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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe
Autoren: Benzoni Juliette
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das Wahrzeichen von Sizilien, die Pfähle von Aragon und die Kreuze von Jerusalem!« flüsterte er. »Die Königin Yolande … Dieses Schiff trägt sicher einen Gesandten.«
    Ungeheure Freude erhob sich in den Herzen der beiden Gatten. Dieses Schiff verkörperte in sich das ganze Land, aber auch die Freundschaft, die Pflichttreue, die Herrlichkeit … Die Farben flimmerten in der Sommerwärme. Auf diesem Schiff wären sie schon zu Hause …
    »Ich glaube«, sagte Arnaud zu Mansour, »du brauchst keins deiner Schiffe für uns flottzumachen. Das dort drüben gehört einem Freund von uns und hat ohne Zweifel einen Gesandten meines Landes an Bord …«
    »Ein Kauffahrer«, bemerkte Ben Zegris mit leiser Verachtung, verbesserte sich aber gleich wieder, indem er hinzufügte: »Aber gut armiert!« In den Schiffsluken zeigten tatsächlich sechs Bombarden ihre klaffenden Mäuler.
    Die ›Magdalene‹, so hieß das Schiff, versuchte nicht anzulegen. In der Mitte des Hafens angekommen, warf sie Anker und ließ ein Boot zu Wasser, während ein Schwarm von beturbanten Beamten und Neugierigen auf den Kai eilte. Mansours Trupp und die Sänfte wurden von dieser Woge menschlicher Leiber förmlich überspült, die sich zum Kairand drängten, um die unerwarteten Ankömmlinge besser sehen zu können.
    Das Boot indessen ruderte mit aller Kraft und brachte schnell drei Personen an Land, die eine im Turban, die anderen beiden in gestickten Mützen. Aber Cathérine hatte den größten Bemützten bereits erkannt. Bevor Arnaud sie zurückhalten konnte, war sie aus seinen Armen auf den Boden geglitten und erreichte, mit Ellbogen und Füßen derart um sich stoßend, daß man ihr Platz machen mußte, den Wasserrand in dem Augenblick, als das Boot anlegte. Und als Jacques Coeur auf den Kai sprang, fiel sie ihm, lachend und weinend zugleich, fast in die Arme …
    Er hatte sie nicht sofort erkannt und wollte die staubige Muselmanin, die sich ihm da an den Hals warf, zurückstoßen. Aber nur einen Augenblick. Jäh erblickte er ihr Gesicht – und erblaßte. »Cathérine!« rief er verblüfft. »Aber das ist nicht möglich! Das seid doch nicht Ihr?«
    »Doch, doch, mein Freund, ich bin's … und so glücklich, Euch wiederzusehen! Mein Gott! Euch schickt der Himmel! Es ist zu schön, zu wunderbar, zu …«
    Sie wußte gar nicht mehr, was sie sagte, war von solcher Freude erfüllt, daß auch der vernünftigste Mensch den Kopf verloren hätte. Aber Arnaud hatte sein Pferd angetrieben und war nun auch nach vorn gelangt. Er sprang aus dem Sattel und fiel dem verdutzten Jacques ebenfalls beinahe in die Arme, der den maurischen Reiter jedoch alsbald erkannte.
    »Messire Arnaud!« rief er. »Welch unglaubliches Glück, Euch wiederzufinden, nachdem ich kaum den Fuß auf festen Boden gesetzt habe! Wißt Ihr, daß ich hier nun nichts mehr zu tun habe?«
    »Wieso?«
    »Was glaubt Ihr wohl, weshalb ich herkam? Um Euch zu suchen! Habt Ihr das königliche Wappen auf meinem Schiff nicht bemerkt? Ich bin Gesandter der Herzogin-Königin und komme, vom Kalifen von Granada den Seigneur de Montsalvy und seine Gemahlin zu fordern, wofür ich ihm einen seiner besten Kapitäne zurückgebe, der das Unglück hatte, an der Küste der Provence gefangengenommen zu werden. Eine Art Austausch …«
    »Ihr setztet Euer Leben aufs Spiel?« rief Cathérine.
    »Kaum«, lächelte Jacques Coeur. »Mein Schiff ist stark, und die Menschen dieses Landes respektieren Gesandte, gleichzeitig interessieren sie sich auch für Handelsbeziehungen. Ich verstehe mich ziemlich gut mit den Kindern Allahs, seitdem ich im Mittelmeer herumstrolche!«
    Die Freude der drei Freunde über ihr Wiedersehen schien unbändig. Sie lachten, sprachen alle gleichzeitig und vergaßen alles und alle um sie herum. Die Fragen schwirrten so schnell durcheinander, daß niemand sie beantworten konnte, aber jeder wollte alles wissen, und zwar sofort. Es war Cathérine, die sich zuerst wieder fing, weil ihr Blick über Jacques und Arnaud hinaus, die sich noch einmal umarmten und auf den Rücken klopften, auf die Sänfte fiel, zwischen deren Vorhang der unruhige Kopf Abu al-Khayrs erschien. Und sie machte sich Vorwürfe, ihren sterbenden Freund, wenn auch nur einen Augenblick, vergessen zu haben. Sie hängte sich an Jacques' Arme, entriß ihn beinah ihrem Gatten.
    »Jacques«, bat sie, »wir müssen gleich absegeln … sofort! Sofort!«
    »Warum?«
    Sie sagte es ihm in kurzen Worten, und die Freude, die das
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