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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le
Autoren: Krieg im Spiegel (Smiley Bd 4)
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ein
elftes Gebot, das Ihrer eigenartigen Seele genügt!« Er deutete auf Smiley und
Leclerc. »Na bitte, hier ist es: hier ist das Gesetz, das Sie gesucht haben.
Beglückwünschen Sie sich - Sie haben es gefunden. Wir schickten ihn hinüber,
weil es notwendig war, wir lassen ihn im Stich, weil wir müssen. Das ist Ihre
bewunderte Disziplin!« Er wandte sich zu Smiley: »Und Sie! Sie sind gemein.
Zuerst stoßen Sie uns das Messer in den Rücken und dann beten Sie für die
Sterbenden. Scheren Sie sich weg! Wir sind Techniker und keine Poeten. Scheren
Sie sich weg!«
    Smiley
sagte: »Ja, Sie sind ein sehr guter Techniker, Adrian. Sie fühlen keinen
Schmerz mehr. Sie haben die Technik zu Ihrem Lebensstil gemacht. Wie eine Hure.
Technik anstelle von Liebe.« Er zögerte. »Kleine Fähnchen... der alte Krieg
läutet den neuen ein. All das war da, nicht wahr? Und dazu der Mann... Ihr müßt
euch berauscht haben an ihm. Beruhigen Sie sich, Adrian, Sie waren nicht auf
der Höhe.« Er straffte seinen Rücken und erklärte: »Ein in England
naturalisierter vorbestrafter Pole flieht über die Grenze nach Ostdeutschland.
Einen Auslieferungsvertrag gibt es nicht. Die Deutschen werden sagen, er sei
ein Spion, und als Beweis seine Ausrüstung vorlegen. Wir werden erklären, daß
man ihm die Ausrüstung untergeschoben hat, und darauf hinweisen, daß sie
fünfundzwanzig Jahre alt ist. Ich nehme an, daß er sich eine Geschichte
zurechtgelegt hat. Er will an einem Kurs in Coventry teilgenommen haben. Das
ist leicht widerlegt: es gibt keine derartigen Kurse. Die Schlußfolgerung ist,
daß er aus England fliehen wollte. Wir werden zu verstehen geben, daß er in
Geldschwierigkeiten war. Er hielt ein junges Mädchen aus, wie Sie wissen. Sie
arbeitete in einer Bank. Das paßt alles sehr gut zusammen. Mit dem
Vorstrafenregister, meine ich, da wir es ohnehin erst erfinden müssen.« Er
nickte vor sich hin. »Wie ich schon sagte, ist es kein schöner Vorgang. Bis
dahin werden wir alle schon wieder in London sein.«
    »Und er
wird senden«, sagte Avery, »und niemand wird ihm zuhören!«
    »Im
Gegenteil«, erwiderte Smiley bitter. »Viele werden ihm zuhören.«
    Haldane
fragte: »Auch Control, ohne Zweifel. Habe ich nicht recht?«
    »Schluß!«
schrie Avery plötzlich. »Hört um Gottes willen auf! Wenn irgend etwas wichtig,
irgend etwas ehrlich ist auf dieser Welt, dann müssen wir ihn
jetzt anhören! Und wenn es nur aus. aus.«
    »Nun?«
fragte Haldane spöttisch. »Liebe wäre. Jawohl, Liebe. Nicht Ihre, Haldane, sondern
meine! Smiley hat recht! Sie haben mich angestiftet, es für Sie zu tun. Ich
sollte ihn lieben! Sie konnten so etwas schon nicht mehr! Ich habe ihn zu
Ihnen gebracht, habe ihn in Ihrem Haus festgehalten, brachte ihn dazu, daß er
zur Musik Ihres verdammten Krieges tanzte! Ich habe dazu aufgespielt, aber
jetzt habe ich keinen Atem mehr. Er ist das letzte Opfer des Rattenfängers,
Haldane, das allerletzte, die letzte Liebe - die Musik ist aus!«
    Haldane sah
Smiley an. »Aber bringen Sie Control meine Glückwünsche«, sagte er. »Danken Sie
ihm in meinem Namen, bitte. Dank für die Hilfe, die technische Hilfe, Smiley, für die Ermunterung, Dank für den Strick! Auch für die
freundlichen Worte, und daß er Sie als Überbringer der Blumen hergeliehen hat.
So gut gemacht, das alles!«
    Aber
Leclerc schien von der äußerlich netten Form beeindruckt. »Sei nicht so hart zu
Smiley, Adrian. Er tut nur seine Pflicht. Wir müssen alle nach London zurück.
Außerdem ist da der Fielden-Bericht. Ich würde mich freuen, wenn Sie ihn sich
mal anschauen wollten, Smiley. Truppenverschiebungen in Ungarn: etwas ganz
Neues.«
    »Und ich
würde mich freuen, ihn sehen zu dürfen«, antwortete Smiley höflich.
    »Er hat
recht, wissen Sie, Avery«, wiederholte Leclerc. Seine Stimme war sehr
eindringlich. »Sie sind Soldat. So ist nun mal der Krieg, halten Sie sich an
die Regeln! Bei unserem Spiel gelten die Regeln des Krieges. Bei Ihnen,
Smiley, muß ich mich wohl entschuldigen, auch bei Control, fürchte ich. Ich
hatte geglaubt, die alte Eifersucht sei immer noch wach. Ich habe mich geirrt.«
Er senkte den Kopf. »Sie müssen einmal mit mir essen, in London. Mein Club ist
nicht ganz Ihr Niveau, ich weiß, aber es ist ruhig dort. Sehr gut geführt.
Wirklich gut. Haldane muß mitkommen. Adrian, ich lade dich ein!«
    Avery
hatte sein Gesicht mit den Händen bedeckt. »Dann gibt's da noch etwas, das ich
mit dir besprechen möchte, Adrian - Sie werden
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