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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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auf das dichte Getümmel unten niederregneten. Die Briten antworteten ihrerseits mit einem Geschosshagel, und unmittelbar unter Catos Beobachtungsplatz krachte ein Schleudergeschoss gegen die Palisade. Cato packte Macro bei der Schulter und zog ihn zur Leiter zurück.
    »Hier können wir ohnehin nichts tun. Wir sind nur im Weg.«
    Macro nickte und folgte ihm die Leiter hinunter.
    Als sie auf den von Wagenspuren zerfurchten Platz direkt hinter dem Tor traten, sahen sie das Durcheinander von Wagen, Ochsen und überlebenden Legionären und Hilfssoldaten. Einige Männer hockten keuchend auf dem Boden. Wer noch auf den Beinen war, stützte sich auf einen Speer oder schnappte vorgebeugt nach Luft. Viele hatten noch nicht gemerkt, dass sie verwundet waren, und das Blut tropfte einfach auf den Boden. Vespasian stand am Rand, hatte sich, die Hände auf die Knie gestützt, vorgebeugt und atmete schwer. Macro schüttelte bedächtig den Kopf.
    »Was für ein verdammtes, beschissenes Chaos …«

3

    Der Schlachtenlärm wurde rasch leiser, als die Durotriges sich zurückzogen. Zwar hatten sie den Römern und ihren verachteten atrebatischen Verbündeten eine blutige Schlappe beigebracht, doch ihnen war klar, dass jeder Versuch, die Befestigungswälle zu überwinden, nur eine Verschwendung von Menschenleben wäre. Mit lautem Hohngeschrei rannten sie außer Reichweite der Geschosse und setzten ihre Schmährufe bis zum Anbruch der Dämmerung fort. Als es immer dunkler wurde, verzogen sich die Durotriges; nur das leise Gerumpel der Streitwagenräder hallte noch eine Weile herüber, und dann versank Calleva in Stille und Dunkelheit.
    Die Einheimischen, die das Torhaus und den Befestigungswall bemannten, kamen herunter und ließen sich erschöpft auf den Weg sinken. Nur einige wenige Wachposten blieben oben und hielten nach irgendwelchen Anzeichen Ausschau, ob die Durotriges ihren Abzug vielleicht nur vorgetäuscht hatten und im Schutze der Nacht heimlich zurückkommen würden. Als Verica aus dem Torhaus trat, wirkte er erschöpft. Die Bewegungen des alten, mageren Mannes waren unsicher und er hatte die Hand auf die Schulter eines seiner Leibwächter gestützt. Im flackernden Schein einer einzigen Fackel zog die kleine Gruppe langsam über die Hauptstraße zu den hohen, strohgedeckten Häusern der königlichen Umfriedung zurück. Entlang ihres Weges verstummten die Einwohner, sobald ihr König vorbeikam; in ihren vom orangeroten Flackern der Fackel beleuchteten Gesichtern stand Groll. Während Verica und sein Gefolge von Edelleuten gut genährt waren, litt sein Volk Hunger. Die meisten Getreide-Vorratsgruben waren leer, und innerhalb der Befestigungsmauern gab es nur noch einige wenige Schweine und Schafe. Außerhalb Callevas lagen viele Bauernhöfe verlassen oder waren niedergebrannt; ihre Bewohner waren entweder tot oder hatten in der Stadt Zuflucht gesucht.
    Das Bündnis mit Rom hatte keinen der von Verica versprochenen Vorteile gebracht. Die Atrebates wurden keineswegs von den Legionen beschützt und hatten, so schien es, den Zorn aller Caratacus treuen Stämme auf sich gezogen. Kleine Plünderertrupps aus den Gebieten der Durotriges, der Dubonni, der Catuvellauni und sogar der wilden Silures schlüpften zwischen den vorrückenden Legionen durch und drangen tief ins Gebiet hinter der Front ein. Nicht nur wurden die Atrebates ihrer eigenen Nahrungsmittelvorräte beraubt, Rom blieb ihnen auch die versprochenen Getreidelieferungen schuldig, da die Nachschubkolonnen von Caratacus’ Kriegern verfolgt und ausgeplündert wurden. Das wenige, was den Transport von Rutupiae überstand, kam ins Vorratslager der Zweiten Legion, und so kursierten unter den Bewohnern Callevas Gerüchte über Legionäre, die sich die Bäuche vollschlugen, während die Portion Gerstengrütze auf dem Teller ihrer Verbündeten immer kleiner wurde.
    Dieser Groll entging Cato und Macro nicht, die inzwischen auf einer roh gezimmerten Bank vor den Toren des Lagers saßen. Ein Weinhändler aus Narbonensis hatte seinen Stand so nah wie möglich bei seiner Legionärskundschaft aufgebaut und unter einem ledernen Zeltdach zwei Bänke und eine improvisierte Theke aufgebaut. Macro hatte zwei Becher billigen Mulsumwein erstanden, und nun saßen die beiden Zenturionen da und beobachteten, wie der König der Atrebates mit seinen Leibwächtern vorbeizog. Die Torposten nahmen Haltung an, doch Verica warf ihnen nur einen kühlen Blick zu und stolperte weiter auf die königliche
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