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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
Autoren: V.C. Andrews
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Fanny Casteel würde es mal so weit bringen, daß sie in so einem Haus lebt?« meinte Tom wie zu sich selbst. »Heavenly, ist das denn ungefähr so großartig wie Farthinggale Manor?«
    Was hätte ich sagen können, ohne Fannys Gefühle zu verletzen? Nein, Fannys ganzes Haus hätte in einen einzigen Seitentrakt von Farthinggale Manor gepaßt, aber trotzdem war es ein Haus, um darin zu leben, sich wohl zu fühlen und dabei jeden Winkel genau zu kennen.
    Ich schlenderte herum und betrachtete interessiert alle Fotos an den Wänden. Verwundert bemerkte ich eins mit Fanny und Cal Dennison an irgendeinem Strand! Als ich mich zu ihr umdrehte, grinste sie boshaft. »Eifersüchtig, Heaven? Is jetzt meiner, wenn ich will, und er is gar nich so übel, außer wenn er bei sein Eltern rumhängt, dann hat er kein Rückgrat nich mehr. Nach ’ner Zeit werd’ ich ihn ablegn, wenn er mir langweilt.«
    Inzwischen war ich todmüde und wünschte mir nicht zum ersten Mal, ich hätte mich nicht von Fanny zu einem Besuch überreden lassen. Gähnend stand ich auf, aber erst jetzt erfuhr ich den wahren Grund, warum Fanny in die Willies zurückgekommen war.
    »Ich seh’ auch ab und zu Waysie«, warf sie unvermittelt in unsere Unterhaltung. »Meint, er wär’ mir ziemlich dankbar, wenn ich ihn einmal die Woche zu Besuch kommn ließ. Würd’ mir auch Klein-Darcy mitbringn. Habse schon zweimal gesehn, is so hübsch. Klar wird’s jeder in Winnerow früher oder später spitz kriegn, was so läuft… Und dann hab’ ich meine Rache. Die alte Lady Wise wird’n paar Mal nachts ganz schön flennen, ganz schön.«
    Nicht zum ersten Mal stieg in mir eine überwältigende Abneigung gegen Fanny hoch. Sie hatte kein echtes Interesse an Waysie und auch nicht an Darcy, sie war nur auf Rache aus. Ich hatte das Gefühl, sie zur Besinnung prügeln zu müssen, aber sie war so betrunken, daß sie das Gleichgewicht verlor.
    Als ich aus dem Haus stürzte, schrie sie mir nach, sie würde auch mich noch kriegen, weil ich ihr die Selbstachtung geraubt hätte. Da war sie also, zwanzig Jahre alt, einmal verheiratet und geschieden, und haßte mich dafür, weil sie kein Mann genug geliebt hatte. Nicht einmal ihr eigener Pa.
    Vermutlich hatten Fanny und ich da einiges gemeinsam.
    Wie unter einem tiefen Zwang ging ich in der nächsten Nacht wieder zum Zirkus, aber diesmal hatte ich das weiße Kleid an, das ich so sorgfältig gewaschen und gebügelt hatte. Es wirkte wie aus einem Film. Diesmal ging ich allein, ohne Großpapa und Fanny. Noch einmal saß ich mitten in der heißen, schwitzenden Menge, die gekommen war, um den »Helden ihrer Heimatstadt« zu sehen – Luke Casteel, der neue Besitzer, der Conferencier, der alle verzauberte. Nur war heute nacht vieles ein bißchen anders. Diesmal saß Pas hübsche, junge Frau Stacie da und bewegte nervös die Hände, als Pa die Manege betrat und seine lange Begrüßung ohne Stocken und Fehler vortrug. Warum war sie dann nervös? Um mich herum standen Frauen und Mädchen zur Begrüßung auf und schrien begeistert, einige warfen sogar Blumen und Tücher hinunter. Ich sah meinen Bruder Tom, der einmal Präsident hatte werden wollen und sich jetzt darauf beschränkte, ein alberner Clown zu sein. Und das alles nur, weil Pa haben mußte, was er wollte, egal welche Wünsche Tom auch besaß.
    Ich dachte an Unsere-Jane, an Keith und an Fanny. Sie war genauso zu dem gemacht worden, was sie war, wie mich das Schicksal geformt hatte. Und dann fielen mir wieder die Worte des guten Reverend Wayland Wise ein: »Du trägst die Saat für deine eigene Zerstörung und die für jeden, der dich liebt, mit dir… ein Idealist der schlimmsten Sorte – der romantische Idealist… zum Zerstören geboren, bis zur Selbstzerstörung!«
    So wie es meine eigene Mutter getan hatte!
    Ich fühlte mich verurteilt, absolut verurteilt. Genauso wie Troy es empfunden hatte.
    Die Worte des guten Reverends flirrten mir so lange im Kopf herum, bis mir meine geplante Konfrontation mit Pa töricht vorkam. Sie war falsch und würde nur damit enden, daß ich mir selbst weh tat. Rasch stand ich auf und machte mich entschlossen auf den Weg. Es war egal, daß mich die Leute anbrüllten, ich solle mich hinsetzen und ihnen nicht die Aussicht versperren – ich mußte hier raus. Es war egal, daß die Löwen fast außer Kontrolle in der Manege herumrannten. Pa stand mit geladenem Gewehr und Pistole unmittelbar hinter der Käfigtür, die er entriegelt hatte. Unterdessen
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