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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
Autoren: V.C. Andrews
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und Steine, die mich überragten, und ein Spaziergang war nicht einfach. Kieselsteine fielen mir in die Schuhe, so daß ich sie bald auszog. Dann rannte ich los, um Tony einzuholen. Ich hatte vor, nur etwa eine Stunde lang zu bleiben, denn jetzt hatte ich ein Ziel im Kopf.
    Die Küste machte eine Biegung und als ich daran vorbei war, stieß ich überraschend auf Tony. Er stand auf einem hohen Felsen und starrte aufs Meer. Es war ziemlich anstrengend hinaufzuklettern, doch dann stand ich neben ihm und erzählte von meinen Plänen. »Du willst also nach Winnerow zurück«, erwiderte er dumpf, ohne den Kopf zu drehen. »Ich habe es immer gewußt, du würdest in diese gottverlassenen Berge zurückgehen. Eigentlich solltest du sie ja so sehr hassen, daß du sie nicht wiedersehen möchtest.«
    »Sie sind ein Teil von mir«, gab ich zur Antwort, während ich mir den Schmutz von Füßen und Beinen putzte. »Ich hatte immer vor, zurückzugehen und dort zu unterrichten, in derselben Schule, in der Miss Deale Tom und mich immer unterrichtete. Es gibt nicht viele Lehrer, die diese arme Gegend mögen, deshalb wird man mich nehmen. Außerdem habe ich Gelegenheit, die Tradition fortzusetzen, die Miss Deale eingeführt hatte. Mein Großpapa Toby wartet darauf, daß ich bei ihm wohne, solange ich dort als Lehrerin bin. Und solltest du mich dann immer noch sehen wollen, werde ich eben einige Zeit bei dir verbringen. Nur Jillian möchte ich nie mehr wiedersehen, nie wieder.«
    »Heaven«, setzte Tony an, verstummte aber wieder und starrte mich nur noch an. In seinen Augen stand großer Schmerz. Ich versuchte das Mitleid zu ignorieren, das in mir aufstieg, als ich die dunklen Schatten unter seinen Augen bemerkte. Er war dünner geworden und gar nicht mehr elegant gekleidet. Früher hatten seine Hosen immer messerscharfe Bügelfalten, jetzt überhaupt keine mehr. Es war deutlich zu sehen, daß die besten Jahre von Townsend Anthony Tatterton hinter ihm lagen.
    Er seufzte, ehe er mich fragte. »Hast du denn nichts darüber in der Zeitung gelesen?«
    »Worüber denn?«
    Wieder ein langer, tiefer Seufzer, während er noch immer aufs Meer hinausstarrte. »Wie du ja weißt, hat sich Troy in der Welt herumgetrieben. Dann kam er letzte Woche nach Hause. Anscheinend wußte er, daß du nicht da warst.«
    Mein Herz machte einen Sprung. »Er ist hier? Troy ist hier?« Ich sollte ihn also wiedersehen! Ach Troy, Troy!
    Tonys Lächeln wirkte verzerrt, ein Lächeln, das mir das Herz umdrehte.
    Er zog die Schultern hoch. Indem er noch immer hinausstarrte, zwang er mich dazu, nach dem zu suchen, was er beobachtete.
    Mit ziemlicher Mühe entdeckte ich einen Blumenkranz, der weit draußen im Ozean mit den Wellen auf und abschaukelte. Er war nur noch ein winziger, leuchtender Fleck. Das Meer, immer das Meer hatte Troy gejagt. Wieder schlug mein Herz schneller, und plötzlich begann etwas, schwer auf mir zu lasten.
    Gemeinsam mit dem kühlen Wind, der immer vom Meer her wehte, seufzte auch Tony schwer. »Troy kam sehr deprimiert nach Hause. Er freute sich zwar über die Neuigkeit, daß du wieder mit Jane und Keith in Verbindung bist, aber er näherte sich seinem achtundzwanzigsten Geburtstag. Geburtstage hatten ihn schon immer deprimiert, denn er war fest davon überzeugt – ganz ohne Theater –, sein Dreißigster würde auch sein letzter Tag sein. ›Hoffentlich ist’s keine qualvolle Krankheit‹, sagte er manchmal, als ob ihn das mehr als alles andere beunruhigen würde. ›Ich fürchte mich zwar nicht vor dem Sterben, nur der Weg dorthin macht mir Angst, denn manchmal kann er schrecklich lang sein.‹ Ich hielt ihm vor, daß er noch zwei weitere Jahre habe, falls seine Vorahnung wahr wäre, und wenn nicht, dann könnte er fünfzig, sechzig oder siebzig werden. Ich hielt mich ständig in seiner Nähe auf, weil ich fürchtete, daß etwas passieren könnte. Wir saßen immer in seinen Räumen, sprachen über dich und wie stark du warst, als du dich um deine Geschwister gekümmert hast, nachdem deine Stiefmutter und dein… dein Vater fortgelaufen waren. Er erzählte mir auch, in den vergangenen Semestern habe er ab und zu dein College besucht und sich auf dem Gelände versteckt, nur um dich sehen zu können.«
    Wieder wandte er den Blick ab und schaute aufs Meer. Inzwischen war der Kranz verschwunden. Ich war tief verwundet.
    »Ich erzähle dir meine Geschichte, weil ich weiß, daß du ihn immer noch liebst. Bitte, verzeih mir, Heaven. Ich wollte Troy von
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