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Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Titel: Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)
Autoren: Lisa Thomsen
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zeige ich dir, wovon ich lebe, mein Junge!«
    »Du bist doch nicht etwa ...?«,
    »Ich bin, Junge«, erwiderte sie. »In Sachen Liebe muss bei Daggy bezahlt werden. Damit wir uns von vornherein im Klaren sind. Kaffee kannst du umsonst haben. Ich habe auch noch Büchsenwurst hinten. Aber Liebe kostet bei mir was!«
    Der Anhalter machte ein betroffenes Gesicht. Nun musterte er das Mädchen an seiner Seite noch aufmerksamer als vorher. Daggy spürte seine Blicke. Sie war daran gewöhnt, von Männern angestarrt zu werden.
    »Aber das sieht man dir überhaupt nicht an!«
    »Muss man das denn?«, fragte sie ihn. »Ich bin so, wie ich bin. Mir macht mein Leben Spaß. Heute hier, morgen dort. Seit zehn Jahren bin ich eine Reisende in Sachen Liebe.«
    »Ich habe mir eine Nutte anders vorgestellt.«
    »Nutte! Pfui, wie kann man nur«, rügte Daggy. »Es gibt doch viel schönere Ausdrücke.«
    Dann schwiegen die beiden. Bei dem Mann schien sich eine gewisse Betroffenheit ausgebreitet zu haben. Schließlich begann Daggy wieder vor sich hinzupfeifen. Sie war eine ausgezeichnete Autofahrerin, kannte ihren alten Klapperkasten und wusste genau, wieviel sie ihm zumuten konnte.
    Als die Sonne schon sehr schräg stand und die Schatten lang geworden waren, konnte man in der Ferne die Lichter von Cannes erkennen. Dort war Leben, Trubel, Vergnügen. Eine Stadt der Liebe und des Leids.
    »Wir sind bald da«, erklärte Daggy nun. »Ich fahre nicht direkt nach Cannes. Wenn du in die Stadt willst, musst du an der nächsten Kreuzung raus. Von dort aus fährt alle halbe Stunde ein Bus.«
    »Du kennst dich gut aus.«
    »Ja«, sagte sie nur. Sie war müde geworden und hatte Sehnsucht nach einem heißen Bad. Außerdem verspürte sie Hunger und Durst.
    »Es ist eigentlich schade um dich«, meinte Daggys Mitfahrer nun bedauernd.
    »Wieso schade?«,
    »Na ja, dass du ausgerechnet in diesem Gewerbe bist. So ein hübsches Ding und ...«
    »Hör damit auf«, befahl Daggy nun unwirsch. »Dieses Gejammer höre ich jeden Tag ein paarmal. Es macht mich trübsinnig. Es ist alles eine Sache der Gewohnheit. Der eine macht das, und der andere eben jenes. Basta! Alles klar?«,
    »Alles klar, Daggy«, erwiderte Lothar. »Darf ich dich wenigstens mal besuchen, solange du in dieser Gegend bist?«, Daggy zögerte.
    Dann schüttelte sie energisch den Kopf.
    »Lieber nicht, Junge«, entgegnete sie. »Das ist nichts für dich. Du bist noch viel zu jung!«
    »Ich bin zweiundzwanzig!«
    »Zweiundzwanzig«, flüsterte das Mädchen am Steuer. Der Wagen stand. Inzwischen war die Sonne untergegangen. Mit ihren letzten Strahlen hatte sie das Leben auf den Plätzen und Straßen der Stadt wachgeküsst. In der Ferne war Autolärm zu hören.
    »Lass es, Lothar«, sagte Daggy nun entschieden. »Dieses Milieu ist nichts für dich. Es gibt andere Mädchen - bessere. Und jetzt sieh zu, dass du rauskommst!«
    Sie versetzte ihm einen kameradschaftlichen Stoß, angelte nach seinem schweren Leinensack und versuchte, ihn vom Rücksitz zu wuchten.
    »Das mache ich selbst«, wehrte der junge Mann fast schroff ab. Dann stellte er den Sack an den Straßenrand. Er reichte ihr die Hand, sah ihr lange in die schönen Augen und lächelte dann jungenhaft. »Alles Gute, Daggy. Und grüß mir Dagobert!«
    »Mach ich, Junge! Bleib so, wie du bist, und komm mir nicht unter die Räder!«
    Lothar nickte. Sie hatte den Motor wieder angelassen. Dann knatterte das Gespann los. Lothar blickte ihm nach, bis es im blauen Dunst der Dämmerung verschwunden war.
     
    * 
     
    Die Straße wurde wieder holprig, denn sie führte hinter der lauten Stadt vorbei. Daggy mied laute Städte. Ihr blieben sie immer fremd. Nein, sie glaubte nicht, dass sie in einem dieser öffentlichen Häuser ihr Geld verdienen konnte. Sie fühlte sich anders als andere.
    Daggys Opel mit dem alten Wohnwagen zuckelte am Campingplatz vorbei, der nahe am Meer lag. Daggy hielt und kurbelte das Fenster ganz herunter. Dann schloss sie die Augen. Sie liebte den Geruch, den der Meereswind brachte. Sie hörte es gern, wenn die Wellen im Sand ausliefen und dabei verhalten rauschten.
    »Wollen Sie einen Stellplatz?«, fragte der ältere Pächter auf Französisch.
    »Nein, ich fahre weiter«, erwiderte Daggy knapp. Sie sprach sehr gut französisch. Fast zehn Sommer hat sie hier verbracht.
    Ihr Ziel war die kleine Village, die noch weiter draußen lag. Ein paar Häuser, zwei oder drei Bauernhöfe und in Strandnähe das »La Voile d 'or«, was man mit
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