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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
Autoren: V.C. Andrews
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wünschen, daß du bleibst! Alles, was er war, steckt hier in diesem Haus und in seiner Hütte, die er dir vermacht hat. Er hat dich geliebt… Bitte, laß mich nicht hier mit Jill allein. Bitte, bleib, Heaven, bitte, mir und Troy zuliebe! Alles, was du um dich herum siehst, wird einmal dir gehören, wird einmal dein Erbe sein. Nimm es an, und sei’s auch nur, um es an deine Kinder weiterzugeben.«
    Ich entzog ihm meine Hände. »Nun, du kannst doch überall hingehen, wohin du möchtest, auch ohne Jillian«, sagte ich grausam und stieg in mein elegantes Auto. »Du kannst Leute anstellen, die sich um sie kümmern, und du brauchst bis zu ihrem Tode nicht zurückzukommen. Du brauchst mich nicht, und ich brauche dich nicht oder das Geld der Tattertons. Du hast jetzt genau das, was du verdienst – nichts.«
    Der Wind blies mir durch die Haare, während er dastand und mich fortfahren sah. Der Mann mit dem traurigsten Gesichtsausdruck, den ich je gesehen hatte – aber das kümmerte mich nicht. Troy war tot, und ich hatte das College abgeschlossen, doch das Leben würde weitergehen, trotz Tony, der mich jetzt brauchte, und trotz Jillian, die nie etwas außer Jugend und Schönheit gebraucht hatte.

 
    20. K APITEL
     
    R ACHE
     
     
    Ich war auf dem Weg nach Hause, zurück nach Winnerow. Endlich war es für mich Zeit, die Vergangenheit zu begraben und die Person zu werden, die ich immer sein wollte. Denn jetzt wußte ich, daß unsere Kinderträume oft die klarsten sind. Mehr als alles andere wollte ich in die Fußstapfen von Miss Marianne Deale treten. Ich wollte eine Lehrerin sein, die einem Kind wie mir eine Chance im Leben eröffnen könnte, die den Zugang zur Welt der Bücher und des Wissens aufstieß. Denn das sorgte für einen Ausweg aus dem engen Blickwinkel und der Unwissenheit in den Bergen. Außerdem fiel es mir nicht sehr schwer, mein Tatterton Erbe aufs Spiel zu setzen, denn ich war ja keine lumpige Casteel mehr, die sich am Rand der Gesellschaft versteckte. Nein, ich war eine Tatterton, eine VanVoreen. Ich hatte zwar nicht vor, auch nur einem einzigen in meiner Familie die Wahrheit über meine Eltern zu verraten, aber trotzdem war ich jetzt dazu bereit, mich mit dem Mann auseinanderzusetzen, dessen Liebe ich als Kind so bitter gebraucht hätte. Er aber hatte mich unbarmherzig und brutal abgelehnt. Jetzt allerdings war ich in keiner Hinsicht mehr auf ihn angewiesen, trotzdem wollte ich, daß er, und nur er, ganz genau erfuhr, wer ich war.
    Für meine Fahrt nach Winnerow brauchte ich drei Tage. Unterwegs hielt ich in New York City bei einem der besten Friseure. Dann tat ich etwas, was ich schon jahrelang wollte: Mein ganzes Leben hatte ich mir die silberblonde Haarfarbe meiner Mutter gewünscht. Mein ganzes Leben war ich der schwarze Engel gewesen, war von etwas betrogen worden, das ich für meine Casteelschen Indianerhaare gehalten hatte. Jetzt würde ich der echte, strahlende Engel, das reiche Mädchen aus Boston sein… auf das keiner mehr herabsah. Ich kam als eine andere Frau aus dem Salon, eine Frau mit schimmernden, silberblonden Haaren. Nein, jetzt war ich keine Casteel mehr, sondern die echte Tochter meiner Mutter. Mir war klar, daß ich jetzt wenigstens einem Mann nicht mehr wie die Heaven Leigh Casteel vorkommen würde, die er haßte. Nein, er würde merken, wie ähnlich ich Leigh war, und endlich würde er begreifen, wie sehr er mich mochte, denn in mir würde er wenigstens seinen geliebten Engel wiedersehen.
    Als ich zuerst bei der neuen Hütte in den Bergen ankam, hätte mich Großpapa fast nicht erkannt. Beim ersten Hinsehen fürchtete er sich beinahe so, als ob wirklich ein Geist von den Toten auferstanden wäre. Da begriff ich, daß er vermutlich einen Herzschlag bekäme, sollte er seine »Annie« je wieder in echt sehen. »Großpapa«, sagte ich und umarmte seinen vor Angst starren Körper, »ich bin’s, Heaven. Gefallen dir meine Haare?«
    »Ach, Heaven-Mädel, ich dacht’, du wärst ’n Geist!« Erleichtert seufzte er auf. Als ich ihm dann erzählte, ich wäre gekommen, um bei ihm zu leben, war er überglücklich. »Ach, Heaven-Mädel, auf einmal kommen alle heim. Weißte, nächste Woche kommt auch Lukes Zirkus in die Stadt. Alle Casteels kommen zurück nach Winnerow. Ist doch großartig!«
    So, ich war also nicht die einzige Casteel, die zurückkam, um zu demonstrieren, wer ich jetzt war. Dann konnte ich ja meine Pläne viel früher als erwartet in die Tat umsetzen, denn inzwischen war
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