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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
Autoren: V.C. Andrews
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des Zirkus. Großpapa war so wild darauf, seinen jüngsten Sohn und Tom zu sehen, daß er vor Begeisterung fast hüpfte, während ich ihm die erste Krawatte seines Lebens zu binden versuchte. In dieser Nacht trug ich ein dünnes, blaues Sommerkleid mit passenden Sandalen. Mein weißes Kleid hob ich für die zweite Nacht auf. Die Zirkuskünstler würden vielleicht schon entspannter und eher in der Lage sein, einen Blick ins Publikum zu werfen. In der ersten Nacht würden sich alle Casteels in Winnerow zur Schau stellen, aber in der Nacht darauf würde ich Pa mein wahres Ich enthüllen. Mein Schmuck war echt, und ich wußte, es war närrisch, so etwas bei einer Zirkusvorstellung zu tragen. Aber ich bildete mir ein, niemand würde ihn von Modeschmuck unterscheiden können, es sei denn, er hätte selbst echten.
    Endlich war ich abfahrbereit und tauchte auf der Veranda auf. Aber Großpapa hatte ziemlich Mühe, Annie am Nervöswerden zu hindern. »Sieht hübsch aus, stimmt’s, Annie«, konstatierte er wohlgefällig, obwohl er sonst immer ganz verwirrt schaute, wenn ihm meine blonden Haare wieder auffielen.
    Nachdem wir Granny »todschick« gekleidet hatten, wollte ich, daß Großpapa vorne bei mir saß. So könnte ich ihn wenigstens allen Leuten in Winnerow präsentieren, die sich einbildeten, ein Mann der Casteels könnte nie wie ein Gentleman aussehen.
    Dann erschien auf seinem zerfurchten, alten Gesicht ein breites, glückliches Grinsen. »Was haste bloß für ’n Auto, Heaven-Mädel? Bin in meim ganzn Lebn noch nich so weich gefahrn! Nimmst ja die Löcher, als ob se platt wärn. Verdammich noch mal, wenn sich’s nich anfühlt, als wenn wir zu Haus im Bett wärn!«
    Ganz langsam fuhren wir die Main Street in Winnerow hinunter. Auf der Main Street drehten sie die Köpfe, und wie.
    Beim Anblick, daß die lumpigen Casteels in einem Jaguar-Cabrio mit Sonderausstattung fuhren, fielen ihnen die Augen aus dem Kopf. Wenn es etwas gab, wo sich jeder Provinzler auskannte, dann waren es Autos. Einmal in seinem Leben kam Toby Casteel zu Ehre und Würde. Stolz und aufrecht saß er da, und erst als wir die Main Street hinter uns hatten, drehte er sich zu seiner Frau um und flüsterte:
    »Annie, wach mal auf. Hast’se starrn gesehn, haste? Hast’s doch nich verschlafn, oder? War das nich ’n Ding, wie denen die Augn ausm Kopf fieln? ’S gibt echt kein, der’s besser hat als wir. Dieses Heaven-Mädel von uns is aufs College gegangn und kommt mit allem raus, was man für Geld kaufn kann. Hab’ noch nie gesehn, daß Schule so viel ausmacht, noch nie.«
    Großpapa hatte noch nie eine so lange Rede gehalten, auch wenn ihm gar nicht klar war, was er sagte. Es war Tonys Geld gewesen, womit dieses Auto gekauft worden war, und kein Geld von meinem Verdienst.
    Über eine Stunde brauchten wir, um hinzukommen, so langsam fuhr ich, aber schließlich waren wir beim Zirkusareal, gleich hinter der Stadtgrenze. Aus fünf Landkreisen waren die Leute herbeigeströmt, um den Zirkus zu sehen, in dem Luke Casteel oben auf einer Plattform stehen und alles ankündigen würde. Als Großpapa und ich hereinkamen, drehten sich die Köpfe und musterten uns. Ich hörte, wie sie flüsterten: »Das ist Toby Casteel, Lukes Vater!«
    Großpapa und ich hatten uns noch nicht so recht daran gewöhnt, daß uns so viele Augen anstarrten, da tauchte von hinten eine schlanke Frau auf, ganz in Feuerrot gekleidet. Den ganzen Weg brüllte sie wie ein Stier: »Halt! Wartet doch! Ich bin’s, deine Schwester Fanny!« und bevor ich mich noch bekreuzigen konnte, stürzte sie sich schon überschwenglich in meine Arme.
    »Heiliger Bimbam, Heaven«, kreischte sie so laut, daß sich ein Dutzend Leute umdrehten und starrten. »Siehst echt toll aus!« Fanny drückte mich ein paar Mal, dann umarmte sie Großpapa. »Also, Großpapa, hab’ dich noch nie so piekfein gesehn! Kenn’ dich ja kaum wieder, wennste sonst so alt und verkrumpelt ausschaust.«
    Das waren Komplimente, wie sie Fanny regelmäßig austeilte. Ihr rotes Kleid hatte weiße Tupfen und saß so eng, daß es wie aufgemalt wirkte. An beiden braungebrannten Armen trug sie bis zum Ellbogen goldene Armbänder, die schwarzen Haare mit dem Mittelscheitel hatte sie mit weißen Seidenblumen hinter die Ohren gesteckt. Sie wirkte tatsächlich wie eine schöne exotische Katze, die die falschen Farben trug.
    Fanny trat inzwischen einen Schritt zurück und starrte mich erschrocken an. »Machst mich ganz krank, echt. Siehst gar
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