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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le
Autoren: Schatten von gestern (Smiley Bd 1)
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    »Ja,
natürlich. Sie haben es gehört.«
    »Wir haben
es gehört.«
    »Was ist
mit Maston? Was sagt Maston zu dem Ganzen?«
    »Ich
glaube, er will Sie sehen. Ich soll Ihnen ausrichten, Sie möchten bei ihm
vorbeikommen, sobald Sie sich wieder gesund genug fühlen. Ich weiß nicht, was
er darüber denkt. Gar nichts, vermute ich.«
    »Wie
meinen Sie das?«
    Guillain
goß frischen Tee ein.
    »Strengen
Sie Ihre Hirnwindungen an, George. Alle drei Hauptpersonen in diesem kleinen
Märchen sind jetzt von den Bären aufgefressen worden. In den letzten sechs
Monaten sind keine geheimen Dokumente verraten worden. Glauben Sie wirklich,
daß Maston sich für die Details interessieren wird? Glauben Sie wirklich, daß
er keinen größeren Wunsch hat, als dem Außenamt die frohe Kunde zu bringen -
und gleichzeitig zuzugeben, daß wir Spione nur fangen können, wenn wir über
ihre Leichen stolpern?«
    Es
läutete, und Guillam ging hinunter, um aufzumachen. Erstaunt hörte Smiley, wie
er den Chef in die Halle führte, dann ein mit leiser Stimme geführtes Gespräch
und Schritte, die die Treppe heraufkamen. Es klopfte, und Maston kam herein. Er
hatte einen unsinnig großen Blumenstrauß in der Hand und sah aus, als käme er
gerade von einer Garden-Party. Smiley erinnerte sich daran, daß Freitag war.
Ohne Zweifel ging er zum Wochenende nach Henley. Er grinste. Mußte wohl den
ganzen Weg die Treppe herauf gegrinst haben.
    »Na,
George, wieder auf dem Kriegspfad?«
    »Ja,
leider. Ich hatte wieder einen Unfall.«
    Er setzte
sich auf die Bettkante und lehnte sich über das Bett, indem er sich auf der
anderen Seite von Smileys Beinen mit einer Hand aufstützte.
    Nach einer
Pause sagte er: »Sie haben bereits meinen Brief bekommen, George?«
    »Ja.«
    Wieder
eine Pause.
    »Es ist
von einer neuen Abteilung im Department geredet worden, George. Wir, also das
Department, haben das Gefühl, daß wir dem Studium der Technik größere Aufmerksamkeit
zuwenden sollten, besonders mit Rücksicht auf die Satellitenspionage. Das ist
auch der Standpunkt des Innenministeriums, wie ich erfreulicherweise sagen
kann. Guillam hat sich bereit erklärt, bei der Ausarbeitung der Richtlinien als
Berater zur Verfügung zu stehen. Ich überlegte, ob Sie die Sache übernehmen
würden. Mit der entsprechenden Beförderung natürlich und der eventuellen Begünstigung,
daß Sie nach Erreichen des vorgeschriebenen Pensionsalters noch weiterarbeiten
könnten. Unsere Leute von der Personalabteilung sind in dieser Sache ganz auf
meiner Seite.«
    »Danke . .
. vielleicht dürfte ich es mir durch den Kopf gehen lassen. Darf ich das?«
    »Selbstverständlich
. . . selbstverständlich.« Maston sah ein wenig enttäuscht aus. »Wann werden
Sie es mich wissen lassen? Es wird vielleicht notwendig sein, einige neue Leute
hereinzunehmen, und da erhebt sich die Platzfrage . . . Benutzen Sie das Wochenende
zum Überlegen und verständigen Sie mich am Montag. Meine Sekretärin wird gerne
. . .«
    »Ja, ich
werde mich melden. Es ist wirklich sehr freundlich von Ihnen.«
    »Aber, ich
bitte Sie. Übrigens, ich bin ja nur der Verbindungsmann zum Ministerium,
George. Es ist tatsächlich eine Entscheidung interner Natur. Ich bin nur der
Überbringer der guten Botschaft, George. In meiner üblichen Funktion als
Laufjunge.«
    Maston sah
Smiley einen Augenblick scharf an, zögerte dann und sagte schließlich: »Ich
habe den Minister informiert . . . soweit das notwendig war. Der Innenminister
war auch anwesend.«
    »Wann war
das?«
    »Heute
vormittag. Wir haben einen Protest an die Ostdeutschen erwogen und
Landesverweisung für diesen Mundt.«
    »Aber wir
haben ja Ostdeutschland nicht anerkannt.«
    »Sehr
richtig. Das war die Schwierigkeit. Es ist aber möglich, den Protest über einen
vermittelnden Staat zu leiten.«
    »Wie zum
Beispiel Rußland?«
    »Sehr
richtig. Aber es tauchten verschiedene Gegenargumente auf. Man hatte das
Gefühl, daß jede Art von Publizität in dieser Sache sich letzten Endes gegen
die Interessen der Nation auswirken würde. Es besteht gegen die
Wiederbewaffnung Westdeutschlands sowieso schon eine gewisse feindselige
Einstellung hier im Lande. Man meinte, daß jede Nachricht von deutschen
Quertreibereien - ob sie nun von den Russen inspiriert sind oder nicht - diese
Feindseligkeit verstärken würde. Es gibt ja kein positives Zeugnis dafür, daß
Frey für die Russen gearbeitet hat, verstehen Sie. Es könnte der Öffentlichkeit
leicht so dargestellt werden, als
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