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Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Titel: Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)
Autoren: Lisa Thomsen
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'Goldener Schleier' übersetzen kann.
        Daggy erreichte das Haus, als es schon stockdunkel war. Der Mond verharrte hinter einer dicken Wolke, und nur fern, draußen auf dem Meer, war ein schimmernder Streifen zu sehen.
    Hinter dem ganz aus Holz errichteten zweistöckigen Haus dehnte sich ein Garten aus. Er war verwildert, ja richtig verkommen. Früher war das einmal ein schöner Park gewesen, mit herrlichen Palmen, Malvensträuchern und Oleandern. Heute zeigt sich das Grundstück unkrautverwuchert.
    Daggy musste aussteigen. Das Holztor klemmte, wie seit fünf Jahren. Es ließ sich nur mühsam öffnen. Daggys sonderbare Kombination zuckelte in diesen Garten hinein und kam unter alten Bäumen zum Stehen.
    Ein paar Wäscheleinen waren gespannt. Sie stammten noch aus dem letzten Jahr. Der Trampelpfad hinüber zur Hintertür des Hauses war noch vorhanden. Ihn überwucherte das Unkraut sonderbarerweise nie.
    Daggy war auf dem Weg zum Haus, als die Hintertür geöffnet wurde. Ein mächtiger Schatten zeichnete sich ab.
    »Mon dieu!«, rief eine tiefe Stimme. »Camping-Daggy! Wie freue ich mich, dass du gekommen bist, Cherie!«
    Madame Yvonne, die Inhaberin des Stripteaselokals, zog Daggy in den Hausflur.
    »Yvonne, mein Schatz, wie geht es dir?«, begrüßte Daggy die reichlich bepolsterte Wirtin des Vergnügungslokals. Sie gab ihr einen vorsichtigen Kuss auf die gepuderte Wange.
    »Komm rein, Daggy«, schwatzte Yvonne los. »Ich habe dir eine Unmenge zu erzählen! Ach, du kannst dir ja gar nicht vorstellen, wie schrecklich das ist. Diese Mädchen bringen mich noch ins Grab. Und dieser Pierre, dieser widerliche Clochard. Du erinnerst dich sicher an ihn. Es ist der, der immer im letzten Jahr... Ach, nimm erst einmal Platz, Cherie. Ich hole uns etwas zu trinken ...«
    Yvonne raste los. Daggy musste lächeln. Tränen traten in ihre Augen, denn diese Frau war so liebenswürdig und aufrichtig, wie sie keinen zweiten Menschen kannte. Gewiss, Yvonne war anstrengend. Sie redete wie ein Maschinengewehr, oft zehnmal dasselbe. Man musste ihr zuhören, sonst war sie beleidigt. Aber sie war so lieb. Für Daggy war die etwa Fünfzigjährige eine gute Freundin.
    »So, Cherie, da bin ich wieder! Ja, wo war ich denn stehengeblieben? Also, dieser Clochard! Er steigt mir nach ...«
    »Im vergangenen Jahr hast du gesagt, dass du ihn liebst, mein Herz!«
    »Habe ich das wirklich? Nein, nein, unmöglich!«, rief Yvonne. Dann stand sie auf. Ihr Lebendgewicht betrug ungefähr hundertachtzig Pfund. Doch war alles wohlproportioniert. Sie trug ein schillerndes Kleid aus den späten Zwanziger Jahren. Ihr wahres Gesicht lag unter millimeterdicker Schminke verborgen, und auf dem Kopf saß eine riesige, doch prächtig frisierte Perücke von reinstem Platinblond. Yvonne besaß das typische Puppengesicht mancher dicker Leute. Das machte sie liebenswert.
    Nun klatschte die Chefin des 'Voile d'or' in ihre ringgeschmückten Hände. Gäste waren noch nicht da. Sie kamen erst ab zehn Uhr.
    »Alle herhören!«, rief sie den vier Mädchen zu, die auf der nach außen hin so prächtigen Bühne übten und ihre Hüften kreisen ließen. »Camping-Daggy ist da! Und wenn eine von euch wieder Zicken macht, dann kann sie auf die Rue d'amour tanzen gehen, kapiert!«
    Zwei der Mädchen waren Daggy aus dem Vorjahr bekannt. Da war einmal die kleine, zierliche Juliette. Sie kletterte von der Bühne, strich die glatten, schwarzen Haare aus der Stirn und begrüßte Daggy mit einem Wangenkuss, wie das hier so üblich war. Juliette sah wirklich wie eine Ballerina aus. So zart und zerbrechlich wie kostbares Porzellan. Schade, dass sie hier arbeitete. Vielleicht hätte aus ihr etwas werden können. So dachte Daggy immer.
    Dann stieg Luzie von der Bühne. Sie war der krasse Gegensatz zu Juliette: groß, massig, mit prallen Formen. Ihr mit Strass besetztes Lurexkleid sprang fast aus den Nähten. Die grünen Augen schillerten katzenhaft. Hätte es Preise für übertriebenes Schminken gegeben, so wäre Luzie Weltmeisterin gewesen, denn in ihrem Gesicht waren sämtliche Farben zu finden, die die Kosmetikindustrie anbot. Auf der Bühne wirkte das ganz nett. Aber jetzt, als sich Luzie näherte, glaubte man ein Marionettenantlitz vor sich zu haben.
    »Hallo, Cherie«, grüßte Luzie. Sie hatte ebenfalls eine Altstimme, mit der sie ihre anrüchigen Lieder recht gekonnt zum besten gab. So hatte auch sie Vorteile, die Madame Yvonne zugute kamen.
    Die anderen beiden Mädchen waren neu und
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