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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le
Autoren: Krieg im Spiegel (Smiley Bd 4)
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daß
er es getan hat. Es ist wieder irgendein Trick von Control.«
    »Nein«,
erwiderte Smiley freundlich. »Sie müssen es mir schon glauben. Es ist wahr.«
    »Taylor
ist umgebracht worden«, sagte Leclerc. »Haben Sie das schon vergessen?«
    »Nein, natürlich
nicht. Aber wir werden das nie genau wissen, oder? Wie er starb, meine ich. ob
er wirklich ermordet wurde.« Und hastig fuhr er fort: »Ihr Ministerium hat das
Außenamt gestern nachmittag informiert. Die Deutschen müssen ihn ganz einfach
erwischen, verstehen Sie. Das müssen wir unterstellen. Er funkt langsam, sehr
langsam sogar. Jeder Polizist, jeder Soldat ist hinter ihm her. Sie wollen ihn
lebend. Wir können überzeugt sein, daß sie einen großen Schauprozeß aufziehen
werden, mit einem öffentlichen Geständnis und einer Ausstellung seiner
Ausrüstung. Das kann für uns sehr unangenehm werden. Man braucht kein Politiker
zu sein, um die Gefühle eines Ministers zu verstehen. Es stellt sich also die
Frage, was wir jetzt tun sollen.«
    Leclerc sagte: »Achten Sie auf die
Uhr, Johnson.« Johnson nahm die Kopfhörer und stülpte sie sich wieder über die
Ohren, aber ohne innere Überzeugung.
    Offenbar
wartete Smiley darauf, daß ein anderer etwas sagen würde, da aber alle
schwiegen, wiederholte er schwerfällig: »Es stellt sich also die Frage, was
wir unternehmen sollen. Wie ich schon sagte, sind wir keine Politiker, aber wir
können die Gefahren sehen, die daraus entstehen werden: in einem Bauernhaus,
drei Kilometer von der Stelle, wo die Leiche gefunden wurde, eine Gesellschaft
von Engländern, die sich als Wissenschaftler ausgeben, Lebensmittel von der Armeeversorgungsstelle
und das ganze Haus voll Funkgeräten haben. Verstehen Sie, was ich meine?« Und
weiter: »Sie senden Ihre Signale auf der gleichen Frequenz wie Leiser, immer
die gleiche Frequenz - das könnte wirklich einen Riesenskandal geben. Man kann
sich vorstellen, daß sogar die Westdeutschen schrecklich verärgert wären.«
    Als erster sprach Haldane wieder:
»Was wollen Sie damit zum Ausdruck bringen?«
    »In Hamburg wartet eine
Militärmaschine. Sie werden in zwei Stunden abfliegen - Sie alle. Ein Lastwagen
wird die Geräte abholen. Sie dürfen nichts hier zurücklassen, nicht mal eine
Nadel. Das ist mein Auftrag.« Leclerc fragte: »Und was ist mit dem Ziel? Hat
man vergessen, wozu wir hier sind? Man verlangt viel von uns, wissen Sie,
Smiley, sehr viel!«
    »Ja, das Ziel«, gab Smiley zu.
»Wir werden das in London besprechen. Vielleicht könnten wir eine gemeinsame
Operation einleiten.«
    »Es ist ein militärisches Ziel.
Ich werde darauf bestehen, daß mein Ministerium vertreten ist. Kein monolithischer
Apparat. Das ist ein für alle Male festgesetzt worden, wie Sie wissen.«
    »Natürlich. Und es wird Ihre
Angelegenheit sein.«
    »Ich schlage vor, daß wir für das
Ergebnis gemeinsam die Verantwortung übernehmen. Mein Ministerium könnte unter
diesen Umständen seine Selbständigkeit in den Fragen der Ausführung behalten.
Ich kann mir vorstellen, daß diese Lösung die Einwände entkräftet, die man
offensichtlich hat. Was ist mit Ihren Leuten?«
    »Ja, ich glaube, daß Control damit
einverstanden wäre.«
    Leclerc
bemerkte beiläufig, und alle hörten aufmerksam zu: »Und die Sendung? Wer
kümmert sich darum? Wir haben doch einen Agenten im Einsatz.« Es schien ein
bedeutungsloser Einwand. »Er wird sich um sich selbst kümmern müssen.«
    »Die
Kriegsregeln«, sagte Leclerc stolz. »Wir spielen nach den Regeln des Krieges.
Er wußte das. Seine Ausbildung war gut.« Er schien beruhigt. Das Thema war für
ihn erledigt.
    Zum
erstenmal ergriff Avery das Wort: »Sie können ihn doch nicht allein da draußen
sitzenlassen!« Seine Stimme war tonlos.
    Leclerc mischte sich ein: »Sie
kennen Avery, meinen Assistenten?« Diesmal kam ihm niemand zu Hilfe. Smiley
achtete nicht auf ihn. Er sagte: »Der Mann wurde wahrscheinlich schon geschnappt.
Das Ganze ist nur noch eine Frage von Stunden.«
    »Sie lassen ihn dort verrecken!«
Avery faßte Mut. »Wir streiten ab, daß er zu uns gehört. Das ist nie sehr
hübsch. Aber er ist schon so gut wie gefangen, sehen Sie das nicht ein?«
    »Das
können Sie doch nicht tun!« rief Avery. »Sie können ihn doch nicht aus
schmutzigen diplomatischen Gründen einfach sitzenlassen!« Diesmal fuhr Haldane
Avery wütend an. »Sie sind der letzte, der sich beschweren darf. Sie waren es
doch, der immer vom Glauben an unsere Arbeit sprach, oder? Sie wollten
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