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Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Titel: Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)
Autoren: Lisa Thomsen
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sehr schüchtern. So sah es jedenfalls aus. Eine hieß Jeanne, die andere nannte sich Marie. Beide schienen noch nicht lange in diesem Geschäft zu sein, denn ihre Bewegungen waren linkisch und fast schamhaft.
    »Ihr wisst, Kinder«, eröffnete Yvonne nun dramatisch, »dass mit Daggy unser Laden auflebt. Das heißt, es kommen Männer, Männer und nochmals Männer! Haltet euch ran. Zeigt, was ihr könnt und habt! Ich bezahle euch nicht umsonst. Und nun Musik!«
    Juliette setzte den Plattenspieler in Gang, der sich hinter der Bühne befand. Die Musik setzte dröhnend ein, wurde dann wieder leiser. Die Mädchen übten weiter, und Madame sah auf die Uhr.
    »Mon dieu!«, seufzte sie laut. »Schon nach zehn und noch kein einziger Gast! Das Geschäft geht verdammt schlecht. Ich habe sehr auf dich gewartet, Cherie, denn du machst das!«
    Daggy lächelte.
    »Ja, Yvonne, ich mache das«, sagte sie dann. »Aber zuerst möchte ich baden. Eure Landstraßen sind staubig. Ich nehme niemals die Autobahn. Die ist mir zu teuer. Jetzt komme ich mir richtig schmutzig vor!«
    »Bade, mein Herz«, sagte die Wirtin gutmütig. »Du kennst dich ja aus. Der Gasboiler knallt ein bisschen. Aber er wird dir nicht um die Ohren fliegen. Außerdem tropft der Kaltwasserhahn Es wird dich nicht stören.«
    Yvonne seufzte, richtete das funkelnde Kollier über ihrem mächtigen Busen gerade und schaute dann wieder auf. Nun lag ein ungewöhnlicher Ernst in ihren grauen, forschenden Augen.
    »Wenn ich sehr viel Geld verdient habe«, sagte sie, »dann werde ich wieder nach Paris gehen. Und dann werde ich ein Theater eröffnen. Ein Theater, wie es die Welt noch nicht gesehen hat! Ich werde die Stücke für mich schreiben lassen. O ja! Und ich werde eine gute Schauspielerin sein. Ein Star, wie ihn die Welt noch nicht erlebt hat ...«
    »Yvonne, ich möchte baden!«
    »Ach ja!«
    »Darf ich?«,
    »Gewiss, Cherie«, antwortete die Wirtin. »Aber du glaubst mir wieder einmal nicht. Das macht mich traurig. Oh, dieser elende Schuppen, diese Mädchen und der Clochard! Das macht mich verrückt! Man sollte diese Bretterbude in die Luft spreng!«
    Mitten im Wort blieb sie stecken. Ihr Blick flog zur Tür, die sich geöffnet hatte.
    »Treten Sie ein, meine Herren!«, rief sie theatralisch. »Hier erwartet sie die größte Show der Welt! Sie finden nichts Besseres! Juliette, zack, zack! Luzie, bitte, dalli, dalli! Und du Daggy ...!«
    Daggy war verschwunden. Rasch war sie hinter die Bühne gehuscht. Von dort aus führte eine wackelige Treppe nach oben. In diesem Haus wackelte alles, sogar die Tische, bisweilen auch die Lampen an der Decke, vor allem, wenn Luzie ihren sogenannten 'Arabischen Tanz' auf die Bretter legte.
    Das schien nun der Fall zu sein, denn von unten dröhnte stampfender Rhythmus und tiefer Gesang herauf. Daggy ging in das Badezimmer. Jedenfalls bestand Yvonne darauf, dass man diese Kammer mit der hochbeinigen Wanne und dem neuen Gasboiler so nannte. Es gab ein Waschbecken, das Yvonne wohl einmal äußerst günstig aus dritter Hand erstanden hatte. Jedenfalls trug der Spülstein Altersflecken in reicher Zahl. Und der Hahn tropfte wirklich. Ach was, er rann! Dieses Geräusch konnte einen verrückt machen. Daggy legte einen alten Waschlappen darunter und danach war es besser.
    Und nun kam der Boiler an die Reihe. Ein riesiges Monstrum mit Hebeln, Knöpfen und einem rechteckigen Loch in der Mitte. Daggy vermutete, dass auch dieses Gerät schon reichlich bejahrt war.
    Unten schmetterte Luzie ihren 'Arabischen Tanz' auf die Bretter, die Glühbirnen an der Decke begannen zu zittern. Daggy fischte das Feuerzeug aus der Jeanstasche, drückte an Knöpfen und Hebeln und hielt es schließlich in die Öffnung. Eine Weile tat sich nichts.
    Dann kam ein Knall - ein Blitz, der Daggy direkt zurückschleuderte.
    »O Gottchen, das Ding ist ja lebensgefährlich«, murmelte sie. Noch während sie sich entschied, lieber mit kaltem Wasser zu baden, wurde die Tür aufgerissen. Yvonnes grinsendes Gesicht tauchte auf.
    »Ich sagte doch, er knallt ein bisschen, Cherie. Du musst ihn sehr zärtlich behandeln, sonst ...«
    »... fliegt er mir wirklich um die Ohren«, vollendete Daggy trocken. »Nein, Yvonne, lieber einen kalten Guss, als ...«
    »Lass mich das machen, Cherie!«
    Die Frau verdeckte mit ihrer ganzen Massigkeit den alten Boiler. Dann knallte, zischte und krachte es einige Male. Sie drehte sich um, strahlte, und auf ihrer gepuderten Nase prangte ein herrlicher
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