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Carries ruhmreichen Tage

Carries ruhmreichen Tage

Titel: Carries ruhmreichen Tage
Autoren: Javier Ramírez Viera
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Kellner. » Kommen sie schon, geben sie sich einen Ruck «, hakt er nach. Er hat sie überrumpelt. Er hält einen Pinsel und eine Palette in den Händen und sucht im Gedränge nach Mutigen, die sich mit der Welt der Malerei vertraut machen möchten; man hat weiße Leinwände nebeneinander, in einer Reihe bereitgestellt. Dort tummeln sich bereits mehrere Neugierige und einige Gäste ziehen auch schon unter lachen eifrig ihre ersten Pinselstriche.  
    Carrie ist unschlüssig. Sie sieht hinüber zu Alain, der eigentlich zurückkommen möchte... jedoch durch diese Schlampe von Madeleine genötigt wird. Am anderen Ende Rocko, fest entschlossen mit ihr zu reden, sich auszusprechen oder sich zu entschuldigen... absurde Entschuldigungen, denn zwischen Erwachsenen Menschen wären gar keine Beleidigungen notwendig gewesen. Es sei denn, sie würden sich unendlich lieben, etwas das Carrie im Moment nicht gerade in Erwägung zieht.
    » Na gut, geben sie den Mist schon her «, und mit einem Ruck, wie jemand, der nach einer Fliege schnappt, nimmt sie den Pinsel. Dann ergreift sie, vor den verblüfften Augen des Kellners, die Palette. Sodann geht sie zu den Leinwänden, zu der, die noch frei ist. Die Leute applaudieren ihr, mit dieser Freundlichkeit von extrem wohlerzogenen Menschen. Und sie malt.
    » Sieh mal einer an, sie haben Geschick «, , sagt jemand. Er sagt es nur, weil Carrie zweifelsfrei sehr motiviert auf die Leinwand einstürmt. Sie ist schnell und zielstrebig.
    » Hmmmm... Erstaunlich « , sagt eine andere Person, die die ersten Andeutungen dieses abstrakten Gebildes beobachtet, dessen Entstehung viele mit Skepsis verfolgen.
    » Kommen sie schon, fassen sie sich ein Herz. Wer weiß, vielleicht entdecken wir ein neues Talent « , sagen jene, die für die Stimmung auf der Veranstaltung sorgen.
    » Gute Hand « , sagt irgendein Künstler aus Höflichkeit. Niemand erkennt, was zum Teufel Carrie da malt.
    Vom anderen Ende aus, befürwortet die Mama der Fortuny Bild für Bild. Sie bespricht sich mit jedem, der kurzfristig aufgestellten Künstler, als würde sie sie bewerten. Unter Lachen und bei Komplimenten, die wenig mit der Realität zu tun haben. Als sie bei Carrie ankommt, verändert sich ihr liebenswürdiger Gesichtsausdruck nicht, jedoch weiß die Improvisationskünstlerin, daß hinter der Fassade der Hass brodelt.
    Und schon gibt es eine Gruppe Fachkundiger, die das Gleiche tun. Sie eifern dem Kopf der improvisierten Jury nach und beurteilen ebenfalls die gemalten Werke.
    » Was hast du gemalt meine Liebe? « , fragt sie die Gastgeberin.
    Carrie beißt sich auf die Zunge. Sie ist noch immer am malen
    » Einen Anus « antwortet sie.
    Scheinbar war es nicht gut zu hören. Viele glauben es nicht richtig verstanden zu haben. Selbst die Mama der Fortuny hegt ihre Zweifel:
    » Einen Anus.... Ich habe einen Anus gemalt « und stellt ihn fertig. Im Grunde genommen ist es ein riesiger, mit Narben tätowierter Fleck.
    » Ein was? « , fragt eine Greisin aus den hinteren Reihen; vor ihr steht jedermann der Mund offen.
    » Das Loch des Hinterns « , erklärt Carrie mit lauter Stimme; Rocko bleibt auf halben Weg zu ihr stehen.... und macht eine Kehrtwendung, ebenso schockiert wie der Rest der Zuschauer.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Elftes Kapitel
     
    Es ist ein elegantes Restaurant auf dem Champs Élysées. Carrie hat für ihn das verschmähte Kleid aus dem Müll gerettet, das Alain ihr mittels Chauffeur und Dienstmädchen schicken ließ. Es ist hübsch, aus hellblauer Seide. Anfänglich denkt sie, daß es ihren Busen zu sehr betont. Doch dann, mit dem richtigen BH, entscheidet sie es doch anzubehalten. Mit Absicht, sie ist wieder in ihrem Element, denn Cid und nicht Alain wird sie in diesem Kleid sehen.
    Sie trägt keinen Schmuck, denn sie hat keinen. Bis auf ein paar Perlenohrringe möchte sie aber auch keinen Modeschmuck dazu tragen. Dann noch die schwarze Tasche, passend zu den Schuhen, die sie als Schwein trug.
    Cid erwartet sie bereits am Tisch, umgeben von Kerzenschein und Blumen, frischen Blumen. Der Typ mit der Fliege, der das Essen serviert, wartete ebenfalls dort. Er ist dem Tisch zugetan, wie eine Klette... Man wird ihn irgendwann wegschicken müssen, um intimere Gespräche führen zu können.
    » Sehr hübsch, Carrie « , sagt Cid, der sich vom Stuhl erhebt. Es ist jedoch der Kellner, der den Stuhl zurückzieht, damit sie Platz nehmen kann. » Und ich habe nichts gesagt « , erklärt er schnell, damit
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