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Camp Concentration

Camp Concentration

Titel: Camp Concentration
Autoren: Thomas M. Disch
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alles? Warum regt ihr euch wegen ein paar ... Zeitungsausschnitten so auf? Natürlich war das ein schreckliches Verbrechen, aber die Polizei wird den Mörder bestimmt bald haben. Seid ihr deswegen so erregt? Habt ihr vielleicht herausgefunden, wer der Mörder ist?«
    »Der Mörder sind Sie, H. H.! Seit Monaten versuche ich, Ihnen das klarzumachen. George Wagners Mörder, Mordecais Mörder, Meades Mörder - und bald auch meiner!«
    »Das ist doch Unsinn, Louis.« Er wandte sich hilfesuchend an Skilliman. »Er ist verrückt geworden. Sie werden am Schluß offenbar alle verrückt.«
    »Wenn das stimmt, wird bald die ganze Welt verrückt werden«, sagte Watson, einer der mutigeren ›Holzköpfe‹. »Weil nämlich mit großer Wahrscheinlichkeit bereits die ganze verdammte Welt, bestimmt aber dieses Land, mit Ihrem Pallidin infiziert ist.«
    »Ausgeschlossen!« Haast wiegte sich noch immer in Sicherheit. »Völlig ausgeschlossen! Unser Sicherheitssystem ist ...« Und endlich begriff auch er. »Sie meinen, daß die ...«
    »Genau!« sagte ich. »Aimée Busk. Ohne jeden Zweifel.«
    Er lachte nervös. »Aber doch nicht Siegfried? Sie wollen mir doch nicht weismachen, daß sie einen drübergelassen hat? Da kann ich nur lachen!«
    »Wenn sie keinen drübergelassen hat«, sagte Skilliman, »ist die Siegfried-Linie vielleicht von hinten attackiert worden.«
    Das Faltenmuster auf Haasts verblüfftem Gesicht wurde engmaschig wie ein Sieb. Als er begriffen hatte, sagte er voller Abscheu: »Aber wer sollte denn so etwas ... Unvorstellbar!«
    Ich zuckte die Achseln. »Es könnte jeder von uns gewesen sein. Denn in ihrem Büro war jeder von uns mit ihr allein. Aber Sie können sich darauf verlassen, daß ich es nicht wahr. Höchstwahrscheinlich war’s Mordecai. Vielleicht erinnern Sie sich, daß die Heldin seiner Erzählung unserer lieben Dr. Busk nachgebildet war. Und außerdem war da eine ganz leise Anspielung, der man entnehmen konnte, daß die Heldin, Lukrezia, auf unübliche Weise mißbraucht worden war. Ich muß allerdings zugeben, daß mir das erst jetzt eingefallen ist.«
    »Dieses verdammte Schwein! Und ich habe diesem schwarzen Bastard wie meinem eigenen Sohn vertraut!«

    68.
    Es dauerte eine Zeitlang, bis Haast sich darüber klar wurde, daß es um mehr als einen persönlichen Vertrauensbruch ging. Währenddessen brütete Skilliman vor sich hin und malte sich die Folgen aus. Ich bin sicher, daß seine erste und heftigste Reaktion Enttäuschung war. Er fühlte sich betrogen. Er hatte sich so sehr gewünscht, der Welt eigenhändig den Garaus zu machen.

    69.
    Haast bat mich um genauere Erklärung. Ich gab ihm meine Notizen und verschiedene Berechnungen, die ich über die mögliche Ausbreitungsgeschwindigkeit der Epidemie angestellt hatte.
    Geht man davon aus, daß Dr. Busk sich sofort nach ihrem Verschwinden aus dem Lager (22. Juni) in Abenteuer gestürzt hat, dann hätten sich die ersten Zeichen der Ansteckung etwa ab Mitte oder Ende August bemerkbar machen müssen. Meine Schätzungen basieren auf der neuen Ausgabe des Kinsey-Reports und sind daher wahrscheinlich zu konservativ. Außerdem dürfte sich auch die Tatsache, daß es unter den Homosexuellen mehr Promiskuität (und mehr Geschlechtskrankheiten) gibt, als Beschleunigungsfaktor erweisen, besonders im frühen Stadium, in dem die rasche Ausbreitung das entscheidende Moment ist. Die Zeitungsausschnitte in meiner Sammlung haben gezeigt, daß die typischen Symptome vor allem dort auftreten, wo die Homosexualität grassiert: im Bereich der Kunst, des Sports, der Mode, der Religion und des Sexualverbrechens.
    In spätestens zwei Monaten werden zwischen 30 und 55 Prozent der erwachsenen Bevölkerung auf dem besten Weg sein, sich in Genies zu verwandeln! Falls die Regierung nicht sofort alle Einzelheiten bekanntgibt! Allgemeine Warnungen vor Geschlechtskrankheiten würden das Sexualverhalten ebensowenig beeinflussen, wie es die Aufklärungsfilme getan haben, die man seit dreißig Jahren unseren jungen Soldaten zeigt, ja, sie würden sogar noch wirkungsloser sein, weil man sich heutzutage mehr auf Penicillin als auf Präservative verläßt. Aber unglücklicherweise kann Penicillin nicht das geringste gegen Pallidin ausrichten.

    70.
    Ich glaube, Haast hat endlich begriffen, daß nur etwas erreicht werden kann, wenn die Öffentlichkeit in alles eingeweiht wird. Nach meiner Schätzung ist bereits die Hälfte aller gewerbsmäßigen Dirnen infiziert. Die Epidemie wird sich in
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