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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le
Autoren: Krieg im Spiegel (Smiley Bd 4)
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nichts dagegen haben, Smiley,
Sie gehören ja praktisch zur Familie -, es ist das Problem des Archivs. Unser
jetziges System der Archiv-Akten ist wirklich veraltet. Bruce hat mich deshalb
schon angesprochen - gerade als ich wegfuhr. Die arme Miss Courtney kann kaum
noch zurechtkommen. Ich fürchte, wir müssen in Zukunft zusätzliche Kopien
machen. Originalblatt für den Sachbearbeiter, Durchschläge für die
Informationen. Es gibt jetzt eine neue Maschine für billige Fotokopien, das
Stück kommt nur auf dreieinhalb Pence, scheint mir nicht teuer in diesen
Zeiten. Ich muß mit den Leuten mal darüber reden. im Ministerium. die erkennen
sofort, was brauchbar ist. Vielleicht.« Er unterbrach sich. »Es wäre schön,
Johnson, wenn Sie weniger Krach machen würden. Wir sind noch immer im Einsatz,
wissen Sie.« Er sprach wie jemand, der auf sein Auftreten sehr bedacht und sehr
traditionsbewußt ist.
    Johnson
war zum Fenster gegangen. Er stützte sich auf das Fensterbrett, lehnte sich
weit hinaus und begann mit gewohnter Präzision die Antenne einzuholen. Er
hielt eine Spule in der linken Hand und drehte sie gemächlich hin und her wie
ein spinnendes altes Weib ihre Spindel, während er den Draht einzog. Avery
schluchzte wie ein kleines Kind. Niemand beachtete ihn.
     
    23. Kapitel
     
    Der grüne
Lieferwagen rollte langsam die Straße entlang. Er überquerte den Bahnhofsplatz
mit dem leeren Brunnen. Auf dem Dach des Wagens drehte sich die Ringantenne
hierhin und dorthin, wie eine Hand, die die Windrichtung prüft. Dahinter, in
engem Abstand, kamen zwei Lkw. Der Schnee blieb jetzt liegen. Sie fuhren mit
Standlicht, zwanzig Meter hintereinander, jeder in den frischen Radspuren des
vorausfahrenden Wagens.
    Der Hauptmann saß im Laderaum des
Lieferwagens. Er hatte ein Mikrofon, durch das er mit dem Fahrer sprechen
konnte, und neben ihm saß, in seine Erinnerungen versunken, der Unteroffizier.
Der Feldwebel hockte vor dem Empfänger, seine Hand drehte unermüdlich an dem
Skalenknopf, während er die zitternde Linie auf dem kleinen Bildschirm
beobachtete. »Jetzt hat er aufgehört«, sagte er plötzlich. »Wieviele Gruppen haben
Sie bis jetzt aufgenommen?« fragte der Unteroffizier. »Ein Dutzend. Zuerst
immer wieder das Rufzeichen, dann ein Teil einer Durchgabe. Ich glaube nicht,
daß er eine Antwort bekommt.«
    »Fünf Buchstaben oder vier?«
    »Immer noch vier.«
    »Hat er das Schlußzeichen
gesendet?«
    »Nein.«
    »Welche Frequenz hat er benützt?«
    »Drei sechs fünf null.«
    »Suchen Sie im Nebenbereich
weiter. Zweihundert nach jeder Seite.«
    »Da ist aber nichts.«
    »Suchen
Sie!« sagte der Unteroffizier scharf. »Tasten Sie das ganze Band ab. Er hat den
Kristall gewechselt. Er wird ein paar Minuten zum Abstimmen brauchen.«
    Der Funker
begann, den großen Skalenknopf langsam weiterzudrehen, während er das Öffnen
und Schließen des in der Mitte des Gerätes sitzenden grünen Auges beobachtete
und einen Sender nach dem anderen abtastete. »Da ist er! Drei acht sieben
null. Ein anderes Rufzeichen, aber dieselbe Handschrift. Schneller als gestern,
besser.« Neben seinem Ellbogen drehten sich eintönig die Spulen des Tonbandgerätes.
»Er arbeitet mit verschiedenen Kristallen«, sagte der Unteroffizier. »Wie sie
es im Krieg gemacht haben. Es ist der gleiche Trick!« Er war verwirrt: ein
älterer Mann, der plötzlich seiner eigenen Vergangenheit wiederbegegnet. Der
Feldwebel hob langsam den Kopf. »Hier sind wir«, sagte er. »Null. Wir sind
genau auf ihm drauf.« Die beiden Männer stiegen leise aus dem Wagen. »Warten
Sie hier«, sagte der Unteroffizier zu dem Feldwebel. »Hören Sie ihm weiter zu.
Sobald er unterbricht - und wenn's nur einen Augenblick ist - dann lassen Sie
den Fahrer die Scheinwerfer ausmachen. Haben Sie verstanden?«
    »Ich werde
es ihm sagen.« Der Feldwebel sah verängstigt aus.
    »Wenn er
ganz aufhört, suchen Sie ihn weiter und lassen Sie es mich wissen.«
    »Passen
Sie auf«, warnte der Hauptmann, während er hinauskletterte. Der Unteroffizier
wartete schon ungeduldig. Der Hauptmann sah hinter ihm ein großes Gebäude auf
einem öden Platz.
    Entfernt
standen kleine Häuser, halb verborgen vom fallenden Schnee, Reihe an Reihe.
Kein Laut war zu hören.
    »Wie heißt
das hier?« fragte der Hauptmann.
    »Es ist
ein Hochhaus mit Arbeiterwohnungen. Man hat ihm noch keinen Namen gegeben.«
    »Nein,
dahinter.«
    »Weiß
nicht. - Kommen Sie«, sagte der Unteroffizier. Fast in jedem Fenster
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