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Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Titel: Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)
Autoren: Lisa Thomsen
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Heiratsantrag gemacht? Mir, der Camping-Daggy?«,
    »Verzeih, ich wollte dich nicht beleidigen.«
    »Das kannst du gar nicht, denn ich habe eine Elefantenhaut, mein Schatz«, warf Daggy ein. Sie strahlte ihn an. In ihren grauen Augen blitzte der Schalk, und es sah nun wirklich ganz so aus, als würde Daggy dieser Beruf Freude bereiten. »Was hat Yvonne zusammengebraut?«,
    »Du musst es probieren«, eröffnete Siegfried. »Sie sagt, dieses Gebräu würde Tote aufwecken!«
    Daggy Conradi kostete vorsichtig.
    »Das kann man wohl sagen«, gab sie schüttelnd von sich. »Auf diese Weise versucht Madame immer ihren schwarz eingekauften Fusel loszuwerden. Sie meint es allzu gut mit uns. Wenn wir das ausgetrunken haben, können wir nicht mehr Häschenhüpf spielen, mein Bester. Also überleg es dir, ehe du dich diesem Gebräu anvertraust. Mir ist eine Coca-Cola mit etwas Brandy lieber. Aber das hole ich mir persönlich, ehe Yvonne mir eine Alkoholvergiftung unterjubelt, die mich drei Tage arbeitsunfähig macht!«
    Einige Minuten später war sie wieder zurück. Sie setzte sich. Auf der Bühne wiederholte Luzie eben zum dritten Male ihren arabischen Tanz. Heftig und schwungvoll wackelte sie mit den drallen Hüften. Die Pappmascheeverkleidung begann bedrohlich zu zittern, und Daggy sah, wie Yvonne einen flehenden Blick zur Bühne warf.
    Doch Luzie war voll in ihrem Element. Sie war wie eine Rakete, einfach nicht mehr zu bremsen. Das Publikum tobte und jubelte vor Begeisterung, während Madame händeringend an der Theke stand und die schwankenden Kulissen anstarrte. Ja, und dann geschah das Unglück. Die prächtig bunte, arabische Kulisse mit Türmchen und Minarett begann sich von der Hinterwand der Bühne zu lösen, kippte im Zeitlupentempo nach vorn und begrub die wackelnde Luzie unter sich. Das Reißen von Leinwand war zu hören, und dann tauchte aus dem grauen Tuch die reichlich lädierte Bauchtänzerin auf. Luzies schwarze Perücke hing schief im Gesicht, so dass ihr das dichte Kunsthaar jegliche Sicht nahm. Verwirrt, und unter den Klängen der Musik kletterte die Arme aus der demolierten Kulisse, stolperte ein paar Schritte nach vorn und fiel dann mit einem schrillen Schrei von der Bühne in die Arme eines wohlbeleibten Franzosen, der die halbnackte Luzie nicht ohne Schmunzeln auffing.
    »Vorhang!«, schrie Madame entsetzt.
    Die Musik brach abrupt ab. Jemand musste hinter der Bühne über den Plattenspieler gestolpert sein, denn dieser gab noch ein paar hustende Töne ab und schwieg schließlich.
    »Die Schneeflocke!«, rief Madame, wobei sie in die Hände klatschte. »Wo bleibt denn die Schneeflocke?«,
    Hinter der Bühne rumorte es. Und endlich erklang wieder Musik. Mit geänderter Kulisse erschien die zierliche Juliette auf der Bühne. Wie eine Porzellanfigur begann sie ihren trippelnden Spitzentanz. Später fiel das weiße Ballkleid und raubte dem klassischen Kunstgenuss jeden Reiz. Schließlich musste Juliette sich ja ausziehen. Und das nach der Ballettmusik aus Tschaikowskys 'Dornröschen'.
    »Entschuldige bitte einen Augenblick«, bat Daggy ihren Kunden. Rasch eilte sie zur Bühnentür und von dort über die knarrende Treppe nach oben. Dort hörte sie dann Yvonnes donnernde Bassstimme.
    »Ich habe dir hundertmal gesagt, dass du auf die Dekoration Rücksicht nehmen sollst!«, tobte Madame. Deutlich war ihr aufgeregter, gewichtiger Schritt zu vernehmen.
    »Darf ich?«,
    Daggy hatte einfach die Tür geöffnet und trat in die 'Garderobe', die Luzie gleichzeitig als Schlafzimmer diente. Dort hockte die verunglückte Bauchtänzerin auf dem Stühlchen vor dem Toilettentisch. Die Tränen hatten dicke Rinnen in die Farbschichten gegraben.
    »Aber ich war doch so schön ...«
    »Man soll nicht übertreiben!«, rief Yvonne donnernd. »Das ist schon die dritte Dekoration, die du mir in diesem Jahr ruiniert hast! Die Nummer wird gestrichen!«
    »Aber es ist doch meine beste Nummer«, jammerte Luzie.
    »Ich fand Luzie wunderbar«, sagte Daggy. Sie ging auf das rundliche Mädchen zu und nahm ihm die Perücke ab. »Sie rufen alle nach Luzie und dem arabischen Tanz!«
    Luzies Augen strahlten wieder.
    »Siehst du!«, warf sie der Chefin in ihrem volltönenden Alt hin. »Ich war unbeschreiblich!«
    »Ich kann es nur bestätigen«, gab Daggy zu. »Vor allem, wie geschickt du dich durch die Leinwand gebohrt hast. Und der Sturz von der Bühne war reif für die Comédie Francais ...«
    »Du Scheusal!«, rief Luzie. »Du machst dich nur
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