Verantwortung für den Nachschub hast du unter allen Umständen, und das weißt du auch.«
    »Ja, Herr. Aber diese verdammten spanischen Hilfstruppen, die ich zugeteilt bekommen habe, sind nutzlos.«
    »Ich hatte eben den Eindruck, dass sie ihre Sache durchaus gut machen.«
    »Ja, Herr«, gab der Zenturio zu.
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