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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe
Autoren: Benzoni Juliette
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lächelnd angesehen hatte.
    »An all das … an uns! Hättest du wirklich geglaubt, daß man so glücklich sein kann? Wir haben alles: Glück, schöne Kinder, vortreffliche Freunde, eine Familie, Ehren, und sogar ein großes Vermögen …«
    Dieses verdankten sie Jacques Coeur. Das Geld für den berühmten schwarzen Diamanten, von ihm gut angelegt, war im Begriff, sich in ein ungeheures Vermögen zu verwandeln, und obgleich er seine Zukunft damit aufbaute, obgleich er begann, den grandiosen Plan zu verwirklichen, den er für den Wiederaufbau seines Landes entworfen hatte, zahlte der Pelzhändler von Brügge, der auf dem besten Wege war, Finanzminister von Frankreich zu werden, seinen Freunden die Wohltaten, die er von ihnen in schweren Zeiten empfangen hatte, hundertfach zurück.
    »Nein«, gab Arnaud ehrlich zu, »ich hatte es nie für möglich gehalten. Aber, ma mie, haben wir es uns nicht ein bißchen verdient? Wir haben soviel durchgemacht, besonders du …«
    »Ich denke nicht mehr daran. Mein einziges Bedauern ist, daß Dame Isabelle, deine Mutter, nicht mehr bei uns ist …«
    »Sie ist bei uns. Ich bin sicher, daß sie uns sieht, daß sie uns von jenem geheimnisvollen Ort aus hört, wo sie den großen Gauthier wiedergesehen haben muß … und dann, haben wir sie nicht wiedergeboren?«
    Das stimmte. Isabelle, das Baby, ähnelte in nichts seiner Mutter. Es verband mit den blauen Augen der Großmutter das herrische Profil der Montsalvy im allgemeinen und das schwarze Haar ihres Vaters im besonderen. Wenn man Sara glauben wollte, war zu befürchten, daß es auch seinen unbeugsamen, jähzornigen Charakter haben würde.
    »Wenn man sie nur ein wenig auf ihre Milch warten läßt«, seufzte die alte, zur Gouvernante erhobene Zigeunerin, »dann brüllt sie, daß die Mauern einstürzen …«
    Im Augenblick schlief die junge Isabelle tief und fest in den Armen der famosen Frau, umhüllt von Seide und Spitzen ihres kostbaren Taufkleides. Der Lärm der Oboen und Querpfeifen, der um sie tobte, schien sie nicht zu stören. Eines ihrer winzigen Fäustchen klammerte sich an Saras Daumen, und es sah so aus, als könne sie nicht einmal der Knall einer Kanone dazu bringen, ein Auge zu öffnen.
    Dafür war sie dem Ansturm der beiden Personen, die sich auf sie stürzten, sobald sie mit ihrem Zug im Schloßhof erschien, in dem sich Knechte, Bewaffnete und Dienerinnen drängten, wehrlos ausgeliefert: einem kleinen Knaben von drei Jahren, dessen goldenes Haar in der Sonne glänzte, und einer großen dicken Dame, ganz in Purpur und Gold gekleidet – ihr Bruder Michel und Dame Ermengarde de Châteauvillain, die Ehrenpatin.
    Trotz der respektvollen, aber energischen Abwehr Saras und der Proteste Michels, der sich ebenfalls Isabelles bemächtigen wollte, trug Ermengarde den Sieg davon und stürmte mit ihrer schreienden Trophäe in den riesigen, weißen, ganz mit Gobelins behängten Saal, wo ein großes Festmahl aufgetragen war. Hinter ihr und dem Paten und der Patin ergoß sich der Zug ins Schloß, das bald von Rufen, Gelächter und den Lautenklängen der Musikanten, die die Mahlzeit begleiteten, widerhallte.
    Während unter der Leitung Josses, des Schloßverwalters, und seiner Frau Marie das ganze Dorf sich an langen, im Hof aufgestellten Tischen neben gewaltigen Feuern niederließ, über denen ganze Hammel und eine Menge Geflügel brieten; während die Minnesänger die ersten Lieder unter den Bäumen des bereits von jungen Mädchen bevölkerten Obstgartens anstimmten; während die Kellermeister die Weinfässer und die Vierteltonnen Apfelmost anstachen, begann das prächtigste Festessen seit Menschengedenken im großen Saal.
    Als nach unzähligen Platten mit Pasteten, Wild und Fisch, mit Pfauen in ihrem vollen Gefieder, Wildschweinen samt ihren Hauern auf Apfel- und Pistazienbetten die Diener die Torten, Konfitüren, Nougats, die Sahnen und all die anderen Nachtischgerichte zusammen mit Weinen aus Spanien und Malvasien auftrugen, erhob sich Xaintrailles und bat um Ruhe. Den vollen Pokal in die Hand nehmend, verneigte er sich vor der Königin und dem Konnetabel und wandte sich dann an seine Gastgeber: »Meine Freunde«, sagte er mit kraftvoller Stimme, »mit Erlaubnis der Frau Königin und des Herrn Konnetabel möchte ich Euch unsere Freude darüber ausdrücken, daß wir heute mit Euch der Wiedererstehung Montsalvys und gleichzeitig der Erneuerung unseres Landes beiwohnen dürfen. Überall in Frankreich gehen die Kriegshandlungen
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