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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le
Autoren: Schatten von gestern (Smiley Bd 1)
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habe er aus eigener Initiative gearbeitet
oder für ein geeintes Deutschland.«
    »Aha.«
    »Bisher
sind die Tatsachen überhaupt nur sehr wenigen Leuten bekannt. Das ist ein
außergewöhnlich glücklicher Umstand. Was die Polizei angeht, so hat der
Innenminister sich vorläufig damit einverstanden erklärt, daß sie ihren Teil
dazu beitragen wird, um die Affäre so weit wie möglich zu vertuschen . . .
Übrigens, dieser Mendel, was ist das für ein Mensch? Ist er vertrauenswürdig?«
    Smiley
hätte ihn dafür erwürgen können.
    »Ja«,
sagte er.
    Maston
stand auf. »Gut«, meinte er, »sehr gut. Also, ich muß sehen, daß ich
weiterkomme. Hätten Sie gerne irgendwas, oder könnte ich etwas für Sie tun?«
    »Nein,
danke. Guillam sorgt wunderbar für mich.«
    Maston
stand an der Tür. »Also, alles Gute, George. Nehmen Sie, wenn möglich, an.« Er
sagte es schnell, mit unterdrückter Stimme und einem freundlichen Lächeln, als
ob es ziemlich viel bedeute.
    »Schönen
Dank für die Blumen«, rief Smiley.
     
    Dieter war
tot, und er hatte ihn umgebracht. Dafür waren
die gebrochenen Finger seiner rechten Hand, sein zerschlagener, steifer Körper,
die rasenden Kopfschmerzen 'und das quälende Schuldgefühl das beste Zeugnis.
Und Dieter hatte zugelassen, daß er es tat, hatte nicht geschossen, hatte sich
ihrer Freundschaft erinnert, während Smiley sie zur Seite gestoßen hatte.
    Sie hatten
in einer Wolke gekämpft, in der steigenden Flut des Stromes, in der Lichtung
eines zeitlosen Hochwaldes. Sie hatten einander getroffen, zwei
wiedervereinigte Freunde, und wie wilde Bestien gekämpft. Dieter hatte sich
erinnert und Smiley nicht. Sie waren aus verschiedenen Hemisphären der Nacht
hergekommen, aus verschiedenen Welten, in denen man verschieden dachte und
handelte. Dieter, der schnell Urteilende, der Absolute, hatte gekämpft, um eine
neue Welt zu bauen, Smiley, der gründlich Überlegende, der Bewahrer, hatte
gekämpft, um ihn daran zu hindern. »Ach Gott«, sagte Smiley laut vor sich hin,
»welcher war nun der Gentleman . . .?«
    Mühsam
stand er aus dem Bett auf und begann sich anzuziehen. Im Stehen war ihm besser.
     
    Lieber Mr. Maston
     
    »Lieber
Mr. Maston,
    endlich
bin ich so weit, daß ich auf das Angebot der Personalabteilung, mir einen
höheren Posten im Department anzuvertrauen, antworten kann. Es tut mir leid,
daß dies erst so spät geschieht, doch war ich, wie Ihnen bekannt ist, in der
letzten Zeit nicht gesund und hatte mich auch mit einer Reihe persönlicher
Probleme auseinanderzusetzen, die außerhalb des Bereiches des Departments
liegen.
    Da ich
noch immer unpäßlich bin, habe ich mich zu der Entscheidung durchgerungen, daß
es unklug von mir wäre, das Angebot anzunehmen. Ich darf Sie bitten, das der
Personalabteilung mitzuteilen.
    Ich bin
sicher, daß Sie mich verstehen werden.
    Ihr George Smiley«
     
    »Lieber
Peter,
    ich
schließe einen Bericht über den Fall Fennan bei. Es ist das einzige Exemplar.
Wenn Sie ihn gelesen haben, dann schicken Sie ihn bitte an Maston weiter. Ich
dachte, es könnte von Wert sein, den Gang der Ereignisse aufzuschreiben - auch
wenn sie nicht stattgefunden haben.
    Immer Ihr alter George«
     
    Der  Fall  Fennan
     
    Am Montag,
dem z. Januar, wurde Samuel Arthur Fennan, ein höherer Beamter des Außenministeriums,
von mir einvernommen, um gewisse Beschuldigungen klarzustellen, die in einem
anonymen Brief gegen ihn erhoben worden waren. Die Einvernahme wurde in der
üblichen Weise arrangiert, das heißt, mit Wissen und Einverständnis des
Außenministeriums. Über Fennan war uns nichts Nachteiliges bekannt, außer daß
er in den dreißiger Jahren, während er in Oxford war, mit den Kommunisten
sympathisiert hatte, welcher Tatsache wir allerdings wenig Bedeutung beilegten.
In gewissem Sinne war daher die Einvernahme eine reine Routineangelegenheit.
    Fennans
Zimmer im Außenamt erwies sich dafür als ungeeignet, und wir kamen überein,
unser Gespräch im St.-James-Park fortzusetzen, weil so schönes Wetter war.
    Es hat
sich später herausgestellt, daß wir dabei von einem Agenten des ostdeutschen
Spionagedienstes erkannt und beobachtet wurden, der während des Krieges mit
mir zusammengearbeitet hatte. Es steht nicht fest, ob er Fennan etwa dauernd
beobachtete oder nur zufällig im Park anwesend war.
    In der
Nacht auf den 3. Februar berichtete die Polizei von Surrey, daß Fennan
Selbstmord begangen habe. In einem Abschiedsbrief, den Fennan unterschrieben
hatte, wurde
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