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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
Autoren: V.C. Andrews
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diesem gefürchteten Geburtstag ablenken und plante deshalb eine Party, die übers ganze Wochenende dauern sollte. Jeden ließ ich hoch und heilig versprechen, ihn nicht eine Sekunde allein zu lassen. Es war auch ein Mädchen da, mit dem er sich ein-, zweimal getroffen hatte. Sie hatte inzwischen geheiratet und war wieder geschieden. Ich dachte, so ein lachendes, fröhliches Ding könnte seine Stimmung heben und ihm vielleicht dabei helfen, nicht mehr über dich nachzugrübeln. Sie wußte jede Menge Klatschgeschichten: Welche berühmten Leute sie getroffen hatte, welche Kleider sie einkaufte und daß sie sich ein riesiges Haus auf ihrer eigenen Südseeinsel bauen wollte… wenn sie erst den richtigen Mann fürs Leben gefunden hätte. Und dieses Mädchen kümmerte sich dann um Troy, der sie aber anscheinend völlig links liegen ließ. Keine Frau kann es ausstehen, so abgeschoben zu werden, und das war auch der Punkt, an dem bei ihr der Spaß aufhörte. Sie wurde spöttisch und benahm sich häßlich. Zuletzt hielt Troy ihre Sticheleien nicht mehr länger aus, er sprang auf und verließ das Haus. Ich beobachtete, wie er auf die Ställe zuging und wollte ihn daran hindern. Wenn mir nicht dieses idiotische Mädchen nach draußen nachgelaufen wäre, hätte ich ihn noch spielend rechtzeitig erreicht, um ihn an seinem Vorhaben zu hindern. Aber sie packte meine Hand und spottete, ich sei wohl der Hüter meines Bruders.
    Als ich mich endlich losreißen konnte, hatte Troy schon Abdulla Bar gesattelt, zumindest berichtete der Stalljunge so. Troy galoppierte durchs Labyrinth, immer und immer wieder. Das Labyrinth ist kein guter Platz für ein sensibles Pferd, und nach kurzem brach es auch durch die äußerste Hecke. Die Windungen und Kurven des Labyrinths, das es noch nie vorher gesehen hatte, machten es verrückt – das Pferd raste auf die Küste zu!«
    »Abdulla Bar…« wiederholte ich diesen Namen, den ich damals fast schon vergessen hatte.
    »Ja, Jills Lieblingshengst, den außer ihr keiner reiten konnte. Ich sattelte mein eigenes Pferd und ritt los, um ihn einzuholen, aber an der Küste ging ein stürmischer Wind. Ungefähr dreißig Meter vor mir flog ein Stück Abfall gegen Abdullas Schädel. Er bäumte sich auf, wieherte zu Tode erschrocken und galoppierte geradewegs in den Ozean! Es war absurd, wie ich da auf meinem Pferd saß, das sich weigerte, gegen den Wind anzulaufen, und zusehen mußte, wie mein Bruder darum kämpfte, das verrückte Pferd zum Strand zurückzubringen! Die untergehende Sonne stand tief am Horizont hinter uns… das Meer färbte sich blutrot… und dann waren Roß und Reiter beide verschwunden.«
    Nervös bewegten sich meine Hände zur Stirn und blieben dort. »Troy? O nein, Troy!«
    »Wir verständigten die Küstenwache, und alle Männer auf der Party bestiegen die Boote, die ich habe. Dann suchten wir nach ihm. Abdulla Bar schwamm mit leerem Sattel ans Ufer zurück und schließlich fand man, gegen Morgen, Troys Leichnam. Er war ertrunken.«
    Nein! Nein! Das konnte nicht wahr sein.
    Tony legte seinen Arm um meine Schulter und drückte mich an seine Seite. Dann fuhr er fort: »Verzweifelt versuchte ich, deinen Aufenthaltsort in Maine herauszufinden, hatte aber kein Glück. Jeden Tag habe ich meine eigene kleine Gedenkfeier für ihn abgehalten und darauf gewartet, daß du zurückkommst und dich auf deine Art von ihm verabschiedest.«
    Ich dachte, ich hätte bereits alle Tränen um meine Liebe zu Troy vergossen. Aber als ich hier stand und aufs Meer hinaussah, wußte ich trotz allem, daß ich mein Leben lang noch viel mehr um ihn weinen würde.
    Die Zeit verging, während ich neben Tony stand und darauf wartete, daß der schwimmende Kranz wieder auftauchte. Ach, Troy, Jahre hätten wir miteinander verbringen können! Fast vier Jahre, die dir einen guten Teil von Leben, Liebe und Normalität gegeben hätten! Vielleicht hättest du dann auch das Leben so liebgewonnen, um zu bleiben!
    Ich war jetzt wie betäubt und blind vor Tränen, die ich Tony nicht zeigen wollte. Auf unserem Rückweg zum Haupthaus verabschiedete ich mich rasch von ihm, obwohl er sich an meine Hände klammerte und mich zu dem Versprechen zwingen wollte, ich würde wiederkommen.
    »Bitte, Heaven, bitte! Du bist meine Tochter, meine einzige Erbin, denn Troy ist tot. Ich brauche einen Erben, der meinem Leben Sinn und Zweck gibt! Wozu wäre denn sonst alles gut, was wir in Jahrhunderten angesammelt haben? Geh nicht, auch Troy würde
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