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Camp Concentration

Camp Concentration

Titel: Camp Concentration
Autoren: Thomas M. Disch
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war, daß sich drei Gefangene, unter ihnen Barry Meade, meine Philosophie der Gewaltlosigkeit zum Beispiel nahmen und auf ihre ›Auferstehung‹ verzichteten. Sie wollten lieber ihren eigenen Tod sterben als einen anderen Menschen zum Tod verurteilen.
    Weil Mordecai fürchtete, daß auch ich mich so entscheiden würde, weihte er mich nicht in den Plan ein, und so erfuhr ich das Geheimnis erst, nachdem mir der Körper meines Opfers als unwiderrufliches Erbe zugefallen war. Ob ich wirklich darauf bestanden hätte, ein Märtyrer zu werden? Ich bin jetzt so verliebt in diesen Körper, in das Leben, ins Gesundsein, daß ich es mir nicht mehr vorstellen kann. Doch, ich glaube, ich hätte darauf bestanden!

    98.
    Aber denken wir an die Zukunft! Es werden bereits alle Anstrengungen unternommen, einen Impfstoff zu finden. Das Licht der Hoffnung schimmert von zwanzig bezwingbaren Berggipfeln. Und wenn wir dennoch zum Untergang bestimmt sind, dann werden wir uns wenigstens bis zuletzt dagegen wehren. Also mit Mut voran!

    99.
    Nein, ganz so heiter ist es nicht. Noch lauert das Entsetzen. Hinter der Haast-Maske verbirgt Mordecai das Wissen um eine andere, weiter entfernte Zukunft, um eine Bergspitze jenseits der schimmernden Gipfel, um eine tödliche Kälte und Einsamkeit. Valéry hat recht! Am Ende ist der Verstand nackt und bloß. Am Ende ist er reduziert auf jenen Zustand äußerster Armut, der darin besteht, eine Kraft ohne Ziel zu sein.
    Ich existiere ohne Instinkte und fast ohne Phantasie; und ich habe kein Ziel mehr. Ich habe mit nichts mehr Ähnlichkeit. Das Gift hat nicht zwei Dinge - Genialität und Tod - bewirkt, sondern nur eins. Nennt es, wie ihr wollt.

    100.
    Eine schöne runde Zahl zum Abschluß.
    Und zudem ist heute der 31. Dezember. Heute hat Mordecai gesagt: »Es gibt viel Schreckliches, von dem wir nichts wissen. Es gibt viel Schönes, das wir noch entdecken werden. Laß uns den Weg zu Ende gehen.«
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